USA 2018 · 98 min. · FSK: ab 0 Regie: Genndy Tartakovsky Drehbuch: Michael McCullers, Genndy Tartakovsky Musik: Tiësto, Mark Mothersbaugh Schnitt: Joyce Arrastia |
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Dumme „Dude“-Dudeleien |
Wäre der zweite Teil von Hotel Transsilvanien nicht so subversiv, überraschend und doppelbödig gewesen, hätte mich der dritte Teil einen Dreck geschert. Und überhaupt Franchises – was darüber noch Worte verlieren, es geht ja eh jeder rein und das Ganze geht von vorne los. Und alles nur, weil dann doch der allerletzte Hamburger heimischer und damit besser schmeckt als der delikateste Penisfisch, eine der großen Delikatessen Chinas, Koreas und Japans.
Aber Hotel Transsilvanien 3 – Ein Monster Urlaub (HT3) ist so viel schlechter als Hotel Hotel Transsilvanien 2, dass es sich dann doch aus purer Neugier lohnen sollte, den Ekel vor diesen Kommerzmasturbationsallüren beiseite zuschieben und sich ganz offen zu fragen, was hier schief gelaufen sein könnte. Warum HT3 „nur“ ein Kinderfilm ist und nicht mehr. Denn ohne Zweifel werden 7-jährige auch im dritten Teil ihren Spaß haben: Die Animationen sind perfekt und Schnitte und Tempo so schnell, dass man der völlig defragmentierten Handlung über Monster, die mit einem Kreuzfahrtschiff auf Urlaub gehen, kaum folgen kann, folgen muss. Denn meist reicht den jüngeren Zielgruppen bei Franchise-Aufläufen ja der Wiedererkennungsmoment. Und zumindest das macht Genndy Tartakovsky, der in HT1 und HT2 schon Regie führte, völlig richtig.
Alle alten Bekannten tauchen auf – sowohl Graf Dracula, als auch Johnny, Mavis, Frankenstein, der Unsichtbare und Wayne, die im englischen Original allesamt mit delikaten Sprechern besetzt sind, in der eben aufgeführten Rollenreihenfolge mit Adam Sandler, Andy Samberg, Selena Gomez, Kevin James, David Spade und Steve Buscemi. Kaum zu toppen, keine Frage. Und auch die Einführung von neuen Rollen wird wie in jeder guten Sequel sehr behutsam vorgenommen, denn mehr als ein oder zwei neue Rollen überfordern im Normalfall auch das best geschulte Kind. Also gibt es in HT3 Abraham van Helsing und seine Großenkeltochter Ericka, die die Monster in eine Falle locken wollen, um sie dann endgültig zu vernichten und damit einen Traum zu erfüllen, der die Helsings seit Generationen umtreibt.
Was im Kern gar nicht mal so schlecht klingt, wird jedoch so stupide, platt und auch nicht den billigsten Kalauer auslassend, umgesetzt, wird mehr gebrüllt statt gesprochen, Musik als Zuckerguss missbraucht und die Erzählung derartig oft an die Wand geworfen, um die Splitter dann wieder mehr schlecht als recht mit Spucke zusammenzukleben, dass man das Gefühl nicht los wird, dass die Drehbuchautoren völlig besoffen von einem Balkon in Mallorca gefallen sein müssen, bevor sie sich wieder an den Schreibtisch gesetzt haben.
Und wirft man dann einen Blick auf die Credits, scheint genau das der Fall gewesen zu sein. Denn anders als in Hotel Transsilvanien 2, wo Adam Sandler und Robert Smigel im Doppelpack zu kreativ-subversiver Hochform aufliefen, ist in HT3 neben Regisseur Genndy Tartakovsky vor allem Michael McCullers für das Drehbuch verantwortlich. Und wie in The Boss Baby, wo McCullers eine an sich gute Grundidee mit plattester Kumpel-Rhetorik an die Wand gefahren hat, so ist auch in HT3 der Hang zu selbstreferenziellen, dummen „Dude“-Dudeleien, apolitischem Blödsinn und gesellschaftlichen Desinteresse so offensichtlich, dass der Besuch von Hotel Transsilvanien 3 dann doch nicht ganz so sinnlos war, man einmal mehr um die Bedeutung guter Drehbuchautoren gelernt hat.