USA 2022 · 107 min. · FSK: ab 0 Regie: Josh Gordon, Will Speck Drehbuch: Will Davies Kamera: Javier Aguirresarobe Darsteller: Javier Bardem, Constance Wu, Brett Gelman, Scoot McNairy, Winslow Fegley u.a. |
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Auf dem Weg in ein besseres Leben... | ||
(Foto: Sony) |
Wer aus lauter Verzweiflung mit seinem Kind dann doch Die Schule der magischen Tiere 2 gesehen hat, weil Teil 1 der Schule der magischen Tiere gar nicht mal so schlecht war, dürfte bitter enttäuscht worden sein. Denn der lieblose, superdämliche Abklatsch von Teil 1 zeigt nur allzu sehr das Dilemma des deutschen Kinderfilms auf: um die Millionenmarke an Besuchern zu knacken, braucht es in Deutschland nicht mehr als ein Schloss, ein bisschen Schule und dann auch noch Blödelei ohne Ende, so wie wir es aus so vielen Kinderfilmen der letzten Jahre kennen, in denen allenfalls das Thema Mobbing andeutete, dass es auch so etwas wie eine soziale Realität gibt.
Unbeschreiblich ist deshalb das Gefühl der Erholung, nach den Abstiegen in diese so grausamen wie langweiligen Niederungen, endlich mal wieder einen Film zu sehen, der das Label Kinderfilm auch wirklich verdient. Der trotz Blödeleien Grenzen überschreitet, der Spaß und auch Ernst macht, weil dort eben nicht vermeintliche Schlossgespenster hausen, sondern die Gespenster unserer Seele. Und der zeigt, dass Angst nun mal dazu da ist, um mit ihr zu arbeiten und sich kreativ von ihr zu befreien, indem man lernt, mit ihr zu leben und sich nicht von ihr auffressen zu lassen.
Das liegt natürlich auch an der Buchvorlage von Bernard Waber, dessen zwei Bücher »The House on East 88th Street« und »Lyle, Lyle, Crocodile« hier verfilmt wurden und die ganz im Zeichen der pädagogischen Revolution stehen, die sich Anfang der 1960er Jahre in den USA anzubahnen begann und die ja auch bei den deutschen Kinderbuchklassikern dieser Jahre ihre markanten Spuren hinterließ.
Das Regie-Duo Will Speck und Josh Gordon hat die Bücher von Waber nach einem Drehbuch von William Davies in unsere Gegenwart transponiert, ohne den Charme des amerikanischen Musicals der 1960er dabei wegzudividieren. Denn auch hier steht ein gelungen CGI-animiertes, singendes Krokodil im Zentrum des Films, das sich wegen Lampenfieber auf keine Bühne traut und sich deshalb von seinem Entdecker, dem Bühnenmagier Hecto P. Valenti (Javier Bardem, zuletzt in Der perfekte Chef) entfremdet und erst im zweiten Anlauf eine neue Chance bekommt, als er auf die in sein Refugium ziehende Familie Primm trifft, deren Sohn Josh (Winslow Fegley) ihn entdeckt und sich mit ihm anfreundet.
Diese Freundschaft hilft jedoch nicht nur dem von Angststörungen und starker Introvertiertheit geplagten Josh, sondern auch seine Eltern erhalten über die »Krokodil-Gruppen-Therapie« die Chance ihre neurotischen Befindlichkeiten abzubauen, Grenzen zu überschreiten und sich zu befreien.
Das erfolgt nicht nur über die Musical-Elemente, mit denen der Film operiert, sondern immer wieder auch über dichte dialogische Szenen und die Kraft des Psychodramas, das durch weitere nur allzumenschliche Faktoren aus dem Umfeld der Familie kreativ angereichert und die exzellenten Schauspieler noch einmal verstärkt wird.
Am Ende ist es natürlich eine Erfolgsstory, aber eine, die durch ihre überraschenden, charakterlichen Transformationen überzeugt und damit auch einer der wenigen Familienfilme ist, denen sich sowohl Grundschüler als auch Eltern und Großeltern bedenkenlos anvertrauen können, ohne sich zu ärgern oder zu langweilen.