USA 2023 · 164 min. · FSK: ab 12 Regie: Christopher McQuarrie Drehbuch: Erik Jendresen, Christopher McQuarrie Kamera: Fraser Taggart Darsteller: Tom Cruise, Hayley Atwell, Vanessa Kirby, Ving Rhames, Simon Pegg u.a. |
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Best buddies forever... | ||
(Foto: Paramount) |
Gerade im Rückblick ist das Mission Impossible Franchise eines der qualitativ und quantitativ stabilsten. Seit 1996 sind sieben Filme entstanden, also grobgerechnet alle vier Jahre ein Film, das hat schon fast Fußball-WM-Charakter. Und wie beim Fußball bleibt auch hier das Spiel über all die Jahre gleich, verändern sich die Regeln marginal, ist das Spiel aber dennoch von den Möglichkeiten neuer Techniken und Taktiken geprägt, außerhalb wie innerhalb des Spielfeldes. Nur eins ist anders. Anders als im Fußball bietet Mission Impossible über all die Jahre die gleichen Spieler, die gleichen Helden auf, von denen die einen besser, die anderen schlechter gealtert sind. Aber das ist fast egal, denn die Charaktere, ihre Spielfreude und besonderen Fähigkeiten bleiben erhalten.
Wer das nicht glauben mag, binge sich das komplette Werk im Stream auf Paramount einfach mal durch. Am besten mit Kindern, die vielleicht schon 12 sind und nach dem ersten Teil ein wenig irritiert wegen der noch etwas antiquierten Technik sind, aber mit jedem Film dem Franchise mehr Anerkennung zollen werden. Denn die Charaktere, die hier im Zentrum stehen, sind fast schon ideale vorpubertäre Helden: mit waghalsigen Stunts besiegen sie ihre Feinde und stärken sich zaubertrankgleich durch Buddy-Einigkeit, die trotz der Gruppenhierarchie mit einem klaren Führer dennoch nie ins Wanken gerät. Und vielleicht am wichtigsten: es gibt keine wirklich relevanten Bettszenen, weil die Liebe schlichtweg zu gefährlich ist, die Frauen schlimmstenfalls sterben oder bestenfalls im Untergrund verschwinden müssen, und damit die kleinen Zuschauer keinen überlangen Kussszenen ausgesetzt sind und den Kopf schreiend im Kissen vergraben müssen. Und wie in der Entwicklung eines Kindes, das den eigenen Alterungsprozess kaum wahrnimmt, scheint das auch Ethan Hunt (Tom Cruise) und seinen Freunden so zu gehen. Das ist nicht nur tröstlich, sondern auch ermutigend, umso mehr, als jeder Charakter nur einen bestimmten Sprach-Set zur Verfügung hat, dann aber doch mit immer neuen Mutproben dieses charakterliche Defizit auszugleichen versteht.
Der nun siebte Teil des Franchises, Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil 1, gibt dieser (Nicht-) Entwicklung fast schon parodistische, man könnte auch sagen: philosophische Züge. Zwar gibt es wie eigentlich in jedem der anderen Filme, die von Ausnahme-Regisseuren wie Brian De Palma, John Woo, J. J. Abrams, Brad Bird und zuletzt Christopher McQuarrie betreut wurden (aber nie ihre eigene Handschrift hinterlassen haben), die bekannten und erwarteten Standards mit Masken, Motorrädern und außergewöhnlichen Stunts an den vermeintlichen Sehnsuchtsorten dieser Welt, die von Tom Cruise publikumswirksam schon lange im Voraus publik gemacht und vor allem damit promoted werden, dass er sie trotz seiner 61 Jahre weiterhin konsequent selbst ausführt und die tatsächlich ganz im Sinn der alten Zirkusakrobatiken baff staunen und knappe drei Stunden wie im Fluge vorbeiziehen lassen.
Doch dann ist da aber durchaus mehr als Staunen angebracht, lässt sich vielleicht gerade über die Zirkusnummern am besten ansetzen, um zu erklären, warum der fast zeitgleich mit Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil 1 gestartete fünfte Indiana Jones nicht das Publikum und erst recht nicht den Zeitgeist trifft und wohl einer der größeren Flops der Filmgeschichte werden wird.
