Indien 2001 · 210 min. · FSK: ab 6 Regie: Karan Johar Drehbuch: Karan Johar, Sheena Parekh Kamera: Kiran Deohans Darsteller: Amitabh Bachchan, Jaya Bhaduri, Shahrukh Khan, Kajol u.a. |
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Erfüllt mit Erinnerungen an die glückliche Kindheit kehrt Rohan Raichand (HR) nach Internats- und Studienjahren in England in das Haus seiner Eltern Yash (AB) und Nandini (JB) zurück. Aber wo ist sein großer Bruder Rahul (SRK), und warum ist der Vater so abweisend und die Mutter so traurig? Rohan bekommt heraus, dass Rahul nach Ablehnung einer arrangierten Ehe aus Familie und Firmenimperium verstoßen wurde, und erfährt von der großen Liebe seines Bruders zur nicht standesgemäßen Anjali (K). Er macht das Paar in London ausfindig und versucht, mit Hilfe von Anjalis kleiner Schwester Pooja (KK) den Bruder, der ihn nicht erkennt, und den wiederstrebenden Vater zu versöhnen.
Aber – vergesst die banale Story! Warum geht man ins Kino? Ein Grund ist sicher das Bedürfnis nach Zerstreuung und Unterhaltung, und wenn man dabei noch eine Blick in fremde Kulturen werfen kann – um so besser. Wer bereit ist, eine Zeit lang den kritischen Verstand außen vor zu lassen und sich ganz dem Strom von Emotionen hinzugeben, den dieser Film zu wecken vermag, hat mit Khabi Khushi Kabhie Gham dreieinhalb atemberaubende Kinostunden voller erlesener Kostüme, aufwendiger Dekorationen und mitreißender Tanz- und Gesangsnummern vor sich. Ein Bollywood-Film: wer kennt Indien, ohne das beliebteste Unterhaltungsmedium des Subkontinents eines Blickes gewürdigt zu haben? In diesem Masala-Movie (nach der bei uns unter dem Namen »Curry« bekannten Gewürzmischung) sind gleich drei Generationen indischer Superstar-Leinwandpaare in einer gekonnt abgeschmeckten Mischung aus Herz, Schmerz, Komik und Musik zu bewundern. Die Tanznummern entführen aus dem Handlungsablauf in eine Welt, in der nur noch Gefühle zählen – ob sie nun dem entsprechen, was uns Reiseführer als indische Tradition verkaufen, oder ganz der aktuellen MTV-Ästhetik verpflichtet sind.
Natürlich ist das kitschig! Der Regisseur von »K3G«, Karan Johar, lässt daran keinen Zweifel: »People who love a good cry will come to see my movie«. Aber – Hand aufs Herz – lieben wir nicht alle gelegentlich ein wenig Rührung? Im dunklen Kinosaal sieht ja keiner die feuchten Augen, und gemeinsames Gelächter über die Irrungen und Wirrungen im Gefühlschaos der Protagonisten gehört doch zu den stärksten Pluspunkten des Kinoerlebnisses. Und auch ansonsten wird allerhand geboten: den Kulturbeflissenen beispielsweise der mythologische Bezug auf die Romanze von Gott Krishna mit dem Hirtenmädchen Radha, den Lifestyle-Adepten das coole Londoner Set und den Exotik-Liebhabern die indischen Kulissen der edlen Raichand-Villa und des weniger wohlhabenden Viertels Chandini Chawk in Delhi. Nur den Technik-Freaks könnten die gelegentlich sichtbaren Hubschrauber und Sportwagen zu wenig sein. Wer Musik hasst, hat in diesem Film nichts verloren, alle anderen sollten sich wenigstens einmal dem Phänomen Bollywood – zumal in so gelungener Ausführung – stellen.
Noch ein Wort zum Titel des Films: Seltsam, dass der (wie der Verleih RapidEyeMovies stolz anmerkt) erste mit deutschen Untertiteln in Deutschland gestartete Bollywoodfilm ausgerechnet einen englischen Verleihtitel bekommen hat. Andererseits weckt ein möglicher deutscher Titel, »Gute Zeiten, Schlechte Zeiten«, zumindest was die technische Perfektion und die Begabung der Darsteller angeht, unpassende Assoziationen ...