Deutschland 2000 · 100 min. · FSK: ab 16 Regie: Dito Tsintsadze Drehbuch: Dito Tsintsadze Kamera: Benedict Neuenfels Darsteller: Nicole Seelig, Misel Maticevic, Lasha Bakradze u.a. |
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Tödliches Outfit |
Branko der Kroate und Merab der Georgier versuchen einen russischen Geschäftsmann zu töten. Sie kreuzen dabei den Weg Carlos aus Haiti und seiner Freundin Lan, der vietnamesischen Prostituierten, die nach Australien auswandern wollen. Das alles passiert in Mannheim und trägt einen englischen Titel; Lost Killers.
Die Annahme, dass hier der Regisseur Dito Tsintsadze (ein gebürtiger Georgier) auf Biegen und Brechen versucht, den Prototypen eines
Multikulti-Films zu drehen, könnte unrichtiger nicht sein.
Lost Killers ist ein weiteres Beispiel dafür, dass die Ausländer in Deutschland nach der Gastronomie nun auch die heimische Kultur nachhaltig inspirieren und damit erfolgreicher sind, als das Althergebrachte. Deutsche Leitkultur und Rindsrouladen haben heute schlechte Karten gegen Filme wie Erkan und Stefan, Sendungen wie »Was guckst du«, Musik von den Söhnen Mannheims (schon wieder Mannheim!) und Döner, Pizza und Sushi.
Während diese Beispiele die breite Masse bedienen und sich über die sogenannte Kanak Sprak heute selbst die biedersten Spießer amüsieren, gibt es auch Filme wie Fathi Akins Kurz und schmerzlos oder Lars Beckers leider kaum beachteten Kanak Attack, die mit lakonischem Humor jenseits der bekannten »Krass, ich schwör«-Orgien und zugleich einer tragischen Ernsthaftigkeit das Leben der Ausländer in Deutschland beschreiben. Dass die Ausländer dabei oft in der Rolle des Kriminellen stecken (mustergültig vorgeführt z.B. in Freunde von Martin Eigler), mag man gesellschaftlich und soziologisch sehen wie man will. Filmisch jedoch haben Türken, Griechen & Co. damit die weitaus interessanteren und meist auch sympathischeren Rollen wie etwa Moritz Bleibtreu als nervöser Killer Abdul im Gegenspiel zum nervenden Til Schweiger in Knockin' On Heaven’s Door beweist.
Auch in Lost Killers gehört die Sympathie den Kriminellen und Illegalen, die bis auf einen sonderbar gutmütigen Zuhälter, durchgehend Ausländer sind. Der einzige Deutsche der daneben noch zu Wort kommt wird umgehend von Branko zusammengeschlagen, nachdem er die Killer wegen des Betreten eines öffentlichen Rasens zurechtgewiesen hat. Die Situation gewalttätiger Kroate gegen pedantischen Deutschen klingt zwar sehr nach Klischee (wie man vielen anderen Szenen des Films den selben Vorwurf machen könnte), stört aber nicht. Ebenso nimmt man manch allzu derbe oder abstoßende Szene gelassen hin, da den ganzen Film eine melancholisch versöhnliche Stimmung umgibt. Das heißt keineswegs, dass Lost Killers ein flaues Feel-Good-Movie ist. Dafür ist der Film an vielen Stellen zu direkt und eindringlich. Da der Film aber nie den moralischen Zeigefinger erhebt und die Abgründe der vielen kleinen Katastrophen durch die Absurdität des täglichen Lebens relativiert, entsteht eine Tragikomödie im besten Sinne.
Die Darsteller (die meisten davon Laien) fügen sich perfekt in diese Mischung aus Verzweiflung und süßsauren Humor, wobei vor allem Lasha Bakradze als georgischer Killer Merab mit einem schwachen Magen und einer schwarzen Woody Allen Brille alle Sympathien auf seiner Seite hat.
Eine nicht unerhebliche Rolle spielt auch die Stadt Mannheim, die sich von ihrer trostlosesten Seite zeigt. Das mag zwar die Touristik-Beauftragten der Stadt mit Grauen erfüllen, doch als Filmfreund ist
man froh, wieder mal eine andere Stadt als das unvermeidliche, immer eintöniger wirkende Berlin zu sehen.
In ihrer Lebhaftigkeit und Frechheit erinnern Filme wie Lost Killers an die Werke manch schwarzer Filmemacher in den USA. Dort gibt es aber den verhängnisvollen Trend zur »Normalisierung« der Verhältnisse, was vordergründig die erstrebenswerte Gleichberechtigung der Schwarzen beabsichtigt, nebenbei aber leider auch ihre kulturellen Eigenheiten und Qualitäten nivelliert.
Es bleibt deshalb zu hoffen, dass Filmemacher wie Tsintsadze nie
danach streben, ein gleichberechtigter Teil der typisch deutschen Filmlandschaft zu werden. Den üblichen belanglosen Unsinn machen dort bereits Vilsmaier, Wortmann & Co., dafür brauchen wir keinen Mann aus Georgien. Für witzige und geistreiche Filme wie Lost Killers dagegen kommt er uns aber gerade recht.