USA 1999 · 94 min. · FSK: ab 12 Regie: Jeff Franklin Drehbuch: Jeff Franklin Kamera: Uta Briesewitz Darsteller: French Stewart, Bridgette Wilson, Bill Belamy u.a. |
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Was für ein Angebot: »Massage, einmal blasen, Frühstück im Bett« Chelsea (Bridgette Wilson) ist ein fleischgewordener Blondinenwitz. »Ich bin hübsch, ich bin sexy, ich bin witzig« überzeugt sie sich selbst, wenn einmal Selbstzweifel aufflackern, und mit diesen Eigenschaften ist klar, was sie von den Männern erwartet. Einen Heiratsantrag, begleitet von »Vier Karat, farblos, Güteklasse Emehr ist nicht nötig.«
Auserkoren hat sie Seth (French Stewart), einen Sitcom-Autor, und der das gehört zu dem wenigen Tröstlichen in Liebe? Lieber nicht! hat sie verdient. Von dem Augenblick an, an dem sich die beiden bei einer jener rosa Pastellhochzeiten kennenlernen, die es wohl tatsächlich nicht nur im Kino gibt, dreht sich der Film nur noch um das eine: Ihre plumpen Versuche, unter die Haube zu kommen, und seinen hartnäckigen Widerstand.
Auf diese Weise können 90 Minuten zu einer langen Zeit werden. Zumal die anthropologische These – Frauen wollen heiraten, Männer wollen Sex – von Regisseur Jeff Franklin nun nicht etwa dazu genutzt wird, die heimlichen Abgründe der neureichen oberen US-Mittelschicht auszuleuchten, über Liebe in nachmytaphysischen Zeiten zu räsonnieren, Verlogenheiten des Protestantismus und die Chuzpe der Westküstenreaktionäre zu brandmarken oder verkrampfte Dating-Regeln – »Laß' ihn mindestens drei Abende lang zappeln« – aufs Korn zu nehmen. Blitzt Derartiges doch einmal kurz auf, dient es mehr zur Illustration als zur Ironisierung.
Denn einerseits möchte Franklin zwar offensichtlich eine Komödie drehen, die so cool und anti-PC ist, wie im letzten Jahr There’s Something About Mary oder Wild Things, andererseits will er doch sein Yuppie-Publikum nicht vergraulen, dass er konsequenterweise bis zur Kenntlichkeit entstellen müßte.
Wer den faulen Kompromiß kennt, zweifelt freilich, dass Frankin, der auch für das Drehbuch verantwortlich ist, überhaupt soweit gedacht hat. So beschränken sich alle pseudoprovokativen »Geschmacklosigkeiten« auf halbherzig-harmlose Scherze wie Enthaarungsmittel im Shampoo, und einen Pistolenschuß, der auf keine edlen Teile zielt, und auch das Hirn des Opfers verschont. Eine vermeintlich ins Meer geworfene lästige Katze hängt dann doch am Sicherheitsgurt symbolisches Bild für einen Film, der noch nicht einmal albern ist; und subversiv schon gar nicht.
Dafür ist er frauenfeindlich. Denn am Schluß eskaliert der Rosenkrieg der Nichtverlobten dank des US-Rechtssystems. Dieses gibt nicht nur jedem, der betrunken von der Leiter fällt, die Möglichkeit, den Leiterfabrikanten mit Erfolg auf Schmerzensgeld in Millionenhöhe zu verklagen, weil ein entsprechendes Warnschild fehlt. Auch Beziehungen werden zum Risikogeschäft, denn plötzlich müssen Seelenschmerzen des verlassenen Partners mit Häusern und der Hälfte des Jahreseinkommens abgebüßt werden vorehelicher Sex gehört schließlich bestraft.
Spätestens anhand der plötzlich rabiat gewordenen Chelsea erfahren wir, dass Frauen eben doch alles berechnende Biester sind, die keinen noch so fiesen Trick scheuen. Nur mit einer noch böseren List, kann man(n) sie ihrer vedienten Strafe zuführen: Dem falschen Eheversprechen, auf das die dummgeile Materialistin natürlich sofort hereinfällt.
So schlägt sich Franklin am Ende auf die Seite von Seinesgleichen und tilgt mit der Möglichkeit durch einen »Sieg« Chelseas allem noch eine ironische Kurve zu geben auch das letzte Mitleid mit den beiden öden Plastik-Zombies.
Ex negativo belegt Liebe? Lieber nicht! immerhin, dass die Yuppies und ihre Welt anderslautenden Gerüchten und angeblicher »neuer Bescheidenheit« zum Trotz auch am Ende der Neunziger noch immer nicht verschwunden sind.