USA 1997 · 144 min. · FSK: ab 16 Regie: Taylor Hackford Drehbuch: Andrew Neidermann Kamera: Andrzej Bartkowiak Darsteller: Keanu Reeves, Al Pacino, Charlize Theron, Jeffrey Jones |
Die Moral der Geschicht....schließe in keinem Fall einen Pakt mit dem Teufel. Gar nicht so schwierig zu merken. Nur woran erkenne ich diese Bestie, wenn sie nicht mit Pferdehuf daherkommt. Denn manchmal fängt alles ganz harmlos an. Im Gerichtssaal zum Beispiel. Dem Ort menschlicher Werte und Moral.
Was bei uns eher staubtrocken und uninsperiert wie »Ehen vor Gericht« im öffentlich-rechtlichen Fernsehen umgesetzt wird, ist den Amis immer wieder ein Schauspiel wert. The Devil´s Advocate steigt mit einer Gerichtsszene ein und zieht den Zuschauer sofort in zwiespältige Gefühle, wenn Keanu Reeves, als aufstrebender junger Anwalt ein junges Mädchen ins Kreuzverhör nimmt, daß als Opfer von sexuellen Mißbrauch unter Tränen ihre Erfahrungen mitteilt. Heather Matarazzo, als die junge Barbara ist einfach einmalig in ihrer kleinen Rolle und nötigt einem Bewunderung für die Perfektion der amerikanischen Filmindustrie ab, die auch
kleinste Rollen präzise zu besetzen weiß. Ohne Heather Matarazzo wäre Keanu Reeves sein Einstieg schwer gelungen.
Aber das ist ja nun alles erst der Anfang vom Film. Viel steht uns noch bevor, bevor wir über lange und schwache Passagen, die durch ein paar Schockmomente etwas aufgelockert werden, endlich in den Wahnsinn der teuflischen Mächte eintauchen können. Und diesen Wahnsinn kann man gleichsetzen mit Al Pacino, in der Rolle des Teufels. Sobald Al Pacino auftaucht wird alles gut, oder eher gesagt richtig satanisch. Dagegen verblassen die Szenen mit dem jungen Paar Kevin Lomax (Keanu Reeves) und seiner Angetrauten Mary Ann (Charlize Theron). Als hätte er einen Stock im Rücken und einen Besuch beim Zahnarzt hinter sich, agiert Keanu Reeves so hölzern und langweilig, daß man sich mit Grauen abwenden möchte und seinen Sitznachbarn heimlich angähnt.
Schlimmer wird es noch, wenn seine Frau gemeinsam mit ihm auf der Bildfläche erscheint und die geballte Einöde auf einen einwirkt. Also Augen zu und durch, denn das Beste kommt noch. Wenn Mary Ann sich endlich umgebracht hat und Al Pacino so richtig zur Wirkung kommen kann. Ab dem Zeitpunkt steigt die dramaturgische Kurve des Films in surreale, schrecklich-komische Momente und belohnt einen für die Geduld, die wir bis jetzt aufgebracht haben. Spezialeffekte visualisieren die Mächte des Bösen und das Grauen, das uns Menschen allen noch bevorsteht, wenn wir es nicht zum jüngsten Gericht im Himmel schaffen, sondern auf ewig in der Hölle schmoren werden. All das wird schon von langer Hand vorbereitet, hier und jetzt. Der Teufel ist unter uns, auf der Suche nach Seelen, die er schleichend und schmeichelnd in seinen Bann zieht. Vielleicht ist es sogar dein eigener Vater.