USA 2016 · 111 min. · FSK: ab 12 Regie: Barry Jenkins Drehbuch: Barry Jenkins Kamera: James Laxton Darsteller: Trevante Rhodes, Ashton Sanders, Alex Hibbert, Naomie Harris, Mahershala Ali u.a. |
||
Verdichtete poetische Ambivalenz |
»Then starting with the test footage, I could see the lighting ratio and design they are implementing, and my job is to design grades that can achieve the emotional impact they are after« – Alex Bickel, Colorist für Moonlight
Man sollte sich Barry Jenkins Moonlight vielleicht so vorsichtig annähern, wie Jenkins sich seinen Figuren selbst annähert. Sich Zeit nehmen und entschlacken. Auf das blicken, was ist und nicht, was andere darüber sagen, den Kontext vergessen. Also der leidigen Frage aus dem Weg gehen, ob Moonlight nur allein deswegen seine drei Oscars gewonnen hat, weil er ein Film von Afroamerikanern über Afroamerikaner ist. Und damit der lang erwartete »Quotenfilm«, in dem tatsächlich keine einzige weiße Seele einen Auftritt hat und politisch korrekt endlich einmal die Oscars für den besten Film, den besten Nebendarsteller und das beste adaptierte Drehbuch an eine »schwarze« Low Budget-Produktion gehen durften. Und dann sollte man vergessen, das Moonlight auch für eine andere Quote steht, nämlich das ungewöhnliche »Coming of Age« und »Coming Out« eines Afroamerikaners in einem sozial rauen und von Gewalt und Armut geprägten Umfeld, in dem die klassischen Gender-Stereotypen so wichtig wie das eigene Überleben sind.
Was nach dieser vorsichtigen Annäherung und Dekontaminierung von Erwartungshaltungen bleibt, ist ein Film, der wie ein modernes Kunstwerk den Betrachter nur mit dem konfrontiert, was er selbst an Vorwissen und Erfahrung in sich trägt. Deshalb mag Moonlight für den einen ähnlich wie Richard Linklaters Boyhood nur ein schmerzhaftes Coming-of-Age-Drama mit dezent homosexuellen Untertönen sein, für den anderen ein afroamerikanisches Sozialdrama, das ähnlich wie Alice Goffmans Studie über junge, schwarze Lebenslinien in Philadelphia, »On the run«, gnadenlos ehrlich den Stand der Dinge dieses Themenkomplexes formuliert, dabei jedoch subsersiv Heilserwartungen ähnlich konsequent ausweicht wie Kenneth Lonergans Manchester by the Sea.
Aber Moonlight weiß mit noch mehr Lesarten aufzuwarten. Von der Namensgebung bis zur schon fast ikonografischen Taufszene taucht Jenkins Moonlight immer wieder in eine grelle, christliche Motivik. Diese wird aber ebenso wie die Heilserwartungen auf der Ebene des Sozialdramas untergründig, düster und poetisch, d.h. völlig ambilvalent und damit torpediert, indem sich etwa der vermeintliche Erlöser gleichsam als Verräter entpuppt. Wie nah Verrat und Vertrauen im Leben auch sonst liegen, zeigt Jenkins dann noch einmal in einer der vielleicht intensivsten und schönsten Szenen von Moonlight, in der sich Black (Trevante Rhodes) mit seinem in seiner Jugend vertrautesten Freund Kevin (André Holland) das erste Mal nach dessen Verrat wieder trifft und beide das nachholen, was sie als Jugendliche versäumt haben: die Fähigkeit miteinander zu reden. Dabei überwinden sie die Rollenmodelle, unter denen sie seit ihrer Kindheit gelitten haben, vorsichtig, behutsam und unter sichtlich quälender Kraftanstrengung zumindest für den Moment und finden so etwas wie Erlösung von sich selbst.
Aber Jenkins und sein Drehbuchautor Tarrel McCraney, auf dessen Theaterstück das Script basiert, sind an noch weit mehr interessiert als an der vielfachen Lesbarkeit ihres Stoffes. Beide kennen den harten Alltag von Liberty City, des Stadtteils von Miami, in dem ihr Protagonist aufwächst gut. Jenkins und McCraney sind dort ebenfalls groß geworden, beide wissen um das Licht, die Hitze, die »Schönheit des Alptraums«, wie McCraney es in einem Interview beschrieb. Und beide wissen um die emotionale Macht nicht nur der äußeren Welt, sondern auch der inneren Welt, die eskaliert, wenn die Schönheit des Äußeren auf das Grauen der Inneren trifft.
