Hysterical Blindness

USA 2003 · 96 min.
Regie: Mira Nair
Drehbuch:
Kamera: Declan Quinn
Darsteller: Uma Thurman, Gena Rowlands, Juliette Lewis, Justin Chambers u.a.
Filmszene »Hysterical Blindness«
Debby (Uma Thurman) auf der Suche

Abends ziehen die Mädels in die Schlacht: Außen­welle im Stufen­schnitt, hautenge Klamotten am Leib und bewaffnet mit viel zu großen Dosen Haarspray – so schwingen sich Debby (Uma Thurman) und Beth auf ihre Stamm-Plätze am Tresen von Ollie’s Bar. Der ewige Cindy Lauper Hit Girls Just Want to Have Fun ist ihre Hymne, doch wer einen Blick auf die Busen­freun­dinnen wirft, merkt sofort, dass die beiden etwas anderes suchen als bloßes Vergnügen: Sie sind auf der Jagd nach Mr. Right, und sobald ein halbwegs taug­li­ches Exemplar der Spezies Mann auftaucht, ist die Freundin vorerst abge­meldet. Eines abends betritt ein Unbe­kannter die Bar. Für Debby ist schnell klar, dass sich zwischen ihr und dem Typ mit den »Patrick Swaze Eyes« etwas beson­deres entwi­ckeln wird.

Mit zärt­li­chem Scharf­blick deckt Mira Nair die viel­schich­tigen Bezie­hungen der Frauen auf und enthüllt die Verzweif­lung unter der aufge­schminkten Fröh­lich­keit. Während Debby zwischen panischer Aufge­dreht­heit und heftiger Krantz­bürs­tig­keit pendelt und so jeden Mann vergrault, ist es bei der gutmü­tigen Beth die zehn­jäh­rige Tochter Amber, die ihr in die Quere kommt und auch nicht davor zurück­schreckt, ihre Mum in der Bar ans Telefon zu zitieren. Einzig bei Debbys Mutter Virginia scheinen die Liebes­dinge besser zu laufen: Nachdem ihr Mann sich vor 15 Jahren aus dem Staub gemacht hat, hat sie nun endlich einen liebens­wür­digen Verehrer gefunden.

Debby versucht verbissen, die Realität ihren Träumen anzu­passen – und wälzt nach einem One-Night Stand schon die Braut­ka­ta­loge. »Was stimmt nicht mit mir?« fragt sie nach einer weiteren Enttäu­schung. »Manchmal siehst Du die Dinge nicht besonders klar«, antwortet ihr Barmann Bobby. Debbys kurz­zeitig auftre­tender Sehver­lust, den der Arzt als »Hyste­ri­sche Blindheit« diagnos­ti­ziert, wird zur Metapher für einen sehn­suchts­ver­zerrten Blick auf die Realität.

Und so lautet die Botschaft des Films: Nur weil man das große Glück nicht erzwingen kann, sollte man das kleine nicht auch noch verpassen. Sich die Sofa­g­ar­nitur seiner Träume gönnen. Mit der Freundin auf der Treppe vor dem Haus sitzen und wie ein Schul­mäd­chen den Jungs hinterher pfeifen. Fröhlich krei­schende Wasser­schlachten mit dem Rasen­sprenger veran­stalten.