Frankreich 1995 · 98 min. · FSK: ab 16 Regie: Bertrand Blier Drehbuch: Bertrand Blier Kamera: Pierre Lhomme Darsteller: Anouk Grinberg, Gérard Lanvin, Valeria Bruni Tedeschi, Olivier Olivier Martinez u.a. |
Regisseur Bertrand Blier sagt über seine Hauptperson: »Es geht nicht um eine Prostituierte, es geht um 'die' Prostituierte: ein auf hohen Absätzen wandelndes kleines Paradies.« Damit weicht er geschickt einer Beschreibung aus; aus gutem Grund. Denn die von Anouk Grinberg dargestellte Nutte läßt sich nicht mit wenigen Worten in eines dieser vorgefertigten Muster pressen, genauso wenig wie die Handlung in ein übliches Kinomuster paßt. Und so muß man sich erst einmal damit abfinden, daß nur wenig von dem was Blier erzählt nachvollziehbar ist. Er selbst läßt die Menschen, die sich solche Gedanken machen wollen wissen: »Man darf meine Filme nie ernst nehmen, obwohl sie sehr ernst gemeint sind. Es ist die Ernsthaftigkeit eines Schelms. Einen Film machen -ich klopfe auf Holz- ist für mich immer wie ein krummes Ding drehen.«
»Mein Garten ist
gefährlich,doch ich
begleite Sie.
Keine Angst.«
B. Blier
Sein krummes Ding Mein Mann ist widersprüchlich: Glaubt man zu Beginn den Beruf Nutte als Traumjob vorgeführt zu bekommen, scheitert diese schließlich doch am Konflikt Sexualität vs. Emotion, jedoch nicht ohne wieder aufzustehen. Lachen und Weinen liegen nah beieinander und Blier pflegt den schnellen Wechsel. Das Leben sei widersprüchlich, wieso also nicht auch der Film, verteidigt er sein Werk, welches er einen »gefährlichen Garten« nennt.
Der »Gärtner« Bertrand Blier, der zu Mon Homme auch selbst das Drehbuch verfaßt hat, hat schon einige »krumme Dinger« gedreht, wenn auch sein Erfolg noch nicht weit über die Grenzen von Frankreich hinaus reicht: 1988 wurde sein Film Trop belle pour toi (Zu schön für Dich) fünf mal mit dem César und mit einem Spezialpreis in Cannes ausgezeichnet, 1992 gewann Un deux trois soleil zwei Cásaren und zwei goldene Löwen. Seinen Erfolg gibt er aber gerne weiter: »Man braucht Glück, viel Glück. Und gute Schauspieler. Ich hatte gute Schauspieler.« Neben Anouk Grinberg, welche die Dirne Marie verkörpert, meint er damit Gérard Lanvin, im Film ein Clochard, der schließlich ihr Zuhälter und damit »mein Mann« wird.
»Warum gerade eine Prostituierte?« fragt Blier sich selbst und antwortet: »Die Nächte der Cabiria, Das Mädchen Irma la Douce, Die Aussteigerin. Dem kommt man nicht aus, genauso wenig wie Pistolen und Banditen: Das gehört einfach zum Kino. Soll ich Ihnen das Leben einer Schrankenwärterin erzählen? -Es gibt keine Schrankenwärterinnen mehr.« Und so liegt es beim Zuschauer zu beurteilen, warum eine Nutte ein besserer Stoff ist als eine Schrankenwärterin. Bertrand Blier mag es, wenn es für den Zuschauer noch ein wenig Arbeit zu leisten gibt. »Ideal wäre es, ein Kino zu machen, bei dem nicht alles vor-gekaut, vor-verdaut, vor-geschissen ist.« Mein Mann ist solch ein Kino!