USA 1999 · 93 min. · FSK: ab 16 Regie: William Malone Drehbuch: Dick Beebe, Robb White Kamera: Rick Bota Darsteller: Geoffrey Rush, Famke Janssen, Taye Diggs, Ali Larter u.a. |
Ein Film wie eine Fahrt mit der Geisterbahn: Grell, laut, geschmacklos und voller billiger Schockeffekte. Wenn es mal ein bisschen eklig wird, ist das nicht schlimm, denn die Konstruktionsmechanismen bleiben die ganze Zeit sichtbar. So eine Fahrt führt nirgendwo hin, macht aber einen Riesenspaß.
Die Story kann man ganz schnell vergessen. Eine Handvoll windiger Charaktere kommt unter ungeklärten Umständen in einem großen, gruseligen Haus zusammen. Wer die Nacht lebend übersteht, so heißt es, erhält eine Million Dollar. Doch spätestens, als alle Fenster und Türen mit Stahlplatten hermetisch abgeriegelt werden, ist klar: Dieses Geld muss erst verdient werden.
Wie es sich für einen Spukhausfilm gehört, ist das House on Haunted Hill der wahre Star.
Hoch auf den Klippen über dem Meer ragt es auf wie ein futuristisches Xanadu. Bis ins Jahr 1931 diente es als Irrenanstalt, in der ein mad scientist die Patienten zu medizinischen Experimenten missbrauchte – bis die Versuchskaninchen den Spieß umdrehten und das Personal niedermetzelten. Weil sie dabei eine Kamera mitlaufen ließen, geht die wunderbar halluzinatorische Rückblende direkt über in ein zeitgenössisches newsreel und dieses in eine TV-Reportage, moderiert
von Peter Graves. Doch das ist nur ein kleiner Schlenker zu Beginn. Was heute tatsächlich in den alten Gewölben lauert, müssen die sieben unfreiwilligen Kandidaten bald am eigenen Leib erfahren.
Sobald die Falle zugeschnappt ist, zieht Regisseur William Malone in seiner düsteren, völlig künstlichen Studiowelt sämtliche Register. Obwohl der gothic horror mit einem kräftigen Schuss Popart durchsetzt ist, gleitet der Film nicht in billigen Klamauk ab und funktioniert vor allem als zeitgemäß aufpolierter Erbe der effekthascherischen 60er-Jahre-Horrorfilme. Natürlich gab es schon einmal ein House on Haunted Hill: William Castle machte sich 1958 einen Spaß daraus, an einem Draht ein leuchtendes Skelett durchs Kino fliegen zu lassen. Damals war es Vincent Price höchstpersönlich, der die Übernachtung managte. Heute tut Geoffrey Rush sein bestes, um mit Oberlippenbärtchen und outriertem Spiel den König des over-acting zum Leben zu erwecken. Sein dandyhafter Vergnügungsparkbetreiber hört auf den schönen Namen Stephen Price. Als hinterhältige Mrs. Price arbeitet Famke Janssen nach geglücktem Auftritt in Octalus weiter an ihrem Ruf als B-Movie-Queen und findet als wahre Femme Fatale gleich zwei besonders unschöne Enden. Obwohl hinter dem Mundschutz nicht zu erkennen, hat Re-Animator Jeffrey Combs einen Cameo-Auftritt als nicht totzukriegender Doktor mit ausgeprägt sadistischen Zügen.
Die Wurzeln von House on Haunted Hill liegen im Grand Guignol und dem Kino der Attraktionen. Zu Beginn wird eine völlig unnötige Achterbahnfahrt präsentiert, als säße man gerade im IMAX-Kino. Die späteren Grausamkeiten, genüsslich ausgeschlachtet, wirken vor allem als Spektakel. Das nennt man dann wohl »reißerisch«. Auch gibt es einige wirklich kranke Szenen, in denen ungemein effektiv mit den Mitteln des Kinos gespielt wird. Da läuft eine Frau mit
vorgehaltener Videokamera durch den Keller. Im Sucher sieht sie leinwandfüllend besagten Doktor in voller Aktion am Seziertisch – doch setzt sie die Kamera ab, steht sie alleine in einem verfallenen, leeren Operationsraum. Dann, beim erneuten Blick in den Sucher, bemerkt der Doktor sie und kommt mit gewetztem Skalpell direkt auf die Kamera zu... als Zuschauer im dunklen Saal aufgespürt zu werden, ist immer wieder erschreckend. Im selben Keller steht eine Rotoskop-artige
Maschine, in der man Wahnsinnige einsperrt, damit sie durch Reizüberflutung »eine solche Angst bekommen, dass sie wieder normal werden«. Natürlich landet jemand in dem Kasten, der nicht verrückt ist. Noch nicht...
House on Haunted Hill, eine Erinnerung an bessere Tage des Horrorfilms, ist sich seiner Möglichkeiten und Grenzen stets völlig bewusst. Trotz aufwendiger Spezialeffekte versprüht er den Charme des Minderwertigen und Unanständigen. Ein Film
für Freunde des schlechten Geschmacks und für alle, die das Kino noch ab und zu mit der Geisterbahn verwechseln.