USA 1995 · 95 min. · FSK: ab 12 Regie: Woody Allen Drehbuch: Woody Allen Kamera: Carlo Di Palma Darsteller: Woody Allen, Helena Bonham Carter, Mira Sorvino, Michael Rapaport |
Lenny (Woody Allen), ein New Yorker Sportreporter, und seine Frau Amanda (Helena Bonham Carter), eine Galeristin, adoptieren ein Baby. Nachdem das Kind weder nach Groucho noch Harpo Marx getauft wird, bekommt es den wundervollen Namen Max. Jahre vergehen, Max ist inzwischen ein kleiner Junge geworden, wie ihn sich alle Eltern wünschen, aber die Ehe steckt in der Krise.
Amanda hat aus Karrieregründen immer weniger Zeit für die Familie, und der Sex ist auch nicht mehr das was er
war. So versucht der sich vernachlässigt fühlende Lenny die leibliche Mutter von Max zu finden. Da der Junge sehr begabt ist, meint Lenny, daß die Mutter äußerst interessant sein müsse.
Nach einigen falschen Fährten und Namen kommt Lenny ans Ziel, er findet Linda Ash (Mira Sorvino), die Mutter des Jungen. Die ist jedoch ganz anders, als er je vermutet hätte: schrill und ungebildet, Ex-Friseuse, Pornodarstellerin und Prostituierte, eine Göttin der Liebe, Männerphantasie und -alptraum...oder besser: Lenny-Phantasie. Aber wie geht das mit der Mutterrolle zusammen? Schließlich will Lenny seinem Adoptivsohn eine »anständige« Mutter präsentieren können, wenn dieser alt genug ist, um die Frage nach seinen Genen zu stellen. Doch diese Mutter kennt noch nicht mal den Zeuger des Jungen. Also legt Lenny alles daran, für Linda ein bürgerliches Leben zu ermöglichen, das heißt einen Mann für sie zu finden und Lindas Zuhälter für diese Idee zu gewinnen.
Sicher ist die Figur des Lenny die x-te Neuauflage des Stadtneurotikers aus dem gleichnamigen Film und Woody Allen ist in die Jahre gekommen, wogegen seine Frauen seltsam jung geblieben sind. Die Variation macht jedoch den Reiz aus, und diesmal heißt die Variante Linda und verkörpert eine völlig neue Figur im Allen-Universum: das anti-intellektuelle »White Trash Girl«, der klare Gegenentwurf zum vergeistigten Neurotiker. Sie kommt nicht aus New York und steht für ein Amerika, das in Allens Filmen bisher ausgeklammert wurde. Eine Landpommeranze, die trotz oder wegen ihrer Einfältigkeit so sympathisch ist und Allens Welt mächtig in Schwung bringt. Mira Sorvino gibt dieser Figur die Lebendigkeit, die den intellektuellen Sportreporter (!?) umwerfen muß. So verliebt sich Lenny in die Mutter seines Sohnes und nicht in die eigene Mutter, wie man es noch im Wien der Jahrhundertwende getan hat. Probleme bringt das freilich auch mit sich, nur Freud hilft ihm hier nicht mehr weiter.
Die Idee der Adoption, die amoröse Verwicklungen nach sich zieht, erinnert an Woody Allens eigenes Privatleben, das vor einiger Zeit in der Öffentlichkeit, auf recht zweifelhafte Weise, breitgetreten wurde. Der alte Schmock Allen beweißt wirklichen Humor, indem er eine Adoption zum Ausgangspunkt von Geliebte Aphrodite wählt, aber daraus eine ganz andere Geschichte als die eigene strickt.
Der New Yorker Alltag des Films wird kontinuierlich durch einen klassischen Chor des antiken Dramas gebrochen. Allerlei griechisches Tragödienpersonal tummelt sich da vor angemessener Kulisse und versucht Lenny und die seinen vor den lauernden Gefahren der Geschichte zu warnen. Es macht fast den Eindruck, als kämpften die Mythen um einen tragischen Ausgang der Geschichte, doch das Ende zeigt allen eine lange Nase. Die Ereignisse überschlagen sich und sind so unwahrscheinlich wie schön.
»When you're smiling, the whole world smiles with you...«