USA 1989 · 87 min. · FSK: ab 18 Regie: Abel Ferrara Drehbuch: James Borrelli, Elmore Leonard Musik: Chick Corea Kamera: Anthony B. Richmond Darsteller: Peter Weller, Kelly McGillis, Charles Durning, Frederic Forrest, Tomas Milian u.a. |
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»Das will ich sehen!« steht auf dem Cover der DVD | ||
(Foto: Liquid Love) |
Abel Ferraras Neo-Noir Hexenkessel Miami von 1989 beginnt mit einer grobkörnigen Schwarzweiß-Sequenz. Sie zeigt, wie der Fallschirmjäger George Moran bei der amerikanischen Invasion der Dominikanischen Republik in Gefangenschaft gerät. Eine junge Frau rettet ihm das Leben und gibt ihm den Namen »Cat Chaser« (der Originaltitel des Films).
Jahre später ist George Moran (Peter Weller) der Betreiber eines Hotels in Miami. Zu seinen Gästen zählt auch der ehemalige Chef der Geheimpolizei der Dominikanischen Republik Andres DeBoya (Tomas Milian). Bei einer Reise in die Dominikanische Republik auf der Suche nach seiner einstigen Lebensretterin trifft George Moran seine frühere Geliebte, DeBoyas Ehefrau Mary (Kelly McGillis). Ihre alte Liebe flammt wieder auf, und die beiden beginnen eine leidenschaftliche Affäre.
Hexenkessel Miami ist ein waschechter Sunshine-Noir. Anders als in Fear City (1984) oder in King of New York (1990) spielt die Handlung nicht in den nächtlichen Straßen des Molochs New York, sondern im sonnendurchfluteten Miami und in der ebenfalls von starker Sonne beschienenen Dominikanischen Republik. Wir sehen strahlend weiße Häuser, blaue Swimmingpools und das gleichfalls blaue Meer. Auch die Protagonisten tragen keine dunklen Anzüge, sondern helle kurze Hosen und Hawaiihemden. Statt der hochenergetischen Atmosphäre von Krieg in Chinatown (1987) herrscht in Hexenkessel Miami eine Atmosphäre entspannter Trägheit.
Diese Trägheit schlägt sich auch im Plot des Films nieder. Fast ein Drittel des Films vergeht, bevor George in der Dominikanischen Republik auf Mary trifft – und die Handlung langsam ins Rollen gerät. Doch erst nach zwei Dritteln des Films kommt so etwas wie Spannung auf. Plötzlich beginnen sich die Ereignisse zu überschlagen. Es kommt zu sehr brutalen und blutigen Szenen. In einer davon zwingt DeBoya Mary, sich nackt auf dem Bett auszustrecken. Anschließend schiebt er ihr seine Pistole in den Mund und lässt die Waffe anschließend über den nackten Körper seiner Ehefrau gleiten. Später wird DeBoya ebenfalls unter gezückter Pistole gezwungen, sich nackt auszuziehen. Zu diesem Zeitpunkt ist die Jagd um zwei Millionen Dollar bereits völlig eskaliert.
Hexenkessel Miami ist die Verfilmung eines Romans des Hardboiled-Autoren Elmore Leonard, der auch selber am Drehbuch mitschrieb. Es darf jedoch bezweifelt werden, dass die Kinofassung des Films vollkommen den Intentionen des Autors entspricht. Auf jeden Fall entsprach diese nicht den Vorstellungen von Abel Ferrara, der sich während des Drehs mit der gerade in den Bankrott abrutschenden produzierenden Firma Vestron überwarf. Eine deutlich längere Fassung soll sich noch in den Archiven des New Yorker Filmemachers befinden. Im vorliegenden Film fällt auf, dass verschiedene Plotlinien nur rudimentär entwickelt sind. So kommt beispielsweise Georges Suche nach seiner einstigen Retterin kaum zum Tragen. Hinzu kommt, dass alle Charaktere des Films reichlich eindimensional ausgefallen sind. Deshalb gibt es auch keine größeren Überraschungen im Handlungsverlauf.
Wie schon bei Fear City setzt Ferrara auch bei Hexenkessel Miami ganz auf die Atmosphäre des Films. Dabei verkommt die eigentliche Handlung erneut zur Nebensache. Wir sehen George mit weißen Hosen und blauem Hemd am Pool seines Hotels in Miami. Wir sehen Mary im knallroten Kleid und mit großer dunkler Sonnenbrille in der Dominikanischen Republik. Und wir sehen die zwei zusammen in einem weißen Mercedes durch die Gegend fahren. Anders als bei manchen anderen Sunshine-Noirs setzt Ferrara jedoch nicht alleine auf Bilder von lichtdurchfluteten Settings bei Tag. Wie beim klassischen Film noir gibt es auch zahlreiche Nachtaufnahmen. Dort arbeitet Ferrara mit bläulichem Licht und starken Helldunkel-Kontrasten. Immer wieder zeigt sich ein expressives Schattenspiel auf Gesichtern und Wänden. Bei einer Liebesszene tanzen die Schatten auch über die sich in Lust windenden Körper.
Die blonde Mary inszeniert Ferrara als klassische Femme fatale. Immer wieder sehen wir Großaufnahmen von ihrem Gesicht mit dunkler Sonnenbrille. Dabei bleibt Mary während des Großteils des Handlungsverlaufs seltsam passiv. Als sie sich schließlich doch einmal zu einer Aktion aufrafft, sorgt das für die einzige kleinere Überraschung im Film. Somit ist Hexenkessel Miami ein Film, der weder von seinen Charakteren noch von seiner Handlung her zu überzeugen vermag. Was bleibt, ist dennoch sorgfältig inszenierte Neo-Noir-Atmosphäre.