Um diesen komplexen Kontrast zu verstärken und gleichzeitig eine poetische Wucht zu erzeugen, lässt sich Moonlight nicht einmal in Ansätzen auf den in amerikanischen Independent-Produktionen oft benutzten realistischen Doku-Style ein, sondern verleiht dem Film stattdessen ein traumähnliches Farbenspektrum. Die Dreiteiligkeit der erzählten Geschichte verstärkt diesen künstlerischen Ansatz noch einmal. Ähnlich den dreiteiligen Altaraufsätzen des Mittelalters, der Triptychon-Malerei der Klassik, aber auch des bei Max Beckmann immer wieder auftauchenden Triptychons, gibt Jenkins jedem Teil seine eigene Farbe, kann jeder Teil für sich stehen und ergibt im Ganzen eine neuen Einheit und Aussage.
Dass dieses sehr theoretisch anmutende Konzept auch wirklich umgesetzt werden konnte, ist Jenkins Coloristen Alex Bickel zu verdanken, dessen erstaunliche Kunst schon in der jüngsten Philip-Roth-Verfilmung Indignation hervorstach. Zusammen mit dem Farbwissenschaftler Bill Feightner setzt Bickel explizit emulierte Farben alten Filmmaterials ein. Im ersten Kapitel werden so warmtonige Fuji-Farben emuliert, die gleichzeitig die Textur der Hauttöne verstärken. Das dritte Kapitel setzt hingegen auf alte Kodak-Farben, die, weniger zurückgenommen, den Bildern einen stärkeren Glanz verleihen. Den stärksten Faktor setzt Bickel jedoch – und dem mittleren Teil eines Triptychons angemessen – dem zweiten Kapitel zu. Hier wird altes Agfa-Material emuliert, das bekannt dafür war, den überbelichteten Stellen Cyan beizumengen und nun Moonlight in diesem Teil seine grünlich-blaue Tiefe verleiht. Gleichzeitig setzt Bickel die Kontraste des RAW-Materials derartig hinauf, dass vor allem in den überraschenden Porträt-Totalen und seitlichen Porträt-Einstellungen die dunklen Hauttöne selbst in schwierigen Lichtverhältnissen eine Aura ausstrahlen, die noch einmal mehr verblüfft, sieht man sich die RAWs im Vergleich zur finalen Version an.
Die Kunst der Farbgebung, die die poetische Ambivalenz der erzählten Geschichte verdichtet und über die drei Zeitabschnitte hin pointiert, wird allerdings nicht nur durch den Plot zusammengehalten, sondern auch durch das musikalische Score von Nicholas Britell, das ähnlich wie das Score in Andrea Arnolds American Honey durch seine »chopped & screwed«-Elemente untergründig dystopisch die Geschichte begleitet.
Keine Frage also – Moonlight weiß zu bestechen, nicht nur durch seinen ausgesprochen avantgardistischen Ansatz bezüglich Kamera, Licht und Farbgebungen, sondern auch durch das vielfach lesbare, nicht einzugrenzende, Erwartungshaltungen widerlaufende Story-Telling. Gleichzeitig frage ich mich, warum trotz der mit allen Mitteln evozierten »großen« Gefühle, der »Tragik« der Geschichte, emotionale »Berührung« kaum stattfindet, dass die Erschütterung vom Staunen in den Schatten gestellt wird? Es mit einem Hang zum identifikatorischen Sehen zu entschuldigen, dass also schwarz, arm und schwul einfach zu viel für einen zentraleuropäischen bildungsbürgerlich sozialisierten Zuschauer ist, trifft es m.E. nicht.
Dabei hilft es sich dann zu erinnern, dass es ja nicht das erste Mal in der Geschichte Hollywoods ist, dass ein »schwarzes« Kino eingefordert wurde und mit dem »New Black Cinema« in den 1980ern und 1990ern dann auch tatsächlich realisiert wurde. Mit Spike Lees und John Singletons Werken erhielten erstmals »schwarze« Filme Oscar-Nominierungen und einer der Filme, John Singletons Boyz In The Hood galt damals als ähnlich innovativ wie heute Barry Jenkins Moonlight. Auch Singleton erzählt die Geschichte des Großwerdens in schwierigen, afroamerikanischen Verhältnissen, erzählt von der Emanzipation tