Mission: Joy – Zuversicht & Freude in bewegten Zeiten

Mission: Joy – Finding Happiness in Troubled Times

USA 2021 · 88 min. · FSK: ab 12
Regie: Louie Psihoyos, Peggy Callahan
Musik: Dominic Messinger
Kamera: Martim Vian, Zachary Fink, Mark Ellam, Gábor Deák
Schnitt: Joshua Altman, Andrew Buckland, Barry O Donnell, Matthew Stamm
Filmszene »Mission: Joy - Zuversicht & Freude in bewegten Zeiten«
Schelmische Brüder im Geiste...
(Foto: mindjazz pictures)

A beautiful friendship

In Mission: Joy – Zuversicht & Freude in bewegten Zeiten zelebrieren seine Heiligkeit der Dalai Lama und Erzbischof Desmond Tutu ihre Freundschaft.

2015 besuchte der südafri­ka­ni­sche Erzbi­schof Desmond Tutu den vier Jahre jüngeren Dalai Lama zu dessen 80. Geburtstag für eine Woche in dessen nord­in­di­schem Exil in Dharam­sala. Mit Tutu gereist war auch der US-ameri­ka­ni­sche Autor Dough Abrams, der das Treffen nutzen wollte, um Material für sein »Book of Joy« zu sammeln. Auf die Frage eines Beglei­ters nach dem Zweck des Treffens antwortet Tutu: »Um unsere Freund­schaft zu genießen und eventuell über Frieden zu sprechen«. Als Abrams den Dalai Lama als »Ihre Heilig­keit« anspricht, ermahnt Tutu diesen im Spaß mit erhobenem Zeige­finger auch als »ein heiliger Mann« zu agieren. Daraufhin umfasst der Dalai Lama den Zeige­finger von Tutu mit seiner Hand und lacht sich schlapp. Der ebenfalls lachende Tutu nennt ihn daraufhin einen »Schelm«. Sich beide bezeichnet er als »schel­mi­sche Brüder im Geiste«.

Auch im weiteren Verlauf der Doku­men­ta­tion von Louie Psihoyos (Oscar 2009 für The Cove) und Peggy Callahan wird viel gekichert und gelacht. Dazu nehmen sich Desmond Tutu und der 14. Dalai Lama immer wieder an der Hand. Die beiden präsen­tieren sich auf eine lockere, unge­zwun­gene Art, wie man sie von zwei Frie­dens­no­bel­preis­trä­gern nicht unbedingt erwarten würde. Immer wieder geht es in ihren Gesprächen um die Quelle der Freude, die sie beide in so hohem Maß versprühen. Dazu erklärt der Dalai Lama, dass Freude nicht durch äußere Faktoren wie Geld oder Macht entstehe, sondern von innen komme. Insbe­son­dere der Einsatz für das Glück der anderen komme in Form von Glück und Freude zu uns zurück. Desmond Tutu kann ihm da nur beipflichten.

Dabei haben beide Männer schon viel in ihrem Leben durch­ge­macht. Von daher passt es, wenn sie darin über­ein­stimmen, dass Freude etwas ist, was von innen kommen muss. Der Dalai Lama floh im Alter von 24 Jahren aus dem Potala-Palast und ging ins Exil. Darauf ange­spro­chen bemerkt er, dass er gelernt habe, diese Erfahrung umzu­deuten. Anstatt sich über den Verlust seiner Heimat zu grämen, sehe er, dass er erst durch das Exil zu den welt­of­fenen Menschen geworden ist, der er heute ist. Desmond Tutu wuchs während der südafri­ka­ni­schen Apartheid auf. Er hatte schon früh mit verschie­denen Krank­heiten zu kämpfen. Außerdem hatte er einen Vater, der, wenn er abends betrunken nach Hause zurück­kehrte, seine Mutter schlug. Tutu betont die Kraft, die im Vergeben liegt. Daneben erläutert er das Konzept von »Ubuntu«, nach dem wir alle mitein­ander verbunden sind.

Der Dalai Lama betont im Film auch sein Interesse an der Wissen­schaft. Schon seit über 30 Jahren tauscht er sich mit verschie­denen Wissen­schaft­lern aus. Gezeigt wird ein Hirn­for­scher, der auf Anregung des Dalai Lama ein Expe­ri­ment mit Menschen mit Medi­ta­ti­ons­er­fah­rung und mit Nicht-Medi­tie­renden veran­staltet. Beide Gruppen werden einem starken Schmerz ausge­setzt, der einige Sekunden vorher durch einen schrillen Ton ange­kün­digt wird. Bei diesem Expe­ri­ment zeigten die Gehirne der Nicht-Medi­tie­renden bereits eine starke Reaktion beim Erklingen des Warntons, während die Gehirne der Medi­tie­renden während dieses Tons voll­kommen ruhig blieben. Während des akuten Schmerzes zeigten die Gehirne beider Gruppen eine Schmerz­re­ak­tion. Diese nahm nach dem Verebben des Schmerzes bei den Medi­tie­renden jedoch rasch wieder ab, während sie bei den Nicht-Medi­tie­renden noch eine längere Zeit über anhielt. Somit bestätigt die Wissen­schaft, dass man durch das Medi­tieren zu einer weit größeren Ruhe finden kann.

Mission: Joy – Zuver­sicht & Freude in bewegten Zeiten zeigt neben den beiden Prot­ago­nisten auch immer wieder den Fragen stel­lenden Autor Dough Abrams. Daneben wird häufiger der tibe­ti­sche Gelehrte und Über­setzer des Dalai Lama Thupten Jinpa Langri ins Bild gerückt. Dieser kommen­tiert das vom Dalai Lama Gesagte und gibt zusätz­liche Erklä­rungen. Darüber hinaus werden im Film viele Archiv­auf­nahmen aus Tibet und aus Südafrika während der Apartheid gezeigt. Ergänzt werden diese Aufnahmen von Trick­film­bil­dern vom jungen Dalai Lama, der recht einsam in seinem großen Palast ist und von dessen Flucht sowie von der Kindheit von Desmond Tutu. Das Gesamt­ergebnis ist ein Film über Acht­sam­keit mit einer hohen Infor­ma­ti­ons­dichte, der durch den Charme seiner zwei Haupt­dar­steller die Sympa­thien des Publikums gewinnt.