Finnland/GB/F 1998 · 107 min. · FSK: ab 6 Regie: Mika Kaurismäki Drehbuch: Mika Kaurismäki, Richard Rainer Kamera: Michel Amathieu Darsteller: David Tennant, Vinessa Shaw, Julie Delpy, Vincent Gallo u.a. |
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Wenn ein junger Mann hinaus in die Welt zieht, ist alles möglich. Es kann als Komödie enden, oder als Tragödie. Am wahrscheinlichsten als Farce. Nur eines ist klar: Er wird früher oder später auch das Fürchten lernen.
Bei Richard (David Tennant) fängt alles ganz gut an. Zwar arbeitet er als Beerdigungsunternehmer in einem gottverlassenen Nest. Doch ausgerechnet dort trifft der Filmfan, wen man fast überall woanders eher erwarten würde: Eine schöne Frau, Barbara (Vinessa Shaw), die als Schauspielerin in Los Angeles arbeitet. Sofort ist er unsterblich verliebt. Richard zögert nicht lange – als aufmunternder Berater im Stil von Woody Allens Bogart in Play it Again, Sam aus dem Reich der Phantasie kommend fungiert Johnny Depp im Kostüm von Jim Jarmouchs Dead Man – und verläßt Freundin, Job und Heimat, um Barbara hinterher zu reisen. Ohne Stadtplan und Adresse seiner Angebeteten findet er sich in der Metropole L.A. wieder. Aber es dauert nicht lange, bis er sie wiedergetroffen hat, in einem Haus wohnt, und zu arbeiten beginnt. Doch damit fangen die echten Probleme erst an.
Mika Kaurismäki (der 'kleine' Bruder von Aki, der aber selbst schon einige Filme gemacht und noch mehr Drehbücher geschrieben und produziert hat) hat mit L.A. Without a Map einen Film gedreht, der reich an Skurillitäten und überraschenden Wendungen ist; nicht so grob aufgetragen »originell« wie bei seinem Bruder, dafür aber witziger und cleverer.
In sehr gelungenen Nebenrollen begegnen einem Julie Delpy und Vincent Gallo, der hier alles Miesepetrige
ablegt, was einem in Buffalo ‘66 so auf die Nerven gehen konnte. Julie Delpy darf auch auf franglais sagen, was wir alle gerne täten: »Vivre la lucky difference!«
So anders wie er wohl gern wäre, ist der Film allerdings gar nicht. Erzählerisch in der Struktur eines klassischen Entwicklungsromans gehalten, formal eher an französische und britische Vorbilder erinnernd, handelt es sich auch um den parodistischen Dialog eines europäischen Film-Regisseurs mit dem Vorbild Hollywood und den USA.
Chaotisch und sprunghaft entwickeln sich die Dinge weiter. Dabei läßt Kaurismäki nur wenig mögliche Filmreferenzen aus. Das ist nett anzuschauen, freilich hätte man sich öfters etwas weniger Klischees, etwas mehr Nachdenken gewünscht. Wenig ist gegen den Film zu sagen, aber auch nicht besonders viel für ihn. Im Kino ist alles in Ordnung, weil nicht klar ist, was noch passieren wird. Ist es dann passiert, und der Film aus, bleibt ein schales So what?-Gefühl.
Dabei hat die Geschichte durchaus öfters das Potential, sich in eine Tragödie zu verwandeln. Vielleicht weil der Europäer Kaurismäki einem Film über Hollywood auch ein entsprechendes Ende geben wollte, schlug er sich schließlich doch auf die Seite der Komödie. Träume werden wahr, und man wünschte sich, daß das Leben doch so wäre, wie dieser Film.
Insofern geht schon alles in Ordnung, nur so richtig hat Richard das Fürchten wohl auch am Ende nicht gelernt.