USA 1998 · 114 min. · FSK: ab 12 Regie: Stephen Frears Drehbuch: Walon Green Kamera: Oliver Stapleton Darsteller: Woody Harrelson, Patricia Arquette, Billy Crudup, Cole Hauser u.a. |
Big Boy Matson (Woody Harrelson) ist ein Kerl, der weiß, wie man Pferde zureitet. Gleich zu Beginn zeigt er Peter (Billy Crudup) ein paar Tricks, und fortan sind die beiden – der Alleskönner und sein schwächerer, zögernder Bewunderer – Freunde.
Auch mit Frauen kennt sich Big Boy aus. Er vergleicht sie selbst dann noch mit Pferden, wenn er gerade mit einer von ihnen im Bett liegt. Eines Tages taucht Mona (Patricia Arquette) auf, eine Kreuzung aus Femme fatale und Kleinstadtschlampe, deren Erotik immer etwas nach billigem Parfüm duftet. Aber in der Wüste New Mexicos erscheint sie den Männern als Verheißung.
Hi-Lo Country erzählt die alte Story zweier Freunde, die in die gleiche Frau verliebt sind. Mona freilich interessiert sich kaum für Pete, und auch umgekehrt scheint sie für ihn primär ein weiterer Weg der Annäherung an den Freund zu sein (und versteckte Homoerotik ist hier durchaus mit präsent). Trotzdem wird Pete mit der Zurückweisung durch nicht fertig, andererseits ist er zu stumm und introvertiert, um mit Big Boy bei einem Whisky darüber reden zu können oder sich wenigstens mit ihm zu schlagen. Stattdessen mündet der Dreierkonflikt in einen dramatischen Showdown.
Hi-Lo Country ist ein merkwürdiger, sehr spezieller Film. Durch die Zeit, in der er angesiedelt ist, den 40er Jahren dieses Jahrhunderts, gibt er dem längst verblichenen Western-Genre eine neue Dimension: Er vermischt es mit dem Film noir, jenen »hard boiled« Kriminalfilmen der 30er und 40er mit ihren harten, weichen Männern und den unberührbaren, hochbegehrten Vamp-Ladys.
Diese Filme erzählen davon, wie alte, konservative Werte in der modernen,
amoralischen Welt des ungehemmten Kapitalismus nichts mehr zählen. Hi-Lo Country zeigt nun die letzten Tage der Cowboys, schildert, wie die alte Western-Welt mit ihren Idealen durch die neue Vieh-Industrie systematisch zerstört wird. Und er zeigt, wie unvereinbare Werte aufeinanderprallen.
Diese Hommage an den klassischen Western ausgerechnet durch den Briten Steven Frears hat viel Charme. Brillant wäre sie, wenn Frears nicht selbst dem Western-Mythos verfallen wäre und seinen Film nicht fast ohne alle Ironie gedreht hätte. Diese Cowboys haben nichts mehr von den kreuzritterhaften Vorreitern der Zivilisation, sie sind traurige Konservative, Verteidiger des alten Amerika.