Südkorea 2000 · 110 min. · FSK: ab 16 Regie: Chan-wook Park Drehbuch: Seong-san Jeong, Hyeon-seok Kim, Mu-yeong Lee Kamera: Sung-Bok Kim Darsteller: Yeong-ae Lee, Byung-hun Lee, Kang-ho Song, Tae-woo Kim u.a. |
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Zwischen den Fronten |
Es gibt wirklich günstigere Orte zum Pinkeln als jenseits der feindlichen Linien. Als der südkoreanische Grenzposten Lee Son-Hyuk (Lee Byung-Heon) sich den Hosenschlitz zuknöpft, stellt er nicht nur fest, dass seine Kameraden verschwunden sind, der Unglücksrabe steht zudem auch noch auf einer Tretmine: Eine falsche Bewegung und das Ding geht hoch. Und weit und breit kein Freund in Sicht. Dafür naht der Feind: Plötzlich stehen zwei nordkoreanische Grenzer vor ihm. Eine Pattsituation: Die einen mit der Waffe im Anschlag, Lee mit der Kamikazeoption, sich mitsamt den anderen in die Luft zu sprengen. Als die Nordkoreaner sich davon machen wollen, apelliert der verzweifelte Lee an ihre Menschlichkeit. Der Feind hat Erbarmen...
Mehr als 50 Jahre nach Beginn des Krieges ist das koreanische Volk noch immer gespalten. Einziger Weg von Nord nach Süd ist die »Brücke ohne Wiederkehr« auf der Demarkationslinie. Und gerade hier ereignet sich ein ungeheuerlicher Vorfall: Zwei nordkoreanische Grenzsoldaten werden erschossen, ein Südkoreaner liegt verwundet mitten auf der Brücke. Ein brenzliger Vorfall in einer Zeit, als Korea einem Pulverfass gleicht. Jeder der Überlebenden gibt eine andere Version zum Besten: Während die Nordkoreaner von einem Überfall berichten, behauptet der verletzte Südkoreaner, er sei verschleppt worden.
Die junge Offizierin Sophie E. Jean (Lee Young-Ae) soll Licht in den mysteriösen Zwischenfall bringen. Doch vor Ort muss sie erkennen, dass sowohl Nord- als auch Südkoreaner kein Interesse an der Aufklärung der Geschehnisse haben: Von allen Seiten legt man ihr Steine in den Weg. Mit großer Hartnäckigkeit und detektivischem Spürsinn gelingt es ihr schließlich, das Geheimnis zu lüften. Doch die Folgen sind für alle Beteiligten verhängnisvoll.
In einer fein austarierten Balance zwischen Tragödie und Komödie gelingt es Regisseur Park Chan-Wook, die groteske Situation eines geteilten Volkes anschaulich zu machen. Bei ihm erscheinen die nordkoreanischen Erzfeinde nicht etwa als Finsterlinge, sondern als Blutsbrüder, die westlichen Schokoladenkuchen lieben und von hübschen Mädchen träumen. Doch die zarten Freundschaftsbande zwischen Nord und Süd haben nur solange Bestand, wie die Ideologie ausgeklammert bleibt...
Park Chan-Wook gelang mit seinem Film, der in Südkorea alle Kassenrekorde gebrochen hat, ein eindrucksvolles Plädoyer dafür, dem Wahnwitz endlich ein Ende zu machen: ein Appell an die Menschlichkeit.