Deutschland 2020 · 92 min. · FSK: ab 6 Regie: Maggie Peren Drehbuch: Maggie Peren Kamera: Marc Achenbach Darsteller: Alicia von Rittberg, Edin Hasanovic, Tim Oliver Schultz, Emilia Schüle, Samuel Schneider u.a. |
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Mehr als nur ein unterhaltsames Beispiel der klassischen Spieltheorie | ||
(Foto: Warner Bros.) |
Man kann sich bis aufs Blut streiten, ob man sich Hello again – Ein Tag für immer überhaupt ansehen soll, nachdem es schon einen vermeintlich besseren, strukturell sehr ähnlichen Film gibt. Gemeint ist Und täglich grüßt das Murmeltier mit Bill Murray aus dem Jahr 1993. Diesmal aber ist die Hauptfigur weiblich und eine ganz normale junge Frau, die etwas poetisch veranlagt ist. Sie hat eine lebhafte Phantasie, die ihr manchmal sogar Streiche in den Träumen spielt. Laut Wittgenstein ist das auch möglich. Was geträumt wird, kann auch real sein. Oder etwa nicht?
Die Nachricht über die bevorstehende Hochzeit von Zazies (Alicia von Rittber) bestem Freund Philipp (Tim Oliver Schulz) platzt wie eine Bombe in ihr unaufgeregtes Leben. Kurzentschlossen schnappt sie sich ihren WG-Bewohner Anton (Edin Hasanovic), um das Unheil zu verhindern. Manipulieren ist schließlich menschlich. Damit beginnt Zazies Alptraum. Oder ist alles nur ein Traum? Gar Traum im Traum? Eine Konstante bleibt dabei aber real. Das sind die nächtlichen Geräusche aus Patricks (Samuel Schneider) Zimmer, dem Dritten im Bunde. »Es gibt Millionen von Universen«, weiß die Klo-Frau im Film. Und aus den verschiedenen Universen entsteht gelegentlich eine Schnittmenge in Form einer Dreier-WG.
Zazies Albtraum besteht aus ihren Horrorvisionen, wie sie das ewige Unglück, das Philipp bevorsteht, verhindern kann. Immer wieder entstehen in ihrem Kopf Paralleluniversen mit allen möglichen Alternativen. Mit jedem neuen Entwurf werden auch andere Personen ihres eigenen Universums deutlicher beleuchtet. Nach und nach werden neue Facetten und Taten der Beteiligten mit allen ihren Schwächen und Verfehlungen sichtbar. Perspektiven werden verändert, das auftretende Personal bleibt aber stets dasselbe. Jeder wünscht sich Liebe, entwickelt aber Strategien, um sie nicht real werden zu lassen. Vor lauter Abwehrtaktiken sieht man den Nächsten nicht mehr. Zazie tut mehrmals alles nur erdenkliche, um den Verlauf der Geschichte in ihrem Sinne zu beeinflussen – solange die Zukunft nur ein hypothetisches Gebilde ist. Das ändert sich aber an der Stelle, als die Zukunft zur Vergangenheit wurde. Und Zazie aufwacht.
Die Hauptfigur hat sich im Verlauf der Geschichte(n) verändert. Das ist selbst in einer Komödie möglich und gibt dem Film den nötigen Tiefgang. Herzhaft gelacht werden darf trotzdem in dieser romantischen Komödie über Liebe und Freundschaft. Eine ablehnende Haltung allein aus dem Grund, weil es Harold Ramis' Klassiker gibt, ist voreilig und wird Hallo Again nicht gerecht. Denn trotz dr bekannten Zutaten funktioniert Hallo Again ganz
wunderbar als eigenständiges, autonomes filmisches Werk und braucht sich hinter keinem Murmeltier zu verstecken und ist weit mehr als nur ein unterhaltsames Beispiel der klassischen
Spieltheorie.
Und wie kommt man aus der Zeitschleife wieder heraus? Ganz einfach: Indem man alte Dinge loslässt und einiges dann doch etwas anders macht.