USA 1996 · 98 min. · FSK: ab 6 Regie: Jerry Zaks Drehbuch: Scott McPherson Kamera: Piort Sobocinski Darsteller: Meryl Streep, Diane Keaton, Leonardo Di Caprio, Robert de Niro u.a. |
Ein Bündel guter Schauspieler macht noch keinen guten Film. Jerry Zaks Marvins Töchter ist ein weiterer Beweis dieser seit langem bekannten Tatsache. Wie so oft in amerikanischen Filmen geht es hier wieder einmal um die Familie, um das, was sie trennt, und was sie zusammenhält.
Trennend, das ist keine Überraschung, wirkt zum Beispiel Egoismus. Verbinden kann dagegen eine Krankheit, die die Familie zwingt, näher zusammenzurücken. Bessie (Diane Keaton) ist an Leukämie erkrankt, sodaß ihre Schwester Lee (Meryl Streep) nach Jahren in denen sich der Kontakt auf ein Minimum beschränkte, anreist, um die ihr fremd gewordene Bessie zu unterstützen. Was sich im Folgenden ereignet, ist weitgehend vorhersehbar: Die vermeintlich ungleichen Schwestern nähern sich einander an, überwinden ihre wechselseitige Selbstsucht, und am Ende ist die Familie wieder vereint. Sogar für Bessie eröffnet sich ein Ausweg.
Marvins Töchter, die Adaption eines Theaterstücks von Scott McPherson, lebt von grandiosen Schauspielerleistungen (außer den beiden Hauptdarstellerinnen auch noch Leonardo DiCaprio und Robert de Niro in schönen Nebenrollen), und einzelne Szenen sind -vor allem in der Originalfassung- den Besuch wert. Im Ganzen kann der Film aber nicht überzeugen. Zu simpel gestrickt, zu glatt ist die Geschichte, die ihr eigentliches Thema -wie gehen Menschen mit einer tödlichen Bedrohung um, wie lassen sich Familiensinn und das Recht auf ein eigenes Leben vereinbaren ?- nicht wirklich ernst nimmt, sondern im Gegenteil in Harmoniesouce und »positivem Denken« erstickt. Das Ergebnis der geglückten Familienzusammenführung steht von Beginn an fest, und macht Marvins Töchter verlogen.
Man kann hierin ein harmonisches Antidot zu den vielen Familienstories im derzeitigen Kino sehen, die keinen simplen Ausweg anbieten. Aber so wie hier geht es eben nicht. Kitsch, also falsches Gefühl, überwiegt. Andre Téchiné Ma saison preferée zeigte vor einigen Jahren, wie man es besser machen kann, und bald schon kommt mit A Thousand Acres auch ein amerikanischer Film mit ähnlicher Starbesetzung in die Kinos, dem das viel besser gelingt. Vor allem : ohne moralischen Zeigefinger und ohne falsche Gefühle.