Mein Lotta-Leben – Alles Tschaka mit Alpaka

Deutschland 2022 · 88 min. · FSK: ab 6
Regie: Martina Plura
Drehbuch:
Kamera: Monika Plura
Darsteller: Meggy Marie Hussong, Yola Streese, Levi Kazmeier, Oliver Mommsen, Katia Fellin u.a.
Filmszene »Mein Lotta-Leben - Alles Tschaka mit Alpaka«
Liebe und Leben light...
(Foto: Wild Bunch)

Eine Überdosis bunter Bonbons

Auch in der zweiten Lotta-Verfilmung wird nichts dem Coming-of-Age-Zufall überlassen und fehlender Plot mit Blödsinn gekittet

Nachdem 2019 Mein Lotta-Leben – Alles Bingo mit Flamingo! nach der Kinder­buch­best­sel­ler­vor­lage von Alice Panter­müller 148.405 Kino­be­su­cher in die Kinos gezogen hatte, war abzusehen, dass es dabei nicht bleiben würde.

Die Fort­set­zung folgt trotz neuer Regis­seurin (statt Neele Vollmar nun Martina Plura) und der erneut im Drehbuch-Team sitzenden Bettina Börger­ding (die vor allem für ihre exzel­lenten Bibi & Tina-Dreh­bücher bekannt ist), dem Altena ich Text, also den Alltags­aben­teuern der langsam in ihrer Pubertät schlit­ternden Lotte Petermann (Meggy Hussong), die dieses Mal auf Klas­sen­fahrt nach Amrum fahren darf. Wie auch schon im ersten Teil – da ist Lotta noch 11 Jahre alt – zeichnet sich das Grup­pen­ver­halten weiterhin durch Rudel­bil­dung aus, werden Animo­si­täten und Abgren­zungen ausge­han­delt, dieses Mal aller­dings vor klas­si­scher Nord­see­fe­ri­en­ku­lisse.

Das ist natürlich schön anzusehen, weil Amrum eine schöne Insel ist und auch die Jugend­her­berge macht natürlich Spaß, auch, weil in den Plot eine Gespens­ter­ge­schichte einge­woben wurde, die das Haus ein wenig span­nender macht und es auch ein wenig um Mobbing geht und weil Lottas Vater (Oliver Mommsen) zwangs­ver­pflichtet wurde und als zweiter Betreuer mit dabei ist, was Lotta selbst­ver­s­tänd­lich nicht gefällt.

Diese Ansätze zeigen, dass sich der Film durchaus darum bemüht, trendige Themen jugend­li­cher Gegenwart aufzu­nehmen. Und wie im ersten Teil so locker zu präsen­tieren, wie es nur geht. Es werden also fast zu jedem Dialog auch dieses Mal animierte Sequenzen über den Film gelegt, die noch einmal ein wenig verblö­delnd unter­strei­chen sollen, was gesagt wurde. Anders als in Jeff Kinneys Comic-Roman Gregs Tagebuch, in dem die Comic-Sequenzen zwischen den Text­blö­cken aber eher einen Erkennt­nis­ge­winn ausmachen, ist es bei Mein Lotta-Leben – Alles Tschaka mit Alpaka! genau anders­herum. Die Comic-Einlagen dees­ka­lieren gewis­ser­maßen die Probleme oder besser noch: bana­li­sieren sie. Etwa in einer Szene, in der Lotta aus Versehen das Star­terset für ihre erste Mens­trua­tion herun­ter­fällt und für alle sichtbar auf dem Boden des Busses liegt. Statt weiter in dieses Problem­feld einzu­tau­chen, wie es etwa die animierte Serie Big Mouth in ihrer Mens­trua­ti­ons­folge Die schlimmste Periode aller Zeiten macht, wird wie immer in Lotta mit einer Animation das Problem ausge­blendet bzw. in knall­buntes Bonbon­pa­pier einge­wi­ckelt und weg ist es auch schon.

Und so ist es eigent­lich mit allem, was hier passiert. Kurz rein­ge­schaut und angeleckt, für zu sauer befunden, bunt einge­packt und in die Bonbon­tüte zurück­ge­worfen. Das hat zum Teil groteske Züge, wird etwa Lottes Vater nicht einmal die Affäre mit der netten Jugend­her­bergs­lei­terin zuge­standen, eine Affäre, die er sich ange­sichts seiner über­grif­figen Frau Sabine (Laura Tonke) und der bissigen Klas­sen­lei­terin Frau Kackert (Sarah Hostettler) auch verdient hätte, aber in unseren Back-to-Bieder­meier-Zeiten geht so etwas natürlich nicht, wird ihm allein diese eine kurze Kuschel­ein­heit (und mehr war wirklich nicht) erlaubt, denn das trennt ja noch keine Ehe und macht vor allem Lotta wieder glücklich, die die Beiden beim Kuscheln erwischt hatte.

So bleiben am Ende nichts als Harmonie und gute Vorsätze, ohne das auch nur ein Streit, eine Dishar­monie wirklich geklärt worden wäre; eine Überdosis Süßes, die unge­sünder nicht sein könnte.