Großbritannien 2002 · 97 min. · FSK: ab 12 Regie: Stephen Frears Drehbuch: Steven Knight Kamera: Chris Menges Darsteller: Chiwetel Ejiofer, Audrey Tautou, Sergi López, Benedict Wong u.a. |
||
Chiwetel Ejiofer und Audrey Tautou |
Das Herz in der Kloschüssel: Okwe arbeitet als Nachtportier in einem noblem Londoner Hotel, tags verdient er sein Geld als Taxifahrer. Die wenige Zeit, die ihm zum Schlafen bleibt, verbringt er auf der Couch der Türkin Senay (gespielt von unser aller Amelie, Audrey Tautou), die – wie er – illegal in London arbeitet. Eines Morgens nimmt Okwe sich einer verstopften Hotel-Toilette an -und findet darin ein menschliches Herz. Empfangschef Sneaky sieht die Sache gelassen: »Im Hotelgewerbe geht es um Fremde, die nachts eine Menge schmutziger Sachen tun. Unser Job ist, dafür zu sorgen, das am nächsten Tag alles wieder hübsch sauber ist«. Okwe wagt aus Angst vor Abschiebung nicht, die Polizei selbst zu informieren. Doch die Sache lässt ihm keine Ruhe. Bei seinen Nachforschungen kommt er einem Organhändlerring auf die Spur, der illegalen Einwanderern für eine Niere eine neue Identität verkauft. Als die Einwanderungsbehörde Senay immer mehr zusetzt, scheint ihr dieser Preis für ein neues Leben plötzlich gar nicht mal so hoch...
Der Film hat alles, was Kino zu bieten hat: Eine herzerwärmende Lovestory. Jede Menge Suspense. Kluge und witzige Dialoge. Großartige Schauspieler. Und ein nicht alltäglicher Plot. Doch vor allem wirft der Film Fragen auf, die einen auch noch lange, nachdem die Lichter angegangen sind, ins Grübeln bringen: Als die Gangster herausfinden, dass Okwe in seiner Heimat ein hochkarätiger Arzt gewesen ist, soll er die Organentnahmen durchführen. Als Gegenleistung winkt auch ihm eine neue Identität. Und schon steckt Okwe in einem moralischen Schlamassel: Ist die eigene Sicherheit wichtiger als Moral? Wie viel Verantwortung trägt der Einzelne? »Ich bin ein böser Mensch«, sagt der Organdealer, »aber gleichzeitig rette ich Menschenleben.«
In den Großstädten Westeuropas führen Millionen illegaler Einwanderer ein Leben in ständiger Furcht vor Entdeckung und Abschiebung. Menschen, die gezwungen sind die dreckigsten Jobs für einen Hungerlohn zu machen, ohne Krankenversicherung ohne rechtlichen Schutz, der Willkür eines jeden ausgeliefert. Stephen Frears beleuchtet in seinem neuen Film zwei Migrantenschicksale stellvertretend für das verborgene Millionenheer.
»Wie kommt’s dass ich euch hier noch nie gesehen habe?« fragt einer der wenigen Briten im Film. »Weil wir die Leute sind, die man nicht sieht. Wir chauffieren euch herum. Wir putzen euren Dreck weg. Wir lutschen eure Schwänze. Trotzdem sind wir unsichtbar«, antwortet Okwe. Frears hat den Unsichtbaren unserer Welt mit diesem Film ein Gesicht verliehen.