USA 1998 · 103 min. · FSK: ab 12 Regie: Paul Auster Drehbuch: Paul Auster Kamera: Alik Sakharov Darsteller: Harvey Keitel, Mira Sorvino, Willen Dafoe, Gina Gershon u.a. |
Schriftsteller schreiben und Filmemacher inszenieren im Team für die Leinwand. Und wie ein Kind glaubt der Zuschauer dem modernen Geschichtenerzähler auch die unmöglichsten Ereignisse. Logik wird dabei zum Spielverderber der Phantasie.
Der US-amerikanische Schriftsteller Paul Auster hatte als Drehbuchautor für Blue in the Face und Smoke seine ersten Schritte in die Kinowelt getan. Mit Lulu on the Bridge ging er einen Schritt weiter und schrieb nicht nur das Drehbuch, sondern gab auch sein Regiedebüt. Es ist eine märchenverwandte Geschichte geworden, in der ein Stein magische Kräfte weckt. Der menschenfeindliche Saxophonist Izzy (Harvey Keitel) wird während eines Konzerts angeschossen. Aufgrund der Verletzung verliert er eine Lunge und wird nie wieder seinen Beruf als Musiker ausüben können. Zuerst ist er verbittert, bis er durch ungewöhnliche Umstände in den Besitz eines magischen Steins kommt, der ihn zu der erfolglosen Schauspielerin Celia (Mira Sorvino) führt. Sie verlieben sich und weichen nicht mehr voneinander. Bis Celia eine Hauptrolle angeboten bekommt und für den Dreh nach Dublin gehen muß. Izzy soll einige Tage später nachkommen, aber er taucht dort nie auf.
Auster hat mit exzellenten Darstellern einen Film geschaffen, der über verschiedene Ebenen einen Kreis schließt. Angefangen bei der Figur Izzy, über den Beziehungsdialog zwischen den Verliebten, bis zur bedrohlichen Außenwelt. Während von Sterbenden gesagt wird, daß sie ihr Leben in Sekunden noch einmal Revue passieren lassen, erfindet Izzy sein Leben neu. Zu Beginn geht alles ganz schnell. Die Figur Izzy wird eingeführt und kurze Zeit später liegt er schon verletzt auf der Bühne
und verliert das Bewußtsein. Auster verliert keine Zeit und hat doch schon die Fäden für die finale Auflösung gesponnen. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist das Innenleben von Izzy. Alle anderen Personen dienen nur als Reflektor für seine Entwicklung. Bis zum Schluß bleibt unklar, worauf Auster eigentlich hinauswill. Genauso unklar setzt die Kamera ihre Markierungen.
Soll der Zuschauer glauben oder zweifeln?
Auster widerstrebt einer klaren Linie und verläßt sich auf die
Faszination des Ungewöhnlichen, das wiederum durch die unaufdringliche, fast langweilige Bildführung entschärft wird. Es scheint als wäre Auster von ein paar Szenen ausgegangen, die ihm für die Geschichte im Kopf herumschwirrten und drumherum hat er diese Geschichte von Lulu on the Bridge inszeniert.
Fast sieht man den unbekannten Zeigefinger, der einem sagt: »Hier, schaut genau hin, das war mir wichtig.«
Wobei anderes dahinplätschert.
Während ein Schriftsteller Seiten schreibt, um den Augenblick einzufangen, wird das Entsprechende im Film in Sekundenlänge vorgestellt. Film geht immer vorwärts, jedes Bild treibt voran. Dem wird Auster nicht wirklich gerecht. Wahrscheinlich ganz bewußt und kommt daher zum Ende des Films an seinen Anfang zurück. Aber dieser Überraschungseffekt geht ins Leere, denn der Widerspruch ist zu groß, um all das was im Laufe der Geschichte glaubhaft gemacht wurde, auf einmal wieder aufzuheben und plötzlich eine neue Perspektive aufzumachen.