USA 2022 · 147 min. · FSK: ab 12 Regie: Colin Trevorrow Drehbuch: Colin Trevorrow, Emily Carmichael Kamera: John Schwartzman Darsteller: Chris Pratt, Bryce Dallas Howard, Sam Neill, Laura Dern, DeWanda Wise u.a. |
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Brontosaurus bei der Arbeit | ||
(Foto: Universal Pictures) |
Da merkt man doch wieder, wie schnell man wieder im schmeichlerischen Würgegriff der Nostalgie gefangen ist. Einfach nur, weil die Gesichter von Laura Dern, Sam Neill und Jeff Goldblum vom Plakat auf einen herunterschauen. Dabei ist es vollkommen nebensächlich, ob man sich innerlich längst vom Jurassic Park-Franchise verabschiedet hat, mit der Besetzung des ersten Teils von 1993 hängt doch etwas zusammen, selbst wenn es nur verschwommene Kindheitserinnerungen sind. Trotzdem kann sicher nur der Hardcore-Fan mit unbegrenzter Vorfreude den Start von Jurassic World: Ein neues Zeitalter erwarten. Das Dino-Mutanten-Gerumpel der vorherigen Teile Jurassic World und Jurassic World: Das gefallene Königreich haben doch einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen.
An letzteren schließt das Finale der Reihe auch relativ nahtlos an. Wie man sich vielleicht erinnert, hat das Heldenpaar der neuen Trilogie, der Raptoren-Trainer Owen (Chris Pratt) und die ehemalige Park-Leiterin Claire (Bryce Dallas Howard), die letzten lebenden Dinosaurier aus dem Herrenhaus-Gefängnis eines fiesen Dino-Schwarzmartkhändlers befreit. Das muss man kurz sacken lassen, … gut, weiter im Programm. Die Urzeitechsen trampeln nun also durch die moderne Welt, beherrschen sie zwar nicht wirklich, sind aber immerhin überall präsent. Wer damals auch noch befreit wurde, war das kleine Mädchen Maisie (Isabella Sermon), anscheinend ein waschechter Klon ihrer verstorbenen Mutter, einer bedeutenden Genforscherin. Das ist natürlich relativer Wahnsinn, aber wenn es um »Jurassic Park/World« geht, sollte man damit rechnen, dass hier alles möglich ist. Jedenfalls lebt das Trio nun von der Welt abgeschirmt samt abgerichtetem Raptor im Wald. Schließlich gibt es große Tiere, die Interesse daran haben, mit Maisies Wunder-DNA weitere große Taten zu vollbringen. Selbstverständlich wird sie auch wirklich entführt und so müssen sich ihre Stiefeltern auf eine gefährliche Rettungsaktion begeben, die sie erst nach Malta und schließlich zum Gentechnik-Riesen Biosyn führt.
Man muss es direkt ansprechen, Jurassic World: Ein neues Zeitalter besitzt die Schattenseiten seiner Vorgänger. Sieht man von Logiklücken und maßloser Überdrehtheit ab (echte geklonte Dinos reichen nicht, Mega-Killer-Klon-Dinos müssen her), fällt wieder auf, dass die Allgegenwart der Saurier einen gewissen unfreiwilligen Humor innehat. Sie nisten auf Hochhäusern, stampfen mit Elefanten durch die Savanne, lassen sich im Stadtpark füttern. Die finstere Erhabenheit des T-Rex aus dem allerersten Teil erreichen die Viecher alle nicht. Keinen bleibenden Eindruck hinterlassen auch die Hauptdarsteller Pratt und Howard, deren Spiel wie zu erwarten wieder blass und steif ist. Vielleicht kein würdiger, aber passender Abschluss also?
Doch da sind ja noch die Helden der Vergangenheit! Dr. Ellie Sattler (Laura Dern) ist inzwischen einem handfesten Umweltskandal auf der Spur. Riesige, genmanipulierte Heuschrecken lassen Spuren der Verwüstung im ganzen Land zurück. Sie sammelt also ihren alten Paläntologen-Kollegen Alan Grant (Sam Neill) ein und folgt den Hinweisen, die sie zu einer ganz besonderen Adresse führen: Biosyn! Und wer hält dort Vorlesungen? Niemand anderes als der Chaostheoretiker Ian Malcolm (Jeff Goldblum). Die Bande ist also wieder vereint und kann nun dem skrupellosen Firmenboss Lewis Dodgson (Campbell Scott) entgegentreten.
Es ist fast schon gemein, die alten und neuen Helden aufeinandertreffen zu lassen. Neben Neill, Dern und Goldblum wirken Pratt und Howard fast noch lebloser. Und die Spielfreude, mit der die alten Recken agieren, gibt diesem Film ein Maß an Leichtigkeit, die den vorangegangenen Teilen schmerzlich abging. Da ist es im Grunde auch egal, dass man aus Jurassic World: Ein neues Zeitalter auch zwei Filme hätte machen können. Wirklich verquickt sind die Handlungsverläufe der beiden Teams kaum. Der Gedanke liegt verhältnismäßig nahe, dass das Studio mit diesem Cast gehörig den Retrosaurus melken wollte. Aber selbst wenn es so ist, der Film macht über weite Strecken wirklich Spaß und das muss man nicht einmal hinter vorgehaltener Hand sagen. Auch viele der Action-Sequenzen wie die hitzige Verfolgungsjagd durch Malta sind spannend inszeniert und toppen vieles, was in den Filmen davor versucht wurde. Und immerhin wurde davon abgesehen, wie bei Star Wars – Das Erwachen der Macht, die alte Geschichte mit bekannten Gesichtern zu recyceln.
Zum Abschluss muss man trotzdem noch mal ehrlich sein: Eine halbe Stunde weniger hätte dem Film gut getan. Zu sehr folgt er der Formel »Mehr ist am besten« und reiht Action an Action und Dino an Dino, bis man die wirklich guten Szenen fast schon vergessen hat. In den 146 Minuten treten durchaus Ermüdungserscheinungen auf. So ist Jurassic World: Ein neues Zeitalter kein herausragender Blockbuster, der einen besonderen Platz im cineastischen Gedächtnis behält, doch immerhin ein ganz sympathischer Ausflug und eine deutliche Steigerung im Gegensatz zu den letzten Auskopplungen der Reihe. Man kann nur hoffen, dass sie damit auch als erhabenes, wenn auch nicht fehlerfreies Fossil erhalten und nicht weiter künstlich am Leben erhalten wird.