Deutschland 2001 · 95 min. · FSK: ab 12 Regie: Michael Klier Drehbuch: Karin Aström Kamera: Sophie Maintigneux Darsteller: Katrin Saß, Dominique Horwitz, Franziska Troegner, Julia Hummer u.a. |
»Mami, jeder hat sein eigenes Leben.« – die Tochter verabschiedet sich gleich zu Beginn am Flughafen, und man wird sie nicht wiedersehen. Nun ist die Mutter ganz auf sich gestellt, und spürt erst recht die Einsamkeit, die ihr Leben prägt. Rund 50 Jahre alt ist diese Heidi M. (Kathrin Saß), noch ist Zeit genug, um ein weiteres Mal aufzubrechen, aber dafür müsste sie die Hindernisse des Daseins überwinden, das sie irgendwo im Osten Berlins fristet, wo sie einen kleinen Lebensmittelladen betreibt. Nachts steift sie durch die Bars, lässt sich treiben auf der Suche nach einem Mann, mit dem sie es sich gemütlich machen kann, ohne wirkliche Verletzungen zu riskieren. »Ich möchte noch mal jung sein.« sagt sie, aber wo sich die Gelegenheit bietet, da scheut sie davor zurück, diesen Vorsatz auch zu leben. Die Unbefangenheit der Jugend ist ihr längst abhanden gekommen. Dann taucht Franz (Dominique Horwitz) auf, und vielleicht könnte doch alles anders werden...
Regisseur Michael Klier gelingt mit Heidi M. ein Film mit Tönen und Szenen, die für deutsche Verhältnisse höchst ungewöhnlich sind. Nichts ist hier zu spüren von penetranter Gutgelauntheit oder platten Lösungen von Scheinproblemen, weil man dem Publikum ernste Stoffe nicht zumuten möchte. Ein bisschen französisch wirkt Heidi M. vielmehr schon dadurch, dass hier eine erwachsene Frau im Zentrum steht, dass hier Jugendliche nur als kühle Störenfriede auftauchen, dass die Dinge des Lebens in sehr grundsätzlicher Weise verhandelt werden. Auch gefällt es, dass eine »Heldin« Schwächen haben und Dummheiten machen darf, ohne dass sie denunziert wird, ihr die Sympathie von Regie und Kamera verloren gehen.
Auf der anderen Seite verfängt sich diese Geschichte über zweite und dritte Chancen öfters in der eignen Melancholie. Sie ist manchmal einfach zu zäh und unspannend, zelebriert eine Schwerblütigkeit, die aufgesetzt wirkt, wo sie prinzipielle Ansprüche erhebt. So scheint es hier nicht nur um Individuen zu gehen, sondern um repräsentative Bürger des neuen Ostens – Paul und Paula, alt geworden und geschieden. Und leider auch unpolitisch.