Frankreich 1996 · 105 min. · FSK: ab 12 Regie: Marion Vernoux Drehbuch: Julian Barnes, Dodine Herry, Marion Vernoux Kamera: Eric Gautier Darsteller: Yvan Attal, Charles Berling, Charlotte Gainsbourg, Susan Moncur u.a. |
Nicht immer garantiert eine gute Romanvorlage auch einen ansprechenden Film, doch bei Love etc. ist der Regisseurin Marion Vernoux die Buch-Adaption recht gut geglückt. Der Film basiert auf dem Roman »Darüber Reden« von Julian Barnes, dem englischen Schriftsteller, der den meisten spätestens seit seinem Erfolg »Flauberts Papagei« ein Begriff ist.
Love etc. beschreibt eine eher ungewöhnliche Liebesgeschichte. Eine Frau und ein Mann lernen sich über eine Kontaktanzeige kennen, sie verlieben sich und heiraten schon bald. Der beste Freund des Mannes verliebt sich ebenfalls in die Frau. Zunächst will er seinen Gefühlen nicht folgen, versucht dann aber mit allen Mitteln, sie für sich zu gewinnen. An diesem Punkt wird aus der Komödie eine Tragödie, an deren jedoch Ende alle drei wieder wieder zusammenfinden.
Wir befinden uns Mitten in den Neunziger Jahren. Einsame Herzen leben in den Großstädten, die Kommunikation ist gestört, findet nur noch über über Anrufbeantwortern und Kontaktanzeigen statt:
Schlips & Turnschuh?
– Auch der schüchterne Benoit (Yvan Attal) sucht die Frau fürs Leben. Er ist so zugeschnürt wie sein Schlips. Er teilt sich mit Pierre eine Wohnung, beide sind um die dreißig. Sein Job ist sicher, er ist erfolgreich und wohlhabend, aber seine Abende sind trist wie die düsteren Chansons von Leonard Cohen. Er sucht eine feste Bindung.
- Marie (Charlotte Gainsbourg) ist jung, sie weiß noch nicht, auf welchen Lebensweg ihre Turnschuhe sie führen werden. Sie restauriert alte Gemälde, geht selbst ungeschminkt durchs Nachtleben von Paris. Sie lebt hauptsächlich allein, ist introvertiert, schläft gerne mit dem verheirateten Nachbarn, sucht aber eigentlich einen Mann für sich allein. Mit den Entschluß, sich morgens nicht mehr eine, sondern zwei Tassen Kaffe zu kochen, beginnt sie ihr Leben behutsam zu ändern.
- Pierre (Charles Berling) ist nicht auf der Suche nach der Frau fürs Leben, eher auf der Suche nach sich selbst. Er ist Benoits Freund seit frühen Schultagen. Er ist ein spontan, locker, lustig, arbeitet als Lehrer und weiß das Leben leicht zu nehmen. Bei Frauen kommt er stets gut an, schätz jedoch seine Unabhängigkeit und bereist die Welt, soweit es die permanente Geldnot zuläßt, aus der ihm Benoit stets wieder heraushilft.
Flammende Herzen überall, nach einiger Zeit sprechen sie sogar vom Heiraten. Bei der Hochzeit von Benoit und Marie erkennt Pierre, daß er sich in die Frau seines Freundes verliebt hat.
Eine Liebe im Dreieck? Drei ist einer zuviel, oder nicht?
»Du siehst aus wie ein Juwel ...« Pierre ist fortan nicht mehr zu bremsen. Er gesteht seine Liebe, sie weist ihn von sich, er schickt gigantische Blumensträuße, die sie wegwirft, schließlich zieht er in ein Zimmer gegenüber ihrer Wohnung.
Es kommt zum Eklat zwischen den Freunden
Marion Vernouxs neuer Film beschreibt nicht nur eine Liebesgeschichte fern jeder zeitlichen Gebundenheit, sie kann auch an jedem Ort der Welt spielen, und so hat sie auch den Handlungsort der Romanvorlage von England nach Frankreich verlegt.
Wichtiger als die Orte sind ihr aber die Menschen und deren Innenleben mit all der Zweigleisigkeit, welche die langen Sequenzen mit inneren Monologen, ähnlich wie im Roman, zum Ausdruck bringen.
Regiesseurin Vernoux bewies auch bei der Besetzung der Rollen eine glückliche Hand: alle drei überzeugen und besonders Charles Berling scheint die Rolle des Pierre auf den Leib geschrieben. Eine besondere Erwähnung verdient die Filmmusik zu Love etc.: Alexandre Desplat ist es gelungen, spannende Kombinationen von Bild und Ton zu finden. Dabei weckt, verstärkt oder kontrastiert die exquisit gewählte Musik der einzelnen Szenen die Gefühle.
Marion Vernoux arbeitet bereits an ihrem nächsten Film, der den Titel Rien a faire tragen wird. Die Erwartungen sind nach dem anspruchsvollen und ansprechenden Film Love etc. natürlich hoch.