Kanada/GB 1997 · 93 min. · FSK: ab 6 Regie: Richard Kwietniowski Drehbuch: Gilbert Adair, Richard Kwietniowski Kamera: Oliver Curtis Darsteller: John Hurt, Jason Priestley, Fiona Loewi, Sheila Hancock u.a. |
Vorneweg:
John Hurt ist die ideale Besetzung für die Rolle des älteren englischen Intellektuellen, der sich dem Lauf der modernen Welt entzogen hat.
Gemächlich läßt Regisseur Richard Kwietniowski seinen Film beginnen. Fast wendet man sich schon ab und glaubt, daß hier eine Sozialkritik an der Moderne von moralistischen Langweilern in Szene gesetzt wurde. Doch sehr schnell entwickelt sich eine amüsante Geschichte, die in der Oberflächlichkeit der Informationsgesellschaft ihr Sprungbrett findet.
Giles De'Ath, dessen Name eine Mischung aus Adel und Tod in sich birgt wird nur durch Zufall auf die Idee gebracht, daß Literatur nicht nur auf dem Papier seine Bestimmung hat, sondern auch im Kino Größe zeigen kann. Da kommt auch schon der nächste Zufall: De'Ath landet im falschen Kinosaal und schaut sich eine seichte amerikanische Teeniekomödie an. Als er entschließt, den Saal zu verlassen, findet er jedoch das absolute Sinnbild von Schönbild in einer Szene von »Hotpants College II«(!). Ronnie Bostock, der Serienstar, liegt hingegossen auf dem Tresen eines Diner. De'Ath Leben nimmt einen unvorhergesehenen Lauf. Ronnie Bostock wird für ihn zur Obsession. Und zwangsläufig konfrontiert er sich mit der modernen Außenwelt, die früher nicht bis in sein wohlhabendes, von einer Haushälterin geführtes Zuhause drang. Gegensätze prallen aufeinander und trotzdem wirkt De'Ath in keinster Weise lächerlich, als er heimlich Teenie-Magazine durchforstet und sein persönliches Ronnie Bostock-Album aus Schnipseln zusammenklebt. Er beschließt Ronnie in den USA aufzusuchen und es gelingt ihm über Umwege die Bekanntschaft von Ronnie zu machen und zu seinem Vertrauten zu werden.
Regisseur Kwietnowski läßt seinen Figuren Zeit sich zu entwickeln und er baut eine ganzheitliche Story auf, die De'Ath und sein Umfeld einbezieht. Die Ironie mit der das altmodische an De'Ath in Szene gesetzt wird, lebt und verteidigt sich durch die Würde mit der John Hurt seine Figur erfüllt. Ronnie Bostock wird gespielt von »Melrose Place« Darsteller Jason Priestley, und dadurch verwischen sich die Grenzen zwischen Fiktion und Realität mit der Kwietnowski seinen Zuschauern einen Spiegel vorhält. Der Bezug zu Tod in Venedig von Visconti ist Teil davon. Manches bleibt unverständlich, bewußt hintergründig und anderes bewegt sich an der Grenze zur Absurdität. Kwietniowski spielt mit heiligen Kühen der westlichen Kultur ohne richtig bösartig zu sein und statt der Moral wird in einem Film endlich mal wieder die Leidenschaft gefeiert. Ob mit Happy-End wird nicht verraten