Love, Rosie – Für immer vielleicht

Love, Rosie

Deutschland/Großbritannien 2013 · 102 min. · FSK: ab 6
Regie: Christian Ditter
Drehbuch:
Kamera: Christian Rein
Darsteller: Lily Collins, Sam Claflin, Christian Cooke, Jaime Winstone, Tamsin Egerton u.a.
Der deutsche Film: Wieder eine Film-Meile mehr in Sachen Teenie-Verblödung gesammelt

Romantisches Fiasko

Können Frauen und Männer befreundet sein? Oder wird jede plato­ni­sche Bindung über Geschlech­ter­grenzen hinweg irgend­wann von sexueller Anziehung abgelöst? Diese großen Fragen der roman­ti­schen Komödie, wohl selten so amüsant aufbe­reitet wie in Harry und Sally, stehen auch im Mittel­punkt der Best­sel­ler­ad­ap­tion Love, Rosie – Für immer viel­leicht (Vorlage: Cecelia Ahern). Ein Werk, das unüber­sehbar auf ein jüngeres Publikum zuge­schnitten ist. Nicht nur, weil in den Haupt­rollen die aufstre­benden Schau­spieler Lily Collins (Tochter von Phil Collins) und Sam Claflin zu sehen sind. Auch, weil der deutsche Regisseur Christian Ditter in seinem ersten englisch­spra­chigen Spielfilm auf einen flotten Insz­e­nie­rungs­stil und bunte Hoch­glanz­bilder setzt.

Rosie und Alex sind seit ihrer Kinder­gar­tenzeit beste Freunde, können mitein­ander über alles reden, wollen sich aber nicht einge­stehen, dass sie noch mehr fürein­ander empfinden. Nichts­des­to­trotz beschließen beide, nach der Schulzeit gemeinsam in die USA zu gehen, um dort zu studieren. Ein Plan, den die junge Frau schon bald begraben muss, als sie erfährt, dass sie nach einem One-Night-Stand von einem Mitschüler schwanger ist. Während Alex nach Boston zieht und seine Karriere anzu­schieben versucht, beschließt Rosie, in England zu bleiben und ihr Kind alleine großzu­ziehen. Obwohl die beiden Freunde dank E-Mail und Chat-Programmen weiter Kontakt halten, dauert es eine ganze Weile, bis sie sich endlich ihren wahren Gefühlen stellen.

Was cool und hip gemeint ist und das geneigte Publikum zum Lachen und Weinen bringen soll, entwi­ckelt sich rasch zu einer ärger­li­chen Farce, da weder Drehbuch noch Regie in der Lage sind, den durch und durch klas­si­schen Stoff auch nur halbwegs gewitzt zu verar­beiten. Leid tun können einem vor allem die beiden Haupt­dar­steller, die sich redlich mühen, das roman­ti­sche Durch­ein­ander glaubhaft zu vermit­teln, in vielen Momenten aber bloß auf verlo­renem Posten stehen. Ange­fangen bei einer äußerst miefigen Geschlech­ter­po­litik über eine verkorkste Drama­turgie bis hin zur erschre­ckend aufdring­li­chen Musik­un­ter­ma­lung – als Zuschauer kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Schier unglaub­lich ist etwa, in welch rascher Abfolge der Film seinen Prot­ago­nisten Steine in den Weg legt, um die finale Annähe­rung weiter hinaus­zu­zö­gern. Neue Bezie­hungen sind binnen einer Szene etabliert, Tren­nungen werden kurz und schmer­zlos abge­han­delt, und große Schick­sals­schläge brechen wie aus dem Nichts über die Betei­ligten herein. Die beinahe minüt­li­chen Wendungen, aber auch die über­trieben kari­ka­tu­ren­hafte Zeichnung mancher Neben­fi­guren – Alex' zwischen­z­eit­liche Freun­dinnen sind allesamt affek­tierte Blondinen mit Model­maßen – geht mit zuneh­mender Dauer auf Lasten des roman­ti­schen Charmes, den Love, Rosie eigent­lich versprühen will. Als veri­ta­bler Stim­mungs­killer erweisen sich außerdem die immer wieder einge­streuten, oftmals voll aufge­drehten Popsongs, die dem Betrachter das Innen­leben der Figuren regel­recht einzu­prü­geln versuchen. Mehr Holz­hammer geht nicht!

Rauschen die letzten, hübsch anzu­schau­enden Einstel­lungen einer beein­dru­ckenden Küsten­land­schaft über die Leinwand, drängt sich ein Gedanke vehement auf: Von „Harry und Sally“ ist Christian Ditters neue Regie­ar­beit trotz zackiger Insz­e­nie­rung und einiger frivoler Späße letztlich weiter entfernt als von den formel­haften Herz­schmerz-Geschichten im Rosamunde-Pilcher-Stil, die das deutsche Fernsehen beständig hervor­bringt.