Frankreich 1997 · 104 min. · FSK: ab 16 Regie: Claude Chabrol Drehbuch: Aurore Chabrol, Claude Chabrol Kamera: Eduardo Serra Darsteller: Michel Serrault, Isabelle Huppert u.a. |
Anfangs hält man diesen seriösen älteren Herrn noch für einen verkappten Spanner, wie er da so sitzt und eine Dame beim Flirten beobachtet. Gerade schleppt sie einen etwas tumben Dickwanst auf sein Hotelzimmer. Bald aber stellt sich heraus, daß hier ein Gaunerpärchen am Werk ist. Betty verabreicht dem ahnungslosen Opfer ein Schlafmittel, und Victor hilft ihr beim Beuteernten. Ein kurzer Abschiedsbrief von Betty und etwas Restgeld in der Brieftasche wird dem Bestohlenen am nächsten
Tag das Gefühl vermitteln, er habe eine wilde Nacht verlebt. Betty und Victor sind also zwei Kriminelle, die auf die denkbar menschenfreundlichste Weise straffällig werden.
Der französische Altmeister Claude Chabrol hat sich dieses Duo für seinen 50. Spielfilm ausgedacht, dabei hat er es tunlichst vermieden, die Beziehung seiner beiden Hauptfiguren genau zu definieren. So darf der Zuschauer, dessen Phantasie sonst nicht weiter beansprucht wird, herumrätseln ob Michel Serrault
und Isabelle Huppert diesmal ein Liebespaar, Vater und Tochter, befreundete Kollegen oder sonstwas spielen. Ihr Umgang miteinander ist bestimmt von geistreichen Dialoge voller liebevoller Scherze, und Chabrol begnügt sich weitgehend mit der Bebilderung dieses charmanten Plaudertons.
Die Geschichte selbst wirkt wenig aufsehenerregend. Irgendwann nehmen Betty und Victor ein allzu gefährliches Projekt in Angiff, sie wollen nämlich einen Geldkurier der Mafia, an den sich Betty bereits herangemacht hat, um fünf Millionen Franc erleichtern. So müssen sie eine ganze Weile mit richtigen Bösewichtern hadern, bevor sie, nach einem Verwirrspiel um einen Geldkoffer, mit heiler Haut davonkommen können.
Michel Serrault ist wie gewohnt sehr erfreulich anzuschauen als alternder Gauner mit superseriösem Auftreten, der sich meist als pensionierter Armee-Offizier ausgibt. Auch das Zusammenspiel mit seiner Kollegin funktioniert hervorragend; Isabelle Huppert, das Pin-Up-Girl des Peter-Handke-Lesers, tröstet über viele ihrer erzlangweiligen Auftritte hinweg. Es bleibt die Frage, warum Chabrol, der diesen Film als seinen ersten autobiographischen bezeichnet, das so dringende Bedürfnis hatte, solch eine zwar nette, aber auch belanglose Story auf die große Leinwand zu bringen. Sei es drum: Der Besucheranteil der französischen Filme in Deutschland ist in den letzten Jahren sehr rückläufig; dem alten Claude kann man zum fünfzigsten Filmjubiläum schon mal wieder die Ehre erweisen, und sei es auch nur der alten Zeiten wegen und um ein paar vertraute Gesichter wiederzusehen.