USA 2000 · 126 min. · FSK: ab 6 Regie: Robert Redford Drehbuch: Jeremy Leven Kamera: Michael Ballhaus Darsteller: Will Smith, Matt Damon, Charlize Theron, Bruce McGill u.a. |
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In einem Land, wo die Wähler zwischen einem Rechtsradikalen und einem Reaktionär den Präsidenten aussuchen dürfen, fällt es dem schmucken Bildungsbürger Robert Redford nicht schwer, positiv aufzufallen. Nachdem er als Schauspieler viel Gutes geleistet, ja, selbst den Watergate-Skandal aufgedeckt hatte, wurde er Independent-Regisseur, rief das Sundance-Festival für unabhängige Filmkunst ins Leben und drehte vornehmlich Filme, in denen Sex und Gewalt möglichst vermieden werden. Gewalt ist unter seiner Regie meist nur als schnell vergängliche Eintrübung unseres schönen Erdenlebens aufzufassen, und Sex haben nur gesunde, achselrasierte, kräftige Menschen ohne Pickel und mit ordentlicher Schulbildung. Nun schwingt sich Redford, der Pin-Up-Boy des liberalen Amerikas, wieder zum epischen Chronisten seines Vaterlandes auf.
Sein neuer Film Die Legende von Bagger Vance geht zurück in die düsteren Jahre der Weltwirtschaftskrise und ist doch so hell und herrlich wie möglich. Der alte Hardy Greaves (Jack Lemmon) erzählt, wie er als kleiner Junge bei einem legendären Golfturnier in Savannah beteiligt war. Damals trat Runnulph Junuh (Matt Damon), ein Lokalheld des Südstaatennests, gegen zwei Meistergolfer an und gewann. Zunächst aber sieht es in der Rückblende nicht so aus, als ob Junuh es packen würde. Er ist nämlich recht verzagt aus dem ersten Weltkrieg zurückgekehrt, weil er dort viel Schlimmes erleben mußte. Nun weigert er sich störrisch, je wieder zu golfen, bis eines Tages ein geheimnisvoller Typ namens Bagger Vance auftaucht, der sich ihm als Caddy anbietet. Dieser Bagger ist der ideale Rannulph-Flüsterer, eine klassische Rolle für den alten Morgan Freeman, die aber in diesem Falle komischerweise mit Pop-Star Will Smith besetzt wurde. Geduldig und heiter steht Bagger immer hinter dem jungen Helden und gibt ihm in entscheidenden Momenten des Turniers die besten Ratschläge. Doch eigentlich bringt er Rannulph nur bei, seinen Schwung wiederzufinden, denn merke: »Jeder Mensch hat seinen authentischen Schwung.« Junuhs Rivalen sind nette Kerle, grad wie die anderen Leute in der Stadt. Und auch das mit Junuhs Ex-Verlobten (Charlize Theron) renkt sich sicher wieder ein. Nebenbei schämt sich der kleine Hilfscaddy Hardy für seinen Vater, weil dieser wegen der Wirtschaftskrise Strassen fegen muss. Aber Rannulph erklärt dem Jungen, dass sein Vater ein verdammt guter Amerikaner ist, und schon ist die Vater-Sohn-Beziehung wieder im Lot.
Wer je eine Folge der Serie »Ein Engel auf Erden« gesehen hat, kann sich ein Bild von Die Legende von Bagger Vance machen. Nur dass der Serienengel Michael Landon nicht mitspielt – was ein Vorteil ist – und dass der Film eben 118 Minuten dauert – was ein Makel ist. Redford nähert sich dem Disney-Musical. Alles flutscht schön operettenhaft ineinander, schwärmerisch blickt Kamermann Michael Ballhaus über saftige Wiesen und Felder, die Kostüme sind hinreißend authentisch und trotzdem frischgestärkt, der kleine Junge ist keck und aufgeweckt und so richtig zum an die Wand werfen, und wenn ein nächtlicher, unheimlicher Wald ins Bild gerät, dann tutet bestimmt sogleich ein Käuzchen. »Da braut sich was zusammen«, sagt Bagger Vance beim Blick aus dem Fenster und tatsächlich bedeckt sich der Himmel, wahrscheinlich weil’s ihm peinlich ist. Man müßte mal testweise einen riesigen Marillenknödel backen, richtig fett, picksüß und kalorienträchtig, auf dass dem Esser sauber schlecht wird. Und neben dem Preisschild schreiben wir dann »Essen mit Anspruch«. Mal schauen, ob dieser Magenschwinger dann auch als independent durchgeht.
Redford, Angehöriger der Generation Golfspiel, lehrt die Jüngeren, etwa die Generation Golfkrieg, wie man mit Hilfe eines ganzheitlichen Ansatzes seine Golferei und somit – logisch – auch das Leben in den Griff kriegt. Er nutzt dazu ein Kino, in dem alles, so es nicht mehrmals vom Erzähler ausgesprochen, hundertfach so mächtig angedeutet wird, dass sämtliche Wahrnehmungssinne knirschen, ein esoterisch-mystisches Kino, das sich zugleich sanft, gebildet, bodenständig und weltoffen gibt, und überdies altersweise daherscheuert. »Es gibt keine Seele auf Gottes Erdboden, die nicht ihr Päckchen zu tragen hat:« So schreiben hinfällige Heimatschriftsteller. In der Lokalzeitung. Auf der Leserbriefseite.