Kandahar

USA 2023 · 121 min. · FSK: ab 16
Regie: Ric Roman Waugh
Drehbuch:
Kamera: MacGregor
Darsteller: Gerard Butler, Tom Rhys Harries, Farhad Bagheri, Mitchell LaFortune, Mark Arnold u.a.
Filmszene »Kandahar«
So weitermachen wie bisher...
(Foto: LEONINE)

Schrödingers Action

Kandahar ist ein »Rambo« für unsere Zeit

Dies ist kein Action­film. Er wird zwar so beworben, und Gerard Butler spielt mit, aber die meiste Zeit des Films rennt Butler vor irgend­etwas weg anstatt zu etwas hin. Er rennt nach Kandahar. Denn »Wir müssen nach Kandahar.«
Das muss reichen.

Man weiß, was einen ansonsten erwartet, also erwartet man nichts Spek­ta­kuläres, sondern Explo­sionen und ein paar Orien­talen, die Allahu Akbar schreien und böse mit den Augen rollen, während sie von Ameri­ka­nern nieder­ge­met­zelt werden, wie im Western die Indianer. Genauso ist es, auch wenn Regisseur Waugh in seinen Charak­teren bestimmte Nuancen heraus­ar­beiten zu wollen scheint...

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Nachdem er mal eben einen irani­schen Atom­re­aktor erfolg­reich in Grund und Boden gesprengt hat, beschließt der für den CIA arbei­tende britische Agent Tom Harris (Gerard Butler), zu seiner Familie zurück­zu­kehren. Harris lässt sich gerade scheiden, und will seine Tochter im Teen­ager­alter sehen...

Dass die Verei­nigten Staaten überall auf der Welt illegale Hand­lungen begehen, ist für niemanden eine Über­ra­schung. Auf der Kino­lein­wand werden in einem pein­li­chen Versuch, den Bruch des Völker­rechts ein wenig aufzu­hüb­schen, dann oft und auch hier die armen Soldaten gezeigt, die nur ihre Familien im Kopf haben, zu denen sie doch ja so gern zurück­kehren wollen, nur leider ist da noch der Auftrag für die Nation, für den freien Westen und seine Werte. Phrasen wie »Ich bin ein Patriot« und derglei­chen sollen die Hand­lungen des Prot­ago­nisten darü­ber­hinaus recht­fer­tigen. Dass auch dieje­nigen, die das Pech hatten von ihnen gerade in die Luft gejagt zu werden, Familien haben, dass da jetzt Menschen um die Toten trauern, wird nicht gezeigt. Würde ich aller­dings auch nicht sehen wollen. So wenig wie diese plumpe US-Propa­ganda.

Dummer­weise fliegt seine Identität auf, darum muss er möglichst schnell nach Kandahar fliehen, ausge­rechnet in die spiri­tu­elle Haupt­stadt der Taliban.

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Im Grunde ist das Haupt­pro­blem des Films, dass alles Mögliche beginnt, aber nichts endet. Regisseur Waugh führt tausend­undein Thema ein, und keines davon kommt zu einem Schluss: Wer ist gut und wer ist böse? Inwieweit sind Gewalt­hand­lungen gerecht­fer­tigt? Dient Krieg einem guten Zweck? Was macht uns zu Menschen? Waugh ist wie ein Billig-Coach, der am Ende seiner Lektionen sagt: »Denken Sie darüber nach«. Und ein bisschen wie ein hyper­ak­tiver Jugend­li­cher, der sich nicht fünf Minuten auf ein Thema konzen­trieren kann.

So hat man trotz der vielen Action­szenen immer den Eindruck, dass es gar keine gibt. Der Film ist halb­herzig.

Er möchte uns auch etwas über Außen­po­litik erzählen. Nicht über femi­nis­ti­sche Außen­po­litik, nein keines­wegs. Eher über masku­li­nis­ti­sche, manche würden sagen »toxische« Außen­po­litik. Aber solche Begriffe führen in die Irre. Besser man spricht gleich über Inter­essen.

Die Botschaft aber ist eindeutig. Und das ist das Inter­es­san­teste an diesem Film. Sie heißt: Wir machen so weiter wie bisher. Wir sprengen Fabriken in fremden Ländern, wenn es uns passt. Denn wir sind die Guten.

Es ist die Botschaft eines unver­fro­renen ameri­ka­ni­schen Impe­ria­lismus.

Und so ist dieser ganze Film: Ein Rambo für unsere Zeiten.