USA 2000 · 129 min. · FSK: ab 12 Regie: George Tillman Jr. Drehbuch: Scott Marshall Smith Kamera: Anthony B. Richmond Darsteller: Cuba Gooding Jr., Robert De Niro, Charlize Theron, Hal Holbrook u.a. |
Mitte der ‘60er im amerikanischen Militär. War da nicht was? Ach so, ja, Vietnam! Aber der Krieg wird in Men of Honor (der Titel ist frei von jeglicher Ironie) mit keinem einzigen Wort erwähnt. Würde ja auch nur stören. Könnte ja einer ins Nachdenken kommen. Darüber, dass es vielleicht erstrebenswertere Dinge gäbe, als in der US-Armee zu sein. Dass es gute Gründe gäbe, sich diesem Apparat nicht als Werkzeug anzudienen. Das Motto von Men of Honor aber ist: Dabeisein ist alles. Die Lehre: Wenn das System Dir Knüppel zwischen die Beine wirft, dann frage nicht, was daran falsch sein könnte. Frage nicht, ob und wie Du das ändern könntest. Welche Alternativen es gäbe. Oder gar Möglichkeiten zum Widerstand. Nein, dann, sagt der Film, dann erst recht: Dann stecke ein, was immer sie austeilen können, und verlange nach mehr. Bis es ihnen zu blöd und zu langweilig wird. Und Du endlich auch ein Rädchen werden darfst im Getriebe.
Men of Honor basiert auf der Lebensgeschichte von George Brashear (Cuba Gooding, Jr., ein guter Schauspieler verschwendet an ein ihm unwürdiges Projekt), der als erster Afro-Amerikaner Taucher in der Navy wurde – bis ihn der Job ein Bein kostete. Und er dann prompt auch noch zum ersten Amputierten im Armee-Einsatz unter Wasser wurde. Blubb. Dass er es soweit brachte, verdankt er – zumindest im Kino – seiner Fähigkeit, die Gemeinheiten seines rassistischen Ausbilders (Robert DeNiro, s.o.) zäh und still leidend zu dulden. Bis der sowas wie Respekt entwickelt und ihm hilft, nach dem Abhandenkommen der Extremität die Gemeinheiten höherrangiger Rassisten zäh und still leidend zu dulden. Immerhin kommt er so ans Ziel seiner Wünsche – die Frauen an der Seite der harten Kerle dürfen außer dulden wohl nur putzen und kochen. (Es wäre dem Film zuzutrauen, dass er auch das als Erfüllung aller Wünsche ansieht.)
Das Ganze wäre möglicherweise zu ertragen, gelänge es Men of Honor, dem Prozedere wenigstens gelegentlich ein Quentchen von Wahrhaftigkeit abzutrotzen. Doch der Streifen tritt lediglich den Beweis an, dass man auch in Hollywood im Stande ist, Vilsmaier-Filme zu machen. Es ist die Ästhetik jener Machwerke, mit denen man vor zehn, zwanzig Jahren um Oscars buhlte – hätte der Film eine umfangreichere Rolle für eine Frau anzubieten gehabt, Merryl Streep hätte sie spielen müssen. Diese Taucher-Schmonzette ertrinkt geradezu in einem Meer aus kreuzbiederer, sahnetortenpappiger Gefühlshuberei, verwechselt dauernd dickes Auftragen mit Größe. (Zu ihrer Ehrenrettung wäre bestenfalls anzuführen, dass sie dies – wie eben Vilsmaier-Filme auch – nicht aus berechnendem Zynismus tut sondern aus ehrlicher, grenzenloser Naivität.) So dick liegt über allem diese Speckschwarte, so vollkommen durchtränkt triefend der Salm des »Großen Gefühlskinos« jeden Moment, dass der Grusel des Verdrängten es kaum noch schafft, sein Haupt zu heben. Nur ganz selten – in den absurden Szenen gegen Schluss beispielsweise, als Brashear in voller, bleischwerer Tiefseemontur vor einem Militärtribunal umherstapfen muss – spricht aus den Bildern wirklich etwas von der geballten Unmenschlichkeit der Vorgänge. Und etwas von der Ahnung, dass es Dinge gibt, die man sich nicht gefallen lassen sollte. Dass es Ordnungen und Machtstrukturen gibt, die zu bekämpfen ehrenvoller wäre, als alle Energie daran zu setzen, gegen ihren Widerstand ein Teil von ihnen zu werden.