USA 1996 · 108 min. · FSK: ab 16 Regie: Stephen Frears Drehbuchvorlage: Valerie Martin Drehbuch: Christopher Hampton Kamera: Philippe Rousselot Darsteller: Julia Roberts, John Malkovich, Michael Gambon, Kathy Staff u.a. |
Die Geschichte von Dr. Jekyll und Mr. Hyde ist nicht neu. Neu an Mary Reilly ist jedoch die Perspektive aus der die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Valerie Martin, diese erzählt: die Perspektive der Haushälterin des Artzes mit den zwei Gesichtern. Warum allerdings dieser Ansatz besonders spannend sein soll, kann Regisseur Stephen Fears nicht deutlich machen. Im Film beschreibt er Mary Reillys Tagesablauf, ihre traumatische Vergangenheit, und ihren Konflikt zwischen Angst und Zuneigung ihrem Arbeitgeber gegenüber. Und wie es der stille Charakter der Haushälterin erfordert, bedient er sich dabei nicht der reißerischen Mittel eines Horrorstreifens, sondern zeichnet düstere, aber sehr intensive Bilder, zwischen denen sich langsam die Handlung entwickelt. Lange läßt er die Beziehung zwischen Dr. Jekyll und Mary Reilly wachsen, bevor er die Figur des Mr. Hyde ins Spiel bringt.
Mit dieser Ruhe zeigt er zwar viel Gefühl der Literaturvorlage gegenüber, enttäuscht jedoch alle, die sich bei diesem Thema auch gerne ein wenig gefürchtet hätten, denn spannend ist Mary Reilly weder als Person, noch als Film. Nicht nur, weil man um den Ablauf der Ereignisse von Anfang an weiß, sondern auch, weil sich selbst die wenigen Spannungsmomente die der Film hat ohne Höhepunkte im Nichts auflösen. Wenn überhaupt ein leichtes Unwohlsein aufkommt, so liegt das einzig am Darsteller von Jekyll/Hyde: John Malkovich. Sein Schauspiel, aber auch das von Julia Roberts, gibt der Handlung Leben, Regisseur Fears mischt nur schöne Bilder dazu. In einer Szene jedoch mißlingt dieses Zusammenspiel: Die Verwandlung von Mr. Hyde in Dr. Jekyll ist mit Hilfe eines Morphing-Effektes dargestellt. Anstatt die Figur glaubhaft schizophren zu belassen, wie Malkovich sie spielt, gibt Fears ihr damit den Schein eines Monsters und durchbricht so seine Linie, keinen Horrorfilm zu drehen. Für die Schreckensliebhaber ein nur schwaches Zugeständnis, für alle anderen ein überflüssiger Special-Effekt.
Insgesamt läßt sich Mary Reilly mit den knappen Worten zusammenfassen: Nichts geschah, das aber war phantastisch inszeniert.