Japan 1999 · 100 min. · FSK: ab 16 Regie: Sabu Drehbuch: Sabu Kamera: Kazuhiko Sato Darsteller: Shinichi Tsutsumi, Yasuko Matsuyuki, Ren Osugi, Masanobu Ando u.a. |
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I Don't Like Mondays |
Es gibt Tage, die vergisst man einfach besser. Und genau so einen Tag hatte der duckmäuserische Angstellte Takagi (Shinichi Tsutsumi), und genau das hat er getan. Er wacht auf, völlig verkatert, auf einem Hotelbett, im guten Anzug, und weiß nicht wieso, weshalb, warum.
Aber dann findet er bei sich nach und nach kleine Schlüssel zur großen Erinnerung. Und mit jedem Memento wird das Mosaik, das sich ihm bietet, noch grotesker, noch bedrohlicher. Das Päckchen mit dem rituellen Reinigungssalz in der Jackentasche führt ihn zurück zu jener Trauerfeier, bei der die Schwierigkeiten damit begannen, dass der Sarg in die falsche Himmelsrichtung wies – und damit endeten, dass die Leiche explodierte. Und dann findet er eine blutbefleckte Visitenkarte am Schuh kleben, eine Schrotflinte an der Wand lehnen... und ihm dämmert wieder, wie das war mit dem Absturz in der Bar, der Begegnung mit dem Yakuza-Boss, dem Tanz mit dessen Braut – und dem unfreiwilligen Shoot-out.
Der Wahnsinn freilich grinst bei Monday durch alle Ritzen, noch lange bevor die Feuerwaffen sprechen. Jede Alltagssituation ist ständig gefährdet, beim kleinsten Fehltritt wie auf eingeseifter Rutschbahn ständig beschleunigend ins Absurde zu rasen. Schon das Date im Restaurant mit der Freundin wird da unerwartet zur zwischenmenschlichen Katastrophe, und Barbekanntschaften können Grusel erzeugen, auch wenn sie keine Yakuza-Bosse sind.
Mit ungeheuer präziser Kontrolle über Rhythmus, Choreographie, Farbdramaturgie geht Regisseur Sabu (unter diesem Pseudonym arbeitet Hiroyuki Tanaka) zu Werk – obwohl in Farbe gedreht, sind manche Strecken vom Design her quasi in schwarz-weiß gehalten, und jede Bewegung, jeder Satz, vor allem aber jede peinliche Pause sitzt. Sabu träufelt in jedes Bild einen finsteren Humor, der den Ritualen der Höflichkeit die Grundlagen wegätzt, bis sie als hohle Fassaden zusammenkrachen – es wirkt, als hätte David Lynch Loriot-Sketche inszeniert. Dabei wird er nie zynisch – er gönnt seinem Helden wunderschöne Momente der Freiheit im Tanz, und am Ende des Films (der auch ein Kommentar zur zunehmenden Gewalt in der japanischen Gesellschaft ist) steht zumindest der fragile Traum von einer Utopie.
»Sie sehen jetzt meinen neuen Film. Es ist ein Meisterwerk,« stellte Sabu einst auf der Berlinale Monday vor. Das wirklich Freche daran ist, dass der Mann auch noch Recht hat.