Deutschland 2006 · 87 min. · FSK: ab 0 Regie: Alexander Adolph Drehbuch: Alexander Adolph Kamera: Susanne Schüle, Estella Sanz Posteguillo Schnitt: Nina Ergang |
Sie sind überaus charmant, gewinnend, Vertrauen erweckend, sie sind mutig und flexibel, sie können sich geradezu perfekt auf ihr Gegenüber einstellen. Sie sind begnadete Verkäufer. Eigentlich haben sie also alle Tugenden, die heutzutage von Top-Managern gefordert werden und das Tor zu einer großen Karriere öffnen. Vier Erfolgsmenschen, möchte man meinen.
Aber alle vier sitzen im Gefängnis, verurteilt zu hohen bis höchsten Haftstrafen. Zumindest einer von ihnen wird wohl nie wieder herauskommen, ihm droht nach verbüßter Strafe Sicherheitsverwahrung. Der Titel von Alexander Adolphs faszinierendem Dokumentarfilm Die Hochstapler fasst ganz nüchtern, worum es geht: Um Betrüger, um Straftäter. Doch hinter diesem juristischen Faktum stehen andere, nicht weniger harte Tatsachen, aber alles andere als nüchtern. Denn Die Hochstapler erzählt auch viel vom ganz normalen Wahnsinn des Alltags.
Oder wie soll man die vielen, durchweg wahren Geschichten nennen, die Adolphs Film durchziehen: Vom Mann, der Top-Managern für fünf Millionen eine Ausflugsreise zum Mond verkaufte, zur Jahrtausendwende, mit einer »Milleniums-Party« auf dem Mond. Oder vom Mann, der sich als NATO-Offizier und »persönlicher Freund Joschka Fischers« ausgab, und mal eben ein halbes ostdeutsches Dorf anmietete, und dort »einfach so« eine NATO-Sicherheitskonferenz organisierte.
Ein glänzender, überaus unterhaltsam gemachter Film, voller überraschender Geschichten. Adolph, der sich bereits als Drehbuchautor einen Namen gemacht hat, untersucht die hohe Kunst der Hochstapelei: Besser als viele andere verstehen sie die Menschen und ihre innersten Bedürfnisse. Betrug ist die ganz besondere Kunst, den Menschen genau das zu erzählen, was sie hören wollen – oder etwas, das derart wahnwitzig klingt, dass sie es einfach glauben müssen. »Die Geschichte muss einfach und logisch sein. Oder extrem unlogisch«, resümiert einer.
Der Film zeigt: Die Lüge bedeutet Macht, doch sie nimmt den Lügner auch zunehmend gefangen. In alldem halten Adolphs Hochstapler der der Gesellschaft den Spiegel vor.