Spanien/D/FR 2020 · 90 min. · FSK: ab 16 Regie: Kike Maíllo Drehbuch: Cristina Clemente, Kike Maíllo, Fernando Navarro Kamera: Rita Noriega Darsteller: Tomasz Kot, Athena Strates, Dominique Pinon, Marta Nieto, Freyja Simpson u.a. |
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Die wirst du nie wieder los! | ||
(Foto: Koch Films) |
Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman der belgischen Erfolgsautorin Amélie Nothomb. In der Filmfassung hält der Stararchitekt Jeremiasz Angust (Tomasz Kot) in Paris einen Vortrag, in dem er recht selbstverliebt über sein Werk und über sein jüngstes Buch spricht. Bei seiner Architektur gehe es ihm um Perfektion. Hierzu zitiert er Antoine de Saint-Exupéry: »Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn nichts mehr hinzuzufügen ist, sondern wenn nichts mehr da ist, was man wegzulassen vermag.« Darüber hinaus präsentiert sich der Baumeister als sozial engagiert. Dabei hat er zugleich etwas Aalglattes, das skeptisch macht.
Als er sich im Taxi zum Flughafen befindet, drängt Jeremiasz eine junge Frau dazu, sie mitzunehmen. Sie stellt sich ihm als die Holländerin Texel Textor (Athena Strates) vor. Da Texel einen Rucksack vergessen hat, fahren sie noch einmal zurück, und Jeremiasz verpasst seinen Flug. Er wartet in der VIP-Lounge auf das nächste Flugzeug, als erneut Texel erscheint und dem genervten Architekten eine Reihe von kruden Erzählungen aus ihrem Leben aufdrängt. Die drei Geschichten drehen sich um die Themen Ekel, Erschrecken und Liebe. In der ersten berichtet Texel davon, wie es dazu kam, dass sie eines Tages größere Mengen an Katzenfutter verschlang.
Diese Rückblenden in Texels Vergangenheit sind zumeist mit einem Blaufilter als rückwärtig in der Zeit liegende Handlungen markiert. Bis sie die letzte Geschichte erzählt hat, sind bereits zwei Drittel der Laufzeit von Kosmetik des Bösen vergangen. Diese Erzählungen sind allesamt provokant. Doch zugleich sind sie nur mäßig interessant. Wirkliche Spannung will deshalb nicht aufkommen. So ist nicht nur Jeremiasz zunehmend genervt, sondern auch der Zuschauer. Beide fragen sich, weshalb Texel sie mit diesen unsäglichen Geschichten foltert.
Nach einer Stunde kommt dann der erste Plot-Twist, der das zuvor Erzählte plötzlich in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt. Eine Viertelstunde später gibt es einen zweiten Plot-Twist, der die Handlung endgültig aus den Angeln zu heben versucht. Ab da geht es für die letzte Viertelstunde in den Endspurt. Dieser gipfelt in einer Auseinandersetzung, bei der auch die Unausgegorenheit des gesamten Konzepts des Films kulminiert. Was da zu sehen ist, ist fast schon unfreiwillig komisch.
Das größte Problem von Kosmetik des Bösen ist jedoch, dass im Film viel zu viel erklärt wird, was eigentlich zu sehen sein sollte, aber sich oftmals nicht so recht erschließen will. Dies beginnt bereits bei den ausufernden Voice-Overs zu den Erzählungen aus Texels Vergangenheit. Anstatt die Bilder für sich sprechen zu lassen, werden diese immer fleißig kommentiert, da sie eben nicht für sich selbst sprechen. Noch schlimmer wird es, wenn Texel im Zuge der eigentlichen Auflösung des Films auch noch erklären muss, weshalb sie überhaupt erzählt hat, was sie erzählt hat.
Gerade letzteres ist für diese Art von Filmen absolut tödlich. Denn bei einer eleganten Auflösung solch einer Geschichte ergeben die zuvor gezeigten Dinge mit einem Mal ganz von selbst einen (anderen) Sinn. Doch hier wird nur entlarvt, dass Dinge wie das Verschlingen von Katzenfutter rein selbstzweckhaft sind bzw. zum reinen Provozieren des Zuschauers gezeigt werden. In die gleiche Kerbe schlägt auch eine Szene, in der Texel bei offener Kabine auf der Herrentoilette pinkeln geht. Mit solchen Szenen soll offenbar mittels Provokation ausgeglichen werden, was dem Film an Thrill abgeht. Doch schockieren kann man damit im Jahre 2021 niemanden mehr. Und wenn hier etwas provoziert wird, dann ist es bloß ein ungläubiges Kopfschütteln des Zuschauers.
So versagt Kosmetik des Bösen auf ganzer Linie. Im letzten Vierteljahrhundert wurden bereits zahlreiche Filme mit einem ähnlichen Konzept gemacht, die allesamt deutlich mehr überzeugen. Somit wirkt der Film wie ein zu spät gekommener Nachsatz zu einer einstigen Welle von Filmen, der in vielerlei Hinsicht den Anschluss verpasst hat.