Obwohl beide Filme faszinierende Parallelen aufweisen – etwa die dem Helden fast schon notorisch widersprechenden neu eingeführten Heldinnen –, bleibt Indiana Jones in seinem historischen Korsett stecken. Das gilt nicht nur für den erzählten Zeitraum, sondern auch und gerade für die Stunts, die sich im Kern kaum entwickelt haben. Besonders gut ist das an der in Action-Filmen schon fast ikonischen »Zugszene« zu erkennen, an der sich seit Jahren zahlreiche Regisseure immer wieder von Neuem und fast schon zwanghaft abarbeiten, und von Ausnahmen wie Bullet Train abgesehen, diesem Action-Detail-Topos kaum etwas neues hinzuzufügen haben. Auch James Mangold scheitert in der langen Zug-Eingangssequenz von Indiana Jones und das Rad des Schicksals im Grunde beeindruckend kläglich, ist es eher ein Zeitmaschinenzug, in den sich der Zuschauer verirrt, weil er glaubt, das alles schon einmal gesehen zu haben.
Anders in Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil 1. Auch hier gibt es eine lange, eine sehr lange Zug-Verfolgungsszene, in der zwar so ziemlich alles, was so auf Zügen in Filmen seit Jahrzehnten passiert ist, zitiert wird, dann aber die Fahrt nach Innsbruck – beeindruckend doppelbödig natürlich in einem Orient-Express-Museumszug – zu einer völlig neuen Erfahrung wird. Nicht nur durch die überraschende charakterliche Transformation einiger Personen der zweiten Reihe, sondern dann auch durch das, was mit dem Zug passiert und wer wie auf diesen Zug gelangt bzw. sich von ihm wieder entfernen darf.
Das ist große Oper und stellt selbst das etwas jüngere Action Franchise Fast & Furious (seit 2001) und seinen neunten Teil Fast & Furious 9 deutlich in den Schatten. Das gilt nicht nur für die eigentliche Choreographie, sondern auch für die Hauptcharaktere, die wie auch Harrison Ford in Indiana Jones sich offen zu ihrem Alter bekennen und es selbstironisch kommentieren. Doch Selbstironie ist nichts für die Ewigkeit. Nur wer bleibt, was er ist und immer war, findet vor den Göttern und jungen wie alten Zuschauern dauerhaft Gnade.
So dürfte es auch Tom Cruise und seinen Freunden gehen, mehr noch als Cruise mit Top Gun: Maverick ja vor kurzem nicht nur die Welt, die ewige Jugend, sondern mit den erstaunlichen Einspielzahlen auch das Kino nach Corona gerettet hat. Und das hat Rettung wie schon so oft in den letzten 50 Jahren mal wieder nötig, stehen nicht nur viele Kinos wegen der gestiegenen Energiepreise vor dem Aus – vorsichtige Zahlen gehen von 20 Prozent »Flurbereinigung« aus – sondern floppt auch gerade ein Blockbuster nach dem anderen, zuletzt Indiana Jones und The Flash, aber auch der gute Elemental aus dem Hause Disney/Pixar hat es schwer.
Sollte mit Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil 1 tatsächlich die Umkehr dieses Trends gelingen – und vielleicht das in der Folgewoche anstehende Blockbuster-Battle zwischen Nolans OPPENHEIMER und Greta Gerwigs Barbie anheizen – wäre das eine fast schon wunderbare Ironie des Schicksals. Denn ausgerechnet der erste Teil des siebten Teils (der zweite folgt 2024), verabschiedet sich fast schon radikal von unserer digitalen Welt, da eine KI-Entität sehr plötzlich alle Macht und vor allem die so leicht manipulierbare Wahrheit (nicht nur der Medien) in Händen hält. Die Chat-GPT-Analogie wirkt zwar ein wenig aufgesetzt, ist aber absolut zeitgeistkonform und stammtischphilosophietauglich, ist genau das, was die Menschheit gerade verängstigt und mehr noch: beschäftigt, auch weil sie sich hilflos und nach Hilfe schreiend nach einer Exit-Strategie sehnt.
Diese Exit-Strategie liefert Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil 1 äußerst anschaulich, deppert, grotesk und unterhaltsam, ist aber dann auch tatsächlich so etwas wie zu den Wurzeln zurückzukehren. Zu den Wurzeln des eigenen Franchises, in dem damals die noch vorsintflutliche Computer fast schon analog und unvernetzt vor sich hintuckerten, in dem nur die Masken ein fast schon prophetischer Vorläufer für die digitale Wandelfähigkeit der Zukunft waren. Und in dem die Kinos natürlich auch noch nicht »digitalisiert« waren. Das Ende als Anfang. Oder: die Hoffnung stirbt zuletzt. Und mit ihr der Mensch.
