USA 2008 · 95 min. · FSK: ab 16 Regie: John Madden Drehbuch: Hossein Amini Kamera: Caleb Deschanel Darsteller: Mickey Rourke, Diane Lane, Thomas Jane, Joseph Gordon-Levitt, Hal Holbrook u.a. |
||
Unbedingter Stilwille in schönem Neo-Noir |
Kino, Kino-Archetypen, smarte Dialoge aus coolen »One-linern«, eine schöne, melancholisch-erwachsene Grundstimmung und nostalgische Atmosphäre – das ist es, was das klassische Film-Noir-Genre ebenso ausmacht, wie die Romane von Elmore Leonard (Jackie Brown, Man nannte ihn hombre). All diese Attribute treffen auch auf Killshotzu,
der auf einem 1989 geschriebenen Roman basiert.
Im Zentrum steht ein alternder Auftragskiller, gespielt von Mickey Rourke – recht nahe an seinem großartigen Auftritt als alternder Profi-Catcher in The Wrestler. Hier wird er von allen »Blackbird« genannt, entstammt einem Indianervolk, trägt den bürgerlichen Namen Armand Degas und ist bekannt für sauberes Handwerk. Für die Mafia erledigt
er als Auftragskiller die Schmutzarbeit, ohne Zeugen versteht sich, und wenn es doch mal welche gibt, werden auch die von ihm umgelegt. Als aber einmal aus Versehen auch die Freundin seines Auftraggebers mit dran glauben muss – sie war »zur falschen Zeit am falschen Ort« – fällt Blackbird in Ungnade. Weil nun seine Pension gefährdet ist, tut sich der alternde Killer mit einem unsicheren, weil jähzornigen Kollegen zusammen. Die geplante Erpressung geht prompt schief, und
überdies bleiben zwei Zeugen übrig.
Dies ist der Auftritt der zweiten Hauptfigur, der Immobilienmaklerin Carmen Colson (Diane Lane). Sie will sich gerade von ihrem tumben, ihr auch sonst in jeder Hinsicht unterlegenen Gatten Wayne (Thomas Jane) scheiden lassen, als beide unglücklicherweise zu Zeugen und somit potentiellen Mordopfern von Blackbird werden. Das Zeugenschutzprogramm des FBI erweist sich als wenig sicher, Blackbird hat derweil jede Menge Ärger mit seinem Heißsporn-Kollegen, und so entpuppt sich
Killshotals subtiler Film, der gleich mehrere Ebenen entfaltet: An der Oberfläche ist dies einfach ein spannender »Hit and Run«-Thriller, furioses Bewegungskino als eine einzige Verfolgungsjagd in der Tradition von Getaway(1972) oder Midnight Run (1988). Hinzu kommt das Drama einer amerikanischen Durschnittsehe, die eigentlich schon vorbei ist,
nach Hollywood-Konventionen nun aber durch die äußerliche Gefahr wieder zusammengeschweißt werden müsste. Doch vor allem ist dies ein Film über das Verhältnis der Generationen, in dem das Alter über die Jugend einen klaren KO-Sieg davonträgt, auch eine Feier der Kino-Nostagie.
Denn Diane Lane und Mickey Rourke spielten einst, 1983, in Francis Ford Coppolas legendärem Rumble Fish. Das
war zwar für beide nicht ihr erster Film, aber der Film, der sie zum Traumpaar einer ganzen Generation machte. Sie nach 26 Jahren nun unter der Regie des britischen Routiniers John Madden (Shakespeare in Love) wieder zusammen auf der Leinwand zu sehen, ist rührend. Das allein ist schon ein Grund, sich für diesen mit wunderbarer Musik unterlegten, mit unbedingtem Stilwillen inszenierten
Neo-Noir zu erwärmen, der den Sieg des coolen Schweigens feiert über das lärmende Geschwätz der Jugend.