Deutschland 1997 · 81 min. · FSK: ab 12 Regie: Michael Schaack Drehbuch: Walter Moers Musik: Wolfgang von Henko |
Unerwartete Gäste kommen. Das Essen reicht nicht für alle. Die richtigen Zutaten zur Hand, fällt es einem findigen Koch jedoch nicht schwer, das Vorhandene so zu bereichern, daß es für alle genügt. Doch wehe, es sind nur Mehl und Wasser im Haus, dann wird beim Strecken aus dem Mahl rasch ein fader Brei.
Auch das Kleine Arschloch hat Gäste bekommen. Der Spießer-Schreck hatte bislang schon eine beachtliche Fan-Gemeinde. Doch jetzt hat Zeichner Walter Moers zur richtig großen Party geladen. Der Kult-Fießling penetriert den Alten Sack und seine restliche Umwelt jetzt auf den Kinoleinwänden. Die neuen Gäste des Kleine Arschlochs kamen insofern nicht ganz überraschend. Jetzt sind sie da – aber satt wird keiner so recht.
Da hat es also laufen gelernt, das Kleine Arschloch. Grund genug, in so einem wichtigen Moment noch einmal das bisherige Dasein Revue passieren zu lassen. Das ist schön und wichtig für die neuen Fans oder solche, die es werden sollen – und vielleicht sogar für die eingefleischten Anhänger. Peppi etwa, der Hund der Nachbarin, bekommt eine LSD-Kur verpaßt, zur Reflexbeschleunigung. Altbekannte Geschichten, von Gourmet Moers noch einmal aufgekocht. Das ist legitim, andere Comic-Zeichner haben in ihren Erstlingsfilmen auch alte Ideen verbraten. Bei Moers jedoch gerät der zweite Gang sehr dünn.
Ein Comicstrip weckt Phantasien. Er zeigt nur Stationen einer Entwicklung, was zwischen den einzelnen Bildern geschieht, kann und soll sich der Betrachter selbst ausmalen. Der Film beraubt uns dieser kreativen Phantasien, weil er die Lücken auffüllt. Mit den richtigen Zutaten ist dies freilich kein Problem. Bietet sich doch viel Raum für neue Gags, für lustige Nebensächlichkeiten.
Nun kann man solche Möglichkeiten aber leider auch verschenken. Walter Moers hat unterschätzt, daß er die Zwischenräume mit Leben, Witz und Spannung füllen muß. Der Film aber purzelt lediglich von einem (bekannten) Gag in den nächsten, entwickelt jedoch nie einen Fluß. Der Film hat zudem ein weiteres Problem: Das Kleine Arschloch hat zur Party geladen – also sollen möglichst viele kommen. Um ein optimales Zielpublikum zu erreichen, braucht der Film die Freigabe ab 12 Jahren. Doch da ist die Grenze der Ketzerei rasch erreicht. Die Band des Kleinen Arschlochs darf fröhlich singen: Wir wollen sündigen, dem Himmel kündigen. Das reicht für einen Rausschmiß beim Kirchentag. Mit den obszönen Fiesereien, die das Kleine Arschloch nun einmal charakterisieren, hat das allerdings nicht mehr viel zu tun. Das Arschloch schmeißt ein Fest – und es wird ein Kaffeeklatsch daraus.
Bleibt der Alte Sack, Arschlochs Großvater. Der Lüstling, am Ende seiner Tage, hat es nicht nötig, sich zu verbiegen. Er macht deutlich woher das Kleine Arschloch seine wesentlichsten Charakterzüge hat. Er bleibt sich treu als verschrobenes, egoistisches, zynisches Schwein – und wird so zum heimlichen Helden des Films. Dank an Helge Schneider, der dem Alten Sack seine Stimme lieh. Wenigstens das Dessert ist Walter Moers also gelungen.