USA 2009 · 109 min. · FSK: ab 18 Regie: Dennis Iliadis Drehbuch: Adam Alleca, Carl Ellsworth Kamera: Sharone Meir Darsteller: Sara Paxton, Garret Dillahunt, Martha MacIsaac, Tony Goldwyn, Monica Potter u.a. |
||
»Wenn Psychopaten an deine Tür klopfen…“ |
Wes Craven, der die Scream-Trilogie und die Nightmare On Elm Street-Reihe verantwortet, hat 1972 mit wenig Budget seinen ersten Film gedreht und ihn The Last House on the Left genannt (deutscher Titel: Das letzte Haus Links). Als Grundlage dafür diente der Ingmar Bergman Film Die Jungfrauenquelle von 1960. Der Inhalt des Schockers ist schnell zusammengefasst: Zwei Teenager werden von einer Gruppe gewissenloser Psychopaten im Wald gequält und getötet. Aber die Kriminellen haben nicht mit der Rache der Eltern gerechnet. Deren Rache fällt erbarmungslos, unverblümt und bissfest aus – und wer Cravens Originalfilm kennt, kann die letzte Anspielung sicherlich einordnen. Das Poster aus dem Jahr 1972 warb reißerisch mit dem Spruch »It´s only a movie!« und unterstützte damit den Ruf des Films als äußerst verstörendes Werk. The Last House on the Left war trotz amateurhafter Machart und kontroverser Darstellung von sinnloser Gewalt und schonungsloser Rache ein Erfolg.
Das Remake stellt nun die Frage »Was würdest du tun?« und erzählt die gleiche Geschichte 37 Jahre später noch einmal. Auch hier wird detailliert gezeigt, wie die beiden Teenager Paige (Martha MacIsaak) und Mari (Sara Paxton) in die Hände einer psychopatischen Gang geraten und dann im Wald gequält werden. Die Kriminellen suchen nach ihren Taten ausgerechnet Zuflucht im Haus von Maris Eltern (Monica Potter und Tony Goldwyn). Nachdem Mari sich halbtot zum Haus ihrer Eltern retten konnte und diese begreifen, dass sie den Peinigern ihrer Tochter Obdach gewährt haben, drehen sie den Spieß um und verteidigen sich und ihre Tochter mit allen Mitteln.
Wes Craven tritt im Remake nur als Produzent auf. Die Regie hat er an Dennis Iliadis abgegeben, der mit seinem kontroversen Film Hardcore über vier junge Prostituierte bereits für Aufsehen gesorgt hat. Iliadis hat dem Remake bewusst den Look eines B-Films verpasst und bewegt sich auch sonst relativ nah an Cravens Original. Einige Schlüsselszenen werden fast unverändert nacherzählt. Trotzdem wurde die Geschichte gründlich aufpoliert und mit wesentlich mehr Budget realisiert. Alle völlig deplatzierten slapstickartigen Szenen des Originals wurden gestrichen. Ebenso einige der Demütigungen für die beiden Opfer. Der wesentlichste Unterschied ist aber, dass Mari im Remake die Attacke der Psychopaten überlebt und zu ihren Eltern zurückfindet. Die Taten der Eltern sind im Gegensatz zum Originalfilm nun dadurch gerechtfertigt, dass sie ihre Tochter beschützen und verteidigen. Trotzdem gehen sie dabei nicht unbedingt zimperlich mit den Psychopaten um.
Dennis Iliadis hat sich für einen geradlinigen Spannungsaufbau entschieden, bei dem es kaum eine Minute zum Durchatmen gibt. Er lässt nie einen Zweifel daran, wie brutal und erbarmungslos der Psychopath Krug (Garret Dillahunt) und sein Gefolge sind. Das hohe Gewaltpotential von Krug wird bereits in der ersten Filmszene ausgespielt, als der einen sterbenden Polizisten quält. Im direkten Kontrast dazu wird die dreiköpfige Familie Collingwood präsentiert. Es besteht kein Zweifel daran, dass es sich um aufrichtige und moralische Menschen handelt. Die einzige Person im Film, die nicht sofort in das Gut/Böse-Raster passt, ist Justin (Spencer Treat Clark), der jugendliche Sohn von Krug. Durch ihn geraten die beiden Mädchen unbeabsichtigt in die Hände der Verbrecher.
The Last House on the Left ist ein handwerklich solider Schocker, der durch viele grausame und blutige Szenen auffällt, die nicht jedermanns Geschmack entsprechen dürften. Man sollte sich als Zuschauer also des Genres gewahr sein, auf das man sich einlässt. Nicht nur die Exekutionsszenen sind kompromisslos inszeniert, sondern auch die Vergewaltigung von Mari. Der Film präsentiert sich und seine Charaktere mit großer Härte. Die Kamera zeigt alles, beispielsweise auch Details einer provisorischen Nasen-Operation oder einen Luftröhrenschnitt. Das Ergebnis ist Geschmacksache und muss irgendwo zwischen Hostel und I Spit on Your Grave eingeordnet werden. Und bei der Annäherung an die Frage »Was würdest Du tun, wenn böse Menschen jemanden verletzen, den Du liebst?« dominieren im Film die schonungslosen Splatter-Schauwerte – quasi als Antwort mit dem Holzhammer.