USA/Südafrika 2007 · 121 min. · FSK: ab 16 Regie: Gavin Hood Drehbuch: Kelley Sane Kamera: Dion Beebe Darsteller: Jake Gyllenhaal, Reese Witherspoon, Alan Arkin, Peter Sarsgaard, Omar Metwal u.a. |
||
Bröckelnde Heimatfront |
Die Gegenoffensive hat begonnen, die Heimatfront wankt. Analog zur wachsenden Skepsis der Bevölkerung der USA gegenüber Kompetenz und Moral ihrer politischen Führung hat auch Hollywood den War-against-Terror entdeckt. Nach Redfords Von Löwen und Lämmern kommt nun Machtlos von Gavin Hood zu uns, bei dem ebenfalls wie schon bei Redford Meryl Streep eine der Hauptrollen spielt. Wieder wunderbar verkörpert sie diesmal eine kalte CIA-Chefin. Auch hier geht es nicht konkret um den Irak-Krieg, sondern um den War-on-Terror als solchen, um die fragwürdige Legitimität des US-Handelns und dessen Folgen, sowie um den seelisch-moralischen Zustand der US-Gesellschaft.
Der Original-Titel Rendition verweist auf die »extraordinary rendition«, wörtlich »außerordentliche Überstellung«. So wird in den USA die dortige gesetzliche Praxis genannt, Folter – pardon: Befragungen – zu outsourcen, d.h. eine beliebige Person in Drittländer, in denen Folter erlaubt ist, zu überstellen, ohne dass dies Spuren hinterlässt. Gavin Hoods Film, zeigt, was wirklich passiert – und wovon wir alle wissen, dass es so passiert: Einem US-Bürger unter Terrorverdacht wird am Flughafen nach Rückkehr in die USA blitzschnell eine Kapuze über den Kopf gesteckt und er wird illegal – d.h. ohne Richterbeschluß, ohne Möglichkeit, seine Verteidiger zu kontaktieren, oder Angehörige, ohne legislative Kontrolle – verhaftet, sein Name aus Passagierliste gelöscht.
Machtlos ist Hollywood-Mainstream; aber ohne Einseitigkeit. Er zeigt auch die nichtamerikanische Seite, die bei Redford nur als gesichtsloser Aggressor vorkommt, er versucht Verständnis zu entwickeln, zu erklären – ohne falsche Verklärung dabei.
Ohne Folter zu verteidigen, zeigt er auch das Selbstverständnis eines Folterers – »Wir retten Leben« – und seiner CIA-Auftaggeber: »Das ist eine hässliche Arbeit. Aber 7.000 Leute in
London leben heute, wegen Informationen, die wir auf diese Art bekommen haben. Und ich habe Enkel in London, darum bion ich froh, dass ich diese Arbeit mache.« so die Meryl-Streep-Figur. Ihr Gegenspieler wird ein junger CIA-Agent (Jake Gyllenhal) der erstmals dabei ist – »Das ist meine erste Folter« – und dies nicht erträgt.
Gavin Hood ist ein ehrlicherer Film gelungen, als seinen Kollegen. Paradoxerweise unterhält er auch besser. Machtlos
argumentiert schwarz-weiß, denn es gibt keine Entschuldigung für Folter, auch nicht gute Absichten. Aber guckt genau hin, und versteckt sich nicht hinter schönen Worten. Im Gegenteil, er führt sie treffend ad absurdum: »Er kooperiert nicht.« – »Darum ist er hier.«