USA 2001 · 92 min. · FSK: ab 6 Regie: Peter Docter, David Silverman, Lee Unkrich Drehbuch: Dan Gerson, Andrew Stanton Musik: Randy Newman |
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Wer fürchtet sich vor'm kleinen Kind? |
Monster sind auch nur Menschen. Etwa Sulley und Mike, die beiden Freunde, die sich eine Wohnung teilen und in der Arbeit ein eingespieltes Team sind. Sulley ist ein gemütlicher Typ, den (fast) alle mögen, der für jeden ein freundliches Wort übrig hat und der seit Monaten den Titel »Mitarbeiter des Monats« innen hat. Mike dagegen ist ein ständig quasselnder Chaot der unsterblich in die Sekretärin Celia verliebt ist und dessen berufliche Ambitionen weit hinter denen seines Kumpels zurückbleiben. Die Heimat der beiden heißt Monstropolis, ihr Arbeitgeber ist die Monsters Inc. und sie selber sind (wie könnte es anders sein) typische Monster.
Ihr Beruf besteht darin, durch Wandschranktüren in Kinderzimmer einzudringen, die dort schlafenden Kinder zu erschrecken und ihre schrillen Schreckensschreie aufzufangen, um daraus den Strom, der die Monsterwelt am Laufen hält, zu erzeugen.
Dieser Beruf ist aber nicht ungefährlich, denn wie jedes Monster weiß, ist die Berührung eines Kindes absolut tödlich und es wird immer schwieriger, den lieben Kleinen Angst einzujagen. So manches Monster kann sich nur knapp zurück
hinter die sichere Schranktür retten, während aus dem Kinderzimmer Hard Rock Musik herüberdröhnt.
Doch für Sulley, den absoluten Spezialisten auf dem Gebiet des Erschreckens, läuft es immer noch bestens. Er steht kurz davor den Firmenrekord zu brechen, seine Fähigkeiten sind auch bei der Ausbildung neuer Monster gefragt und selbst als Werbeträger der Monsters Inc. macht er eine gute Figur.
Aber das Unheil nimmt seinen Lauf, als Sulley versehentlich ein Kind in die Monsterwelt einschleppt und sich dieses zwar nicht als tödlich aber immerhin als ziemlich hartnäckig erweist.
Das Kind zurück in seine Welt zu bringen gestaltet sich für Sulley und Mike schwieriger als erwartet, vor allem auch deshalb, weil in der Firma sonderbare und nicht besonders korrekte Dinge vorgehen.
Nach dem freundlich ekligen Shrek sind es nun also ganze Horden von obskuren Monstern, die den Computern Hollywoods entspringen. Der Wettkampf zwischen den Firmen DreamWorks (Antz, Shrek) und Disney/Pixar (Das große Kabbeln, Toy Story und Monster AG) auf dem Gebiet der computeranimierten Spielfilme geht somit weiter und ein Gewinner steht bereits jetzt fest; der Zuschauer.
Dass Monster AG technisch die Nase vorne hat, also mit noch mehr Rechenleistung erstellt wurde, noch mehr Pixel auf die Leinwand bringt, noch realistischere Effekte zeigt, ist nicht weiter der Rede wert. Diese Angaben, die bis vor kurzem noch von den Produzenten solcher Filmen stolz heruntergebetet wurden, sind mittlerweile ähnlich (un)interessant, wie die Anzahl der gezeichneten Bilder bzw. der erstellten Einzelaufnahmen bei Zeichentrick- bzw. Animationsfilmen.
Wichtiger für den Zuschauer ist es zu sehen, dass ausgerechnet die im Computer errechneten Filme keine (wie von manchen prophezeit) kalte und sterile Massenware sind, sondern vor Kreativität, Einfallsreichtum und Herzlichkeit geradezu sprühen.
So auch bei Monster AG, der intelligent, mit Witz und einer rasanten Inszenierung perfekt unterhält und sich dabei nicht nur auf technische Spielereien oder (bei Disney sonst sehr beliebte) überlebensgroße
Emotionen verläßt.
Die Handlung von Monster AG verfährt nach einem bewährten Muster. Aus dem großen Topf der amerikanischen Alltagsmythen pickte man sich in diesem Fall das ominöse Monster im Wandschrank heraus und baute darum eine Parallelwelt, der man die Gesetzmäßigkeiten des amerikanischen Alltags überstülpte. Verändert man dann noch den Blickwinkel, sind auf einmal die Monster die Normalen und in der anderen, fremden Welt der Kinderzimmer lauern die wahren »kleinen
Monster«.
Ein solch weiter Rahmen bietet natürlich die Möglichkeit, ihn mit den verschiedensten Zutaten auszufüllen. Parodien auf das öden Berufslebens stehen neben Seitenhieben auf Urban Legends und Kryptozoologie. Kindergeschichten erhalten erstaunliche Deutungen und sowohl die ältere als auch die neuere Filmgeschichte wird freigiebig zitiert, persifliert und fortgeschrieben.
Einen sehr aufschlussreichen Verweis gibt dabei der Name der örtlichen Sushi-Bar. Das Lokal heißt Harryhausen’s und damit so wie der legendäre Ray Harryhausen, der zu den Säulenheiligen der Stop-Motion Animation zählt.
Und tatsächlich erinnert die visuelle Umsetzung von Monster AG öfter an Stop-Motion Filme wie sie in den letzten Jahren vor allem durch die Aardman-Productions (zuletzt mit Chicken Run) populär wurden, als an zweidimensionale Zeichentrickfilme, wie sie für gewöhnlich aus dem Hause Disney kommen.
Nicht nur visuell, sondern auch stimmungsmäßig grenzt sich Monster AG von sonstigen Disney Produktionen angenehm ab. Der Ton ist hier (was vor allem auf den Eigenwillen der Firma Pixar zurückführen sein dürfte) etwas frecher und weniger gefällig als üblich, wobei der Film natürlich immer noch absolut jugendfrei ist. Die wirklich heiklen Themen werden ohnehin erst gar nicht angesprochen, weshalb zwar einerseits mögliche Verstöße gegen die Political
Correctness flachfallen, man andererseits aber auch von kitschigen Moralvorstellungen verschont bleibt.
Dass Monster AG nicht nur als reiner Kinderfilm gedacht ist, zeigen die vielen Witze und Anspielungen, die sich nur einem (mit der amerikanischen Kultur weitgehend vertrautem) Erwachsenen erschließen werden.
Beinahe zwangsläufig zum Schluß noch die Empfehlung der englischen Originalversion, in der die Stimmen von u. a. John Goodman, Billy Crystal, Steve Buscemi und James Coburn den Monstern ihren ganz eigenen Charakter verleihen.