USA 1996 · 105 min. · FSK: ab 6 Regie: Nora Ephron Drehbuch: Peter Dexter, Jim Quinlan, Nora Ephron Kamera: John Lindley Darsteller: John Travolta, Andie MacDowell, William Hurt, Bob Bob Hoskins u.a. |
Schon bei der Besetzungliste von Michael können einem die Füße einschlafen: Langweiler Hurt und Hausmütterchen MacDowell dürfen um den abgetakelten Travolta rumtanzen. Die Story verspricht kaum mehr: ein Engel auf Erden, war vermutlich alles, was im Exposé zu diesem Film stand.
Und mehr passiert auch nicht. Drei Reporter reisen nach Iowa, um dort John Travolta mit angeklebten Flügeln zu treffen und ihn (weil die Flügel im Film dann doch echt sind)
mit nach Chicago zu nehmen. Und weil er nicht fliegen will, müssen die Vier mit dem Auto fahren, was die Reise ein bißchen verlängert und dem einfallslosen Team der Drehbuchautoren ein wenig mehr Platz läßt die »romantische Komödie« zu entwickeln.
Romantisch ist, daß Frank (W. Hurt), der Zyniker und Dorothy (A. MacDowell), die Frau mit gebrochenem Herzen, das Vertrauen in die Liebe zurückgewinnen und komisch ist – tja – komisch ist eigentlich gar nichts. Der einzige Gag des Filmes besteht darin, einen Engel zu zeigen der raucht, säuft und vögelt; wahnsinnig witzig – wenn man die letzten 8 Jahre in einer Klosterschule verbracht hat.
Verantwortlich für dieses geballte Nichts ist Nora Ephron, die als Regisseurin, Co-Produzentin und Co-Autorin von Michael an jeder schlechten Szene sozusagen drei mal Schuld hat. Das verwundert ein wenig, denn mit ihrem Regie-Erstling Schlaflos in Seattle hatte sie eine in Hollywood Maßstäben solide und trotz des Kitsches ganz ansehnliche Romanze abgeliefert und als Autorin war sie drei Jahre zuvor durch Harry und Sally aufgefallen, mit dem sie ihr Talent Geschichten zu erzählen erfolgreich unter Beweis gestellt hat. Aber da scheint auch das Problem bei ihrem neuesten Werk: wo keine Geschichte zu erzählen ist, bleibt auch Ephrons Feder trocken.
In einer Komödie könnten die richtigen Schauspieler noch einiges retten, aber die Richtigen waren scheinbar nicht zu kriegen.
William Hurt mag ein großartiger Mime sein, ein großartiger Komiker ist er nicht. Nicht umsonst hat er seinen Oscar für Der Kuß der Spinnenfrau und eine Nominierung für Gottes vergessene Kinder bekommen und nicht für The Big Chill oder Eine Couch in New York.
Andie MacDowell überzeugt durch ihre Zickigkeit und ihre immer gleiche Art niedlich in die Kamera zu lächeln, zum Lachen hat sie damit wohl auch noch niemanden gebracht.
Nur John Travolta ist zeitweilig komisch. Als der abgetackelte Engel Michael tritt er auf, wie Elvis im Endstadium seiner Freßsucht.
Dieser Hang zur Selbstzerstörung seines Sexidol-Images hat durchaus spaßige Momente, reicht jedoch nicht aus, um 109 Minuten zu füllen.
Bleibt Robert Pastorelli, den man bisher nur als Nebendarsteller kannte, der aber seine Rolle als ewiger Zweiter ganz solide abliefert und Bob Hoskins, der in diesem Streifen mal wieder den unsympathischen Zwerg spielt, damit allerdings auch nichts mehr retten kann.
Der Film heißt Michael und Michael ist ein Engel, aber ein uninteressanter!