Hongkong 1999 · 101 min. · FSK: ab 12 Regie: Riley Ip Drehbuch: Riley Ip Kamera: Peter Pau Darsteller: Eric Tsang, Nicholas Tse, Qi Shu, Sandra Ng Kwan u.a. |
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Memories are made of this |
Hongkong trifft Lateinamerika, Samba ertönt zu den neongetönten Bildern der Hafenstadt – eine Exotik, die unsereins erst im zweiten Blick erkennt, weil ja schon die Metropole Hongkong selbst mit ihren Menschen für westliche Zuschauer immer noch ungewohnt ist, wenn auch immer häufiger im Kino zu sehen. Auch sonst vereint dieser Film Widersprüche: Ein Gangsterfilm fast ohne Gewalt, ein Liebesfilm ohne Küsse und Sex, der Held – der sich martialisch »Mountain Leopard« nennt – ist alles andere als ein Raubtier: ein älterer Mann, nicht gerade gutaussehend, mit Speckbauch und lächerlichem Toupet der eine Frau liebt, die so schön ist wie ein Märchen. Der Titel schließlich ist portugisisch und bedeutet: halbaufgerauchte Zigarette. Eine solche trägt Mountain Leopard (Eric Tsang) seit 30 Jahren als persönliche Madeleine, Auslöser von Erinnerungen, mit sich herum, Jahrzehnte die der Gangster im brasilianischen Exil verbracht hat, auf der Flucht vor den siegreichen Konkurrenten. Jetzt kehrt er zurück, mit frischgereinigter Waffe will er eine offene Rechnung begleichen.
Durch Zufall trifft er auf den Jung-Gangster Smokey (Nicolas Tse), und fasst Vertrauen zu ihm, weil er sieht: Smokey hat ein Herz für eine hilflose Prostituierte. Allmählich lernen die beiden sich kennen, erzählen einander ihr Leben, ihre Sehnsüchte – und in der Melancholie der Erinnerung vermischen sich Wahrheit und Fiktion zu einem immer undurchdringlicheren Gebilde. Auch Smokey hat eine unklare Vergangenheit. Immer wieder besucht er seine Mutter, die ihre Tage vor der Tür sitzend verbringt, und wartet...
Die coolen Gesten täuschen, wie so manches in diesem Film. Metade Fumaca ist eine Tragikomödie über das Altern, auch das der Wahrheit. Erinnerungen jedenfalls sind kein Selbstzweck, sie haben eine Funktion. Für die Alten ist sie fast alles, was sie noch haben, so scheint es. Das Thema Erinnerung hat in Hongkong nicht zufällig Konjunktur. Noch immer haben, das erfährt man in diesen Filmen immer wieder, viele hier den Umbruch von 1997 – die Kronkolonie fiel an Rotchina – nicht verkraftet. Sie sehnen sich zurück in den Stadtstaat, trauern, indem sie verklären. Um verklärte Erinnerung geht es auch in Metade Fumaca – der Film ist so brüchig und fragmentarisch wie das Gedächtnis von Mountain Leopard.
Verschiedene Versionen, Wahrheit, Teilwahrheit und Täuschung sind für uns Zuschauer lange Zeit ununterscheidbar. Aber, obwohl zur Erinnerung untrennbar die Gefahr des Gedächtnisverlusts gehört, kann man seiner Vergangenheit nicht entfliehen. In Metade Fumaca ist das eine gute Nachricht. Und auch das darf man im übertragenen Sinn verstehen, nicht nur in Hongkong.