USA 2009 · 109 min. · FSK: ab 12 Regie: Paul Weitz Drehbuch: Paul Weitz, Brian Helgeland Kamera: J. Michael Muro Darsteller: John C. Reilly, Josh Hutcherson, Chris Massoglia, Jessica Carlson, Michael Cerveris u.a. |
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Ja, der Sarg ist leer. Gähn! |
Du lieber Gott, wann gibt es eigentlich endlich mal wieder einen normalen Vampirfilm zu sehen? Vampire sind in, keine Frage. So in, dass sogar die Na'vi, jenes schlumpfblaue Ureinwohnervolk in James Camerons Avatar, mit kleinen Vampirzähnchen ausgestattet war. So in, dass sogar die FAZ mit einer elaborierten Abhandlung auffährt. So in, dass andererseits Brigitte-Leserinnen über »emotionale Vampire« debattieren, am Abend aber selbst in Vampirklamotten in die Disco gehen. Schon diese Beispiele zeigen: Es geht alles in die falsche Richtung. Vampire als Popphänomen, das hat zumindest mit Vampiren und Vampirismus nichts mehr zu tun.
Ein neues Beispiel ist jetzt der Film Cirque du Freak: The Vampire’s Assistant von Paul Weitz, der auf Deutsch unter dem so neckischen wie blöden Titel Mitternachtszirkus – Willkommen in der Welt der Vampire herausgebracht wird. Dieser Titel signalisiert aber schon, für was für Menschen der Film gemacht ist. Und vielleicht ist es wirklich gar kein Zufall, dass Paul Weitz der ältere Bruder von Chris Weitz ist, dem Regisseur von The Twilight Saga: New Moon. Offenbar möchte er in den Fußstapfen seines Blockbuster-Bruders waten. Dafür fehlt ihm aber so ziemlich alles, und so helfen auch interessante Schauspieler wie John C. Reilly, Salma Hayek oder zur Not auch Willem Dafoe nichts mehr.
Eigentlich könnte der Film besser sein: Denn die bisher zwölfteilige Buchreihe The Saga of Darren Shan des Iren Darren Shan (eigentlich Darren O’Shaughnessy) hätte durchaus das Zeug dazu, an den Twilight-Boom anzuknüpfen. Dessen erster Band, Cirque du Freak: The Vampire’s Assistant, erzählt von der Vampirwerdung der Hauptfigur Darren (Chris Massoglia), der zuvor ein langweiliges Teenie-Dasein fristet. Aber der Film findet nie seinen Ton zwischen Drama und Witz, thematischer Tiefe und stylischer Oberfläche. Man müsste aber, wenn man schon von Pubertätsphantasien erzählt, diese als solche ernst nehmen.
Vor allem aber hat die Vorlage eigentlich ein enormes Potential durch jene bereits im Titel genannten Freaks. Denn was wäre das Kino anderes als eine Freakshow? Hier nun gibt es immerhin Schlangenmenschen und Wolfmänner, einen Wespentaillenmann, eine Unzerstörbare Dame und eine Frau mit Bart, Orangenhaar und vor allem eine boshafte Zauberspinne. In diesem Kuriositätenkabinett könnte der Film regelrecht baden, und falls Paul Weitz nicht weiß, wie es geht, müsste er sich eben mal die X-Men angucken. Stattdessen schwankt er unentschlossen zwischen den Möglichkeiten und ödet die Zuschauer mit einem weiteren übernatürlichen »Krieg der Welten« an.