Deutschland 2020 · 76 min. · FSK: ab 0 Regie: Ansgar Niebuhr, Victoriano Rubio Drehbuch: Nana Andrea Meyer, Jens Urban Musik: Rori Coleman |
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Gemeinsam sind wir stark | ||
(Foto: Wild Bunch) |
»Conni malt ein Bild von einer Katze. Sie will schon lange eine haben. Heute gibt sie sich besonders viel Mühe beim Malen. Sie lässt sich nicht einmal stören, als draußen ein Auto mit quietschenden Bremsen stehen bleibt. Das Bild muss unbedingt fertig werden, bevor Papa kommt. Conni will es ihm schenken.« – Liane Schneider, Conni bekommt eine Katze
An »Conni« kommt man als Eltern inzwischen so wenig vorbei wie an der Ausrichtung eines Kindergeburtstages. Und das will etwas heißen, im Guten wie im Schlechten. Sei es als Pixi- oder Lese-Maus-Buch, als Minierzählband, als Hörbuch- und Hörspiel und als Zeichentrickserie. Und weil »Conni« mit ihren Lesern mitwachsen sollte, hat ihre Autorin Liane Schneider auch für die Altersklassen ab 7, 10 und 12 Jahre »Conni«-Bücher entwickeln lassen, die so erfolgreich sind, dass auch Til Schweiger auf den fahrenden Zug aufgesprungen ist. Hatte im ersten Teil von Conni & Co. nur seine Tochter Emma vor der Kamera gestanden, stand in Conni & Co. 2 – Das Geheimnis des T-Rex nicht nur Emma vor, sondern ihr Vater auch hinter der Kamera. Doch »Conni« ist mit 25 Millionen verkaufter Bücher natürlich weit mehr als ein Schweiger-Vehikel, es ist schon fast eine deutsche Institution, die deutsche Pädagogik inzwischen auch als Lola nach Frankreich, als Berta nach Spanien, als Zuzia nach Polen und als Elif in die Türkei trägt. Um deutsche Kultur zu vermitteln, wird »Conni« aber auch an amerikanischen Universitäten gelesen und in ihrem Heimatland bei der Integration von Flüchtlingen eingesetzt.
Das passt insofern sehr gut, als »Conni« das fast ideale deutsche Kind darstellt, ein Kind, das in ihren blonden Haaren rote Schleifen trägt, das von Kleinkinderbeinen an alles richtig machen will und auf Erwachsene ebenso brav hört wie auf die Institutionen – sei es bei ihren ersten Erfahrungen auf einer Toilette, in der Kita oder in der Schule. Sie ist das Kind, das zwar alle Kinder irgendwann zur Klassensprecherin wählen, aber insgeheim kriegen sie das große Kotzen, weil
dieses Rollenmodell völlig unerreichbar in seiner Perfektion ist und der Spaß hier stets erst nach dem Gehorsam kommt.
Gleichzeitig ist »Conni« – und das macht dieses Format ebenfalls so erfolgreich – auch kinderleichte Anleitung für den alltäglichsten Alltag, für die banalsten Dinge, auf die moderne Eltern heute keine Lust mehr haben, die sie müde sind zu erklären. Und anders als die anarchische Pippi Langstrumpf oder die Überelternhorror bekämpfende Coraline wirft »Conni« mit ihrem pädagogischen Weichzeichner eher selten mal eine moralische Frage auf, was sowohl auf Kinder- als auch Elternseite zu endlos einlullenden Vorleserunden führt.
Dementsprechend sollte man sich auch an die neueste Kinoauskopplung des »Conni«-Franchises herantasten und nicht zuviel erwarten. Anders als die bisherigen zwei Kinofilme ist Meine Freundin Conni – Geheimnis um Kater Mau animiert und wie so oft bei deutschen Animationsfilmen ist auch dieser Produktion anzusehen, dass sie mit vergleichsweise geringem Budget realisiert worden ist. Landschaften und Innenräume wirken so lieb- und leblos wie die Menschen, denen in einer Bewegung meist nur ein mimisches Attribut zugestanden wird, das dadurch wie eingefroren erscheint. Nur die Tiere – der Kater Mau und der Waschbär – erhalten einen Sonderstatus und heben sich in ihren Details deutlich vom übrigen Personal ab. Da sich Conni allerdings an die ganz kleinen Conni-Fans richtet, an Connis Erfahrungen im Kindergartenalter, sollte das weder Eltern noch Kindern groß auffallen. Denn die Pixi-Buch-Animationen sind ja ebenfalls für ihren sehr einfachen, klaren Strich bekannt.
Dementsprechend ist auch die Geschichte angelegt, die hier erzählt wird. Anders etwa als in dem für eine ähnliche Zielgruppe konzipierten Ausnahmekinderfilm Nur ein Tag – Aus dem Leben einer Eintagsfliege, ist die Geschichte um Connis erste Reise mit der Kita aus sehr vorhersehbaren erzählerischen Elementen zusammengesetzt. Aber um wirkliche Überraschungen geht es ja auch nicht. Denn wie in den Büchern sollen Kinder bei »Conni« vor allem lernen. In diesem Fall ist das die Bewältigung einer kleinen Krise um Connis Kater Mau, der es unerlaubterweise geschafft hat, sich mit auf die Kita-Freizeit zu schmuggeln und sich dann auch noch mit einem Waschbär anfreundet. Zwar bringt er damit einige Regeln durcheinander, doch durch das konstruktive Zusammenhalten der Kinder, die auch den Mut haben, gegen erwachsene Vorurteile zu bestehen, erwächst daraus gleichzeitig die Chance, nicht nur diese, sondern gleich auch noch eine ganz andere Krise zu bewältigen.
»Große« Krisen bleiben selbstverständlich außen vor. Conni kommt aus keiner dysfunktionalen Familie, hier ist noch alles so, wie es vielleicht nie gewesen ist: es gibt Mama und Papa, die nur das Beste wollen und auch in der Kita gibt es nur nette, deutsche Kinder, selbstverständlich ohne Migrationshintergrund.
Damit machen Conni und Prinzessin Lillifee-Regisseur-Ansgar Niebuhr nichts falsch; sie spielen die Stärken des Franchises souverän aus und geben dem Zielpublikum genau das, was es auch erwartet. Das macht Meine Freundin Conni – Geheimnis um Kater Mau zu keinem Meilenstein des Kinderfilms und der Diversität, dürfte Kinder aber immerhin zum vielleicht ersten Mal fürs Kino begeistern, und das ist in Zeiten von Corona und der Angst um die Zukunft des Kinos ein sicherlich nicht zu unterschätzendes Verdienst.