»It is my job to use you and your job to be of use.«
– Kittridge zu Hunt in »M:I 7«
Es gibt nicht viele Filmemacher, die bereit sind, für das Kino zu sterben. Tom Cruise ist einer von ihnen. In jedem Mission: Impossible riskiert er sein Leben. Mal mehr, mal weniger, in Actionszenen, bei denen keiner von uns die Stunts selber ausführen wollte, selbst wenn die Stunts so unwesentlich für den Film sind, sie in diesem Fall. Es ist eine Frage
der Glaubwürdigkeit und noch mehr des Glaubens. Tom Cruise glaubt, dass wir Bildern ansehen, anspüren können, wenn sie echt sind, photographiert, nicht am Computerbildschirm »generiert«, also erschaffen, gemalt...
Tom Cruise glaubt an das Kino – mit einer Intensität und Unschuld, wie nur die wenigsten von uns allen, die wir im Film arbeiten, über Film schreiben.
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Tom Cruise ist der Autor dieses Kinowerks, in jeder seiner Fasern, auch wenn unter dem Regie-Credit »Christopher McQuarrie« zu lesen ist. In glücklicheren Zeiten nicht nur des Kinos schrieb McQuarrie Bryan Singers Die üblichen Verdächtigen (1995) und gab mit dem kaum weniger exzellenten The Way of the Gun im Jahr 2000 sein Regiedebüt. Jetzt liefert er seit Jahren fortwährend brillante und immer bessere Cruise-Action, und müsste doch eher »Spielleiter« heißen, »ausführender Regisseur« oder »Regiekoordinator«.
Denn wenn der Begriff »Autorenfilm« oder »Autorenkino« Sinn macht, dann um klarzustellen, dass sich in einem Film die Persönlichkeit und Handschrift eines Machers, meist des Regisseurs oder Drehbuchautors auf unverwechselbare Weise widerspiegelt oder ausdrückt.
Wessen Handschrift könnte das hier sein, wenn nicht die von Tom Cruise?
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Es ist zunächst einmal eine Handschrift der Verweigerung. Cruise hat Macht; nur wenige haben als Einzelne noch soviel Macht und Privilegien, wie sie Cruise hat, und er nutzt diese Macht ohne Skrupel für das Gute des Kinos – auch das macht ihn zum Autor, zum Künstler-Souverän in einem Zeitalter der Business-Zwerge.
Cruise will nicht, dass seine Filme nicht in die Kinos kommen, sondern direkt auf irgendeinem Streaming-Kanal abgespult werden. Jeder CEO wäre bereit, viel dafür zu
bezahlen. Aber Cruise will nicht, und darum wird wird es nicht gemacht. Cruise will auch nicht, dass seine Filme in 3D gedreht werden, also wird das nicht geschehen.
Kürzlich hat Tom Cruise angekündigt, dass er den Dauerläufer Ethan Hunt spielen wolle, bis er so alt ist, wie Harrison Ford es in seinem neuesten Indiana Jones getan hat. Ein Vergleich, der eher für Ford schmeichelhaft ist, als für Cruise, angesichts des verhältnismäßigen Misserfolgs von Mangolds Film. Aber es gibt keinen Grund, es Cruise nicht zuzutrauen.
Seit McQuarrie mit Mission: Impossible – Rogue Nation die Reihe neu erfand, geht es kaum noch um eine Handlung, sondern es geht um die Geschichte der Hauptfigur und der an Zahl zunehmenden, zugleich gelegentlich wechselnden Frauen um ihn herum. Die Filme wirken aber vor allem so, als seien bestimmte »große« und jedenfalls ungesehene Actionsequenzen geplant, und dann eine
Handlung um sie herum gebaut worden.
Wie kommt es, dass dies immer noch und so großartig funktioniert? Vermutlich, weil Cruise Glaubwürdigkeit und handwerkliche Substanz, klassische analoge Wertarbeit und persönlichen Mut liefert, in einer Zeit, in der auch Filme aus dem 3-D-Drucker kommen. Und in der sie vorher durch Dutzende von Testscreenings abgesichert und auf Zuschauerempfindlichkeiten hin glattgeschmirgelt und umgeschrieben wurden.
Das Ergebnis spricht
für sich – und bis auf den »Spiegel« und die linksalternative »tageszeitung« sind auch weltweit alle davon überzeugt.
Tom Cruise widerlegt die These vom Ende des Kinos. Er widerlegt die These vom Ende des Künstlergenies, vom Ende des alten weißen Mannes, vom Ende in dem ein Einzelner souverän entscheidet und einem ganzen System seinen Willen aufzwingt. Cruise beweist, dass das Ende zu Ende ist.
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Wie im Kalten Krieg geht es los: Ein russisches Atom-U-Boot macht unter dem Arktis-Eis seine Torpedos scharf. Es heißt »Sevastopol« wie der Krim-Hafen; das Logbuch vermutlich des Kapitäns ist der Text aus dem Off, man denkt: Selbstbewusstsein, Härte, Spartanertum, Disziplin, und was dergleichen Russen-Klischees mehr sind, und man glaubt schon, in den Russen den neuen alten, zeitgemäß-zeitlosen Gegenspieler dieses Films zu erkennen, bevor klar wird: Die Russen sind nur das erste Opfer – das Opfer in einem Kampf, der die ganze Menschheit bedroht, weil der Gegner so unfassbar ist, wie nie zuvor. Denn es handelt sich nicht mehr um Menschen allein – diesmal kämpfen Ethan Hunt und sein »IMF«-Team gegen eine böse übermächtige Künstliche Intelligenz: »The Entity«. Dieses Wesen ist ihnen dank seiner algorithmischen Vorhersagekraft immer mindestens einen Schritt voraus. Die Regierungen auf der ganzen Welt wollen es nicht zerstören, sondern in ihren Besitz bringen, um die Welt zu kontrollieren. Es ist Ethan Hunts Aufgabe, nun das Anliegen der Menschheit mit den Interessen der Regierungen zu harmonisieren. Diese Mission wird dadurch behindert, dass er auf mehreren Ebenen mit Mittelsmännern, Geheimagenten und Ermittlern konfrontiert ist, die alle auf der Suche nach dem georgskreuzförmigen Schlüssel sind, der ihnen hilft, das Geheimnis zu enthüllen.
Es stimmt, dass dies die wichtigsten Debatten unserer Gegenwart aufnimmt. Aber wirklich weiter führt er sie nicht. Eher spielt der Film mit den Ängsten des Publikums. Aber er will nicht wirklich »relevant« sein, ist es auch nicht auf dieser Ebene, und das ist gut so.
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Nach der U-Boot-Szene geht allein die Exposition noch knappe 20 Minuten weiter. Wir sind dann in der Wüste irgendwo in Arabien. Kopfgeldjäger sind Ilsa – »You get her out of trouble she always finds her way in« – Faust auf den Fersen. Ethan Hunt, der entweder jagt oder gejagt wird, ist hier wiederum diesen auf dem Fersen; allein. Wir sehen, wie er sich vor ihnen hinter einer Sanddüne verbirgt, sein Pferd liegt ganz flach und ruhig auf dem Boden: ein bekannter Trick, für den arabische Hengste trainiert sind, und den wir Karl-May-Leser längst aus den Bänden um Kara Ben Nemsi kennen. »Ri«, der großartige Rappenhengst des Deutschen in der Wüste konnte das auch. Aber woher kennt ihn Tom Cruise?
Dann kommt ein Sandsturm. Ri und Kara Ben Nemsi galoppieren in letzter Sekunde zu Ilsa Faust, retten sie im Chaos des Unwetters, und wir denken einmal mehr, dass »Mission: Impossible« sowieso eine Wiederholung der Wiederholungen ist.
Regisseur Christopher McQuarrie setzt in seinem dritten Filmbeitrag zur bislang siebenteiligen Mission Impossible-Reihe auf eine schnelle, abwechslungsreiche Mischung aus ausgeklügeltem Suspense, Action mit so halsbrecherischen wie kaum computergenerierten Stunts und dem eleganten Humor klassischer Hollywoodfilme, mit denen schon ein Alfred Hitchcock in seinen Thrillern für Entspannung sorgte. Mal liegt dieser in schlagfertigem Dialog-Pingpong zwischen Mann und Frau, mal in dem so alten wie wirkungsvollen Einfall, zwei Menschen, die sich immer wieder entkommen wollen, mit Handschellen aneinander zu ketten.
Der Film mischt dabei geschickt die Wiederholung ikonischer Mission: Impossible-Elemente – die Kunststoff-Gesichts-Masken, die perfekt falsche Identitäten vorgaukeln; die obligatorische Verfolgungsjagd durch enge Gassen; Ethan Hunt auf dem Motorrad; ein Sandsturm (wie in Mission: Impossible – Phantom Protokoll) – und den Auftritt altbekannter Gefährten – Luther, Benji, die von Rebecca Ferguson gespielte Ilsa Faust, aber auch die zwielichtige und noch lange nicht zu Ende erzählte »White Widow« Vanessa Kirbys – mit Neuem, wie die zwielichtige Taschendiebin Grace (Haley Attwell ist »die« große Schauspiel-Überraschung des Films) und eine atemberaubende Sequenz, die in einem stürzenden Zug geschieht, und am ehesten an die verschachtelten Dimensionen von Inception erinnert.
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Vor allem ist dies einmal mehr der Film von Tom Cruise. Der Weltstar, der bislang der großen Kinoleinwand absolut treu bleibt, alle Streaming-Versuchungen ausschlug, und 2022 mit seinem Top Gun 2: Maverick-Erfolg von vielen gar zum »Retter des Kinos« ausgerufen wurde, beweist auch mit nunmehr 61 Jahren, dass er den Gang ins Kino nach wie vor wert ist und den »Marvel«-Superhelden locker die Stirn bieten kann.
Genau wie seine Figur tritt auch Cruise mit dem ganzen Film gegen ein Computerprogramm an: Er verkörpert das »echte« analoge Kino gegen das am Bildschirm entstehende digitale. Mitunter wirkt er hier zwar etwas angespannt, ungefähr wie ein Top-Manager, dessen Assistentin ausgefallen ist, aber auch diesmal führte Cruise viele der gewagten Stunts selber aus. So auch die Sequenz, in der man einen Fallschirm- und Motorradsprung von einer hohen Klippe sieht, und der bereits im Vorfeld
im Internet für Furore sorgte.
Die Story spiegelt diesen Kampf gegen die Vergänglichkeit adäquat wieder, denn Ethan Hunt und sein Team müssen hier auch gegen ihre eigene Vergangenheit kämpfen.
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Es bleiben Wünsche offen: Von Kirbys »White Widow« möchte man nicht nur wegen der Hauptdarstellerin viel mehr sehen. Wem ist schon bewusst, dass diese Figur eine Wiedergängerin aus Brian DePalmas furiosem Auftaktfilm von 1996 ist? Nämlich die Tochter der seinerzeit von Vanessa Redgrave gespielten Figur »Max«. Und dass auch der von Henry Czerny gespielte Kittridge den Kreis zu diesem Film schließt?
Auch aus Rebecca Fergusons Ilsa Faust hätten die drei Filme mit ihrem Auftritt viel
mehr machen müssen. Dass geliebte Figuren in Mission:Impossible sterben müssen, gehört zur Reihe. Aber warum immer die Frauenfiguren? Warum nicht mal wie bei DePalma auch längere IMF-Teammitglieder?
Auch die Entity könnte noch für Überraschungen sorgen. Diese perfekte Maschine, ein digitales quasigöttliches Pepetuum Mobile kann in einem so prometheisch-technikorientierten Format wie Mission:Impossible nicht derart negativ konnotiert bleiben, wie im ersten Teil.
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Zwei philosophisch-politische Leitmotive durchziehen die Story von Anfang an: Die »Wahl« und die Freiheit zur Wahl, die jeder hat, und die den Menschen von aller Computerintelligenz absolut trennt. Und die Abwesenheit von jedem »absolut Guten«, selbst allem Patriotismus. Es gehe nur darum, sich auf eine Seite zu schlagen, heißt es mehrfach in diesem Film. Die »Mission Impossible« ist damit auch das Ende aller Illusionen.
Ansonsten ist kein Ende. Dass Mission: Impossible – Dead Reckoning in zwei Teile unterteilt ist, mag kommerzielle Gründe haben, es liegt aber in seinem immer weiteren Aufschieben des Finales in der Logik der Franchise. Sie zelebriert das Ende des Endes, und zeigt, dass stattdessen alles immer weitergeht: Die Bedrohung, das Heldentum, die Weltgeschichte und das Kino.