USA 2019 · 124 min. · FSK: ab 12 Regie: Jake Kasdan Drehbuch: Jake Kasdan, Jeff Pinkner, Scott Rosenberg Kamera: Gyula Pados Darsteller: Karen Gillan, Dwayne Johnson, Madison Iseman, Danny DeVito, Jack Black u.a. |
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Vertraute Fremde (Foto: Sony) |
Es war eine Überraschung, mit der wohl keiner so richtig gerechnet hatte. Die lose Fortsetzung eines leicht angestaubten Abenteuer-Films aus dem Jahr 1995, in dem Robin Williams einst die Hauptrolle gespielt hatte und in dem ein paar Leute in ein Brettspiel namens Jumanji gezogen wurden, um dort dann ein paar Abenteuer zu erleben. Der Reiz der remake-artigen Fortsetzung Jumanji: Willkommen im Dschungel lag nicht nur an seiner Erweiterung, in der das Brettspiel einfach zum Video-Spiel wurde, sondern vor allem auch an Freaks & Geeks-Regisseur Jake Kasdan, der aus einem schrägen Cast verschiedenster Genre-Schauspieler wie dem Wrestler Dwayne Johnson, den Comedians Jack Black und Kevin Hart oder dem ehemaligen Model Karen Gillian ein schräges Abenteuer über »gebrochene« Avatare, auf ihre Physis reduzierte Körper und groteskes »Generationen-Swapping« und »Gender Bender« geschaffen hatte. Wie sehr der pure Spaß und der intelligente Subplot funktionierte, zeigte sich dann auch an den weltweiten Einnahmen, die sich am Ende auf fast 962 Millionen US-Dollar akkumulierten und Jumanji: Willkommen im Dschungel auf Platz 5 der erfolgreichsten Filme des Jahres 2017 und auf Platz 41 der weltweit erfolgreichsten Filme aller Zeiten hievten.
Auch Jumanji – The Next Level bietet all das, was sein Vorgänger geboten hat oder sollte man schreiben, nicht mehr als das, was sein Vorgänger geboten hat? Denn obwohl mit Danny Glover und Danny DeVito ein paar neue Gesichter in eine liebevoll-skurrile Rahmenhandlung integriert wurden, wird schnell deutlich, dass diese beiden Charaktere, die schließlich auch mit ins »Spiel« gezogen werden, nur für kurze Zeit die Handlung wirklich bereichern und verändern. Zwar zeigen sie mit ihren Altersproblemen fast noch extremere Abgründe zwischen Real- und Avatar-Existenz als die des immer noch jugendlichen Casts der Rahmenhandlung auf, doch im Grunde ist eins wie das andere, wiederholt sich die an sich reizvolle Grundidee nur immer wieder von Neuem: die Chance über ein Rollenspiel zu einem anderen Menschen zu werden und in diesem Fall sogar dem Tod ein Schnippchen zu schlagen.
Immerhin sind die Wiederholungen von ebenbürtiger Qualität: sind die Tricks überragend, überschlägt sich die Handlung auch dieses Mal wieder in irren Kaskaden, führt die Diskrepanz zwischen Realexistenz und Avatar zu spritzigen Dialogen, absurden Verwicklungen und therapeutischer Katharsis, sind genügend Anspielungen auf den ersten Teil vorhanden, um treue Fans glücklich zu machen und liegt wie immer ein wenig Melancholie, ein wenig Trauer über all diesen Versuchen es noch einmal und noch viel besser zu tun.
Denn das große Versprechen des Video-Rollenspiels und ja irgendwie auch des Internets mit all seinen Möglichkeiten »wer anders« zu sein, wirkt hier wie im ersten Tei so unschuldig, dass man von naiv schon gar nicht mehr sprechen möchte. Und ist es eben dieser Glaube an das Gute, die Unschuld, das Versprechen der virtuellen Welt, alles besser zu machen, der jeden von uns rührt und uns dieses Abenteuer auch zum zweiten Mal und wenn auch als etwas schalem Aufguss genießen lässt.
Denn um Grunde wissen wir ja, dass sich das Versprechen des Virtuellen gerade in sein Gegenteil verkehrt, dass aus dem Versprechen ein Fluch geworden ist und wir die Geister, die wir riefen, nun nicht mehr loswerden.