Deutschland 2002 · 84 min. Regie: Susanne Schneider Drehbuch: Susanne Schneider Kamera: Andreas Doub Darsteller: Katrin Bühring, Sandrina Nitsche, Jennifer Sabel, Martin Kiefer u.a. |
Der Prüfungsstress, eine Ausnahmesituation, führt zu mancherlei Auswüchsen und charakterlichen Entgleisungen – wer kennt das nicht. Er mag sogar zu solch wilden Partys führen, bei denen Alkohol- und Drogen-Cocktails jegliche Hemmung hinwegspülen. Es mag vorkommen, dass drei Mädchen und ein Junge dabei in einer eindeutigen Situation im Bett zu finden sind. Und wenn der Vater unerwartet heim kommt, wird schon auch mal die ein oder andere Lüge aufgetischt.
Aber muss es denn gleich der Vorwurf der Vergewaltigung sein? Den ein verliebter Junge hinnimmt, um seine Angebetete vor dem strengen Vater zu retten? Den eine tratschsüchtige kleine Schwester in der Schule verbreitet? Oder geht hier die Phantasie der Regisseurin und Drehbuchautorin doch ein wenig zu weit?
Man kann sich diesen Film ansehen, ohne sich zu sehr zu ärgern. Er hat durchaus seine Momente! Aber: Wenn man bessere deutsche Filme möchte, sollte man nicht zu nachsichtig sein. Die Verfahrenheit der Situation ist doch zu konstruiert, die Darsteller sind mit den extremen Emotionen ihrer Charaktere teilweise einfach überfordert. Und dabei ist der Grundgedanke doch interessant: Wie kommt es, dass eine harmlose Nachhilfestunde derart aus dem Ruder läuft? Doch die Hartnäckigkeit, mit der die Handelnden an ihren einmal gewählten Behauptungen festhalten, wird teilweise mangelhaft motiviert. Gewalttätigkeit, Kälte und eine ausgefallene Suizid-Idee lassen den Film endgültig unplausibel werden. Und doch wird sich In einer Nacht wie dieser vermutlich bald im Lehrplan wertevermittelnden Unterrichts wie Ethik oder Religion wiederfinden, denn zur wie-hätten-sie-sich-richtiger-verhalten-Analyse taugt der Film allemal.
Warum dieser Film auf dem Filmfest München unter der Rubrik »Deutsche Kinofilme« gezeigt wurde, aber trotzdem keine zwei Wochen später seine Premiere auf arte erlebt – verschlungen sind die Wege deutscher Filmförderung. Als TV-Movie bei einem Privatsender wäre der Film möglicherweise besser untergebracht.
TV-Termine 15.7. 23h arte, 6.11. 23h ARD, 13.11. 23h SWR/MDR.