USA/GB/D 2005 · 94 min. · FSK: ab 16 Regie: Ol Parker Drehbuch: Ol Parker Kamera: Ben Davis Darsteller: Eva Birthistle, Darren Boyd, Matthew Goode, Anthony Head u.a. |
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Rachel und Luce |
Bei der großen Liebe zwischen Zweien gibt es aller Wahrscheinlichkeit nach immer einen Dritten. Einen, der traurig ist. Was würde die Filmbranche machen, wenn das nicht so wäre? Damit es dramaturgisch besonders knallt, tritt die dritte Person meist dann ein letztes Mal in Erscheinung, wenn schon die Hochzeitsglocken läuten und danach nichts mehr gehen würde. Versprochen ist schließlich versprochen.
In Eine Hochzeit zu dritt, dem Debütfilm des Briten Ol Parker, kommt die dritte Person erst bei der Hochzeitsfeier ins Spiel. Der smarte Heck (Matthew Goode) und die hübsche Rachel (Piper Perabo) heiraten – Traumhochzeit! Dummerweise hat man aber die hübsche Floristin Luce (Lena Headey) beauftragt, den Festsaal zu dekorieren. Luce ist einfach unwiderstehlich, Wahnsinn! Und so wird der sogenannte schönste Tag im Leben zum Problem. Also zackbumm, von Amors Pfeilen getroffen, Liebe auf den ersten Blick, Himmel voller Geigen. So geht das in romatischen Komödien. Man kennt es und will es so sehen.
Überraschend ist: Nicht der frisch gekürte Ehemann verliebt sich neu, sondern die Ehefrau Rachel. Ol Parker versucht in seinem Film, die romantische Komödie mit einer lesbischen Coming-out-Geschichte zu verbinden. Aber da ja Frauen mit Männern und umgekehrt und alles andere auf den ersten Blick undenkbar ist und mindestens etwas Zeit braucht, soll der testosteron-gesteuerte Kumpel des Ehemanns Cooper mit Luce verkuppelt werden. Reichlich witzig kann das sein, wenn Ehemann und Lesbe die sexuelle Orientierung kennen, Ehefrau und Macho-Freund allerdings nicht. Da werden Sprüche gerissen und unter dem Essenstisch ans Schienbein gestupst. Kompliziert, diese Gender-Studies-Zeiten.
Als dann alle Fronten geklärt sind, das frisch vermählte Paar sein Nest baut und einen auf glücklich macht, geht das natürlich nicht lange gut. Weil Luce ja lesbisch ist, würde es ja möglich sein zwischen ihr und Rachel. Und so geht es dann dahin. Heck sieht die Gefahr, die von Luce ausgeht, erst einmal nicht. Er ist zu verliebt. Liebe macht blind. Rachel wehrt sich so gut wie möglich gegen ihre Gefühle. Luce will die junge Ehe nicht zerstören und hält sich schwer zurück – obwohl sie meistens traurig ist.
Das alles ist sehr britisch, sehr distinguiert und geht runter wie Öl. Der ganze Film ist irgendwie – stupsig. Es gibt einige sehr nette Szenen, etwa als Luce und Rachel tanzen gehen wollen und man sie dann in einer Spielhalle auf einem Automaten herumspringen sieht.
Komisch ist nur, dass aus der ungewöhlichen Ausgangslage und den guten Schauspielern im Großen und Ganzen doch nur wieder das gleiche Komödiengesuppe wie immer wird. Überraschungen gibt es keine. Dass es hier um eine gleichgeschlechtliche Liebesgeschichte geht, spielt kaum eine Rolle. Die Probleme, Situationen und Pointen sind die gleichen wie immer. Vielleicht würde Rachel andernfalls keinen lesbischen Pornofilm ausleihen, um mal vorzufühlen. Aber sonst? Vielleicht ist dieser Gleichmut der Figurenkonstellation gegenüber gesellschaftlicher Fortschritt. Man mag es hoffenund verliert schnell das Interesse. Das Innenleben der Figuren spielt weiter kaum eine Rolle. Zu sehr setzt der Film auf Situationskomik und geschliffene Dialoge, nicht schlecht, aber belanglos. Man hat es eben schon tausendmal gesehen, das übliche »Folge deinem Herzen«-Getue.
Also schwänzelt Rachel zwischen neuem Heim und Luces Blumenladen umher. Man kommt sich nahe und stößt sich wieder ab – das Gewissen, die Moral. Es gibt ein paar Tränen und dann hilft es alles nichts, die Liebe ist stärker. Und am Schluss fallen sich Rachel und Luce in die Arme. Auch der Ehemann sieht es ein. So weit, so romantisch, dem Herzen gefolgt. Allerdings erst, nachdem man wieder einmal den langweiligsten aller Komödien-Showdowns ertragen musste: Luce will aufgrund der großen Enttäuschung verreisen, ist praktisch schon weg. Rachel erkennt im Kreis der Familie, dass sie Luce wirklich liebt. Familie ins Auto, auf zum Flughafen, Stau, Hektik. Aber was für ein Glück! Luce steht auch im Stau! Und tausend andere Autofahrer werden Zeuge dieser größten Liebe – wie in tausend anderen Komödien. Ach, wie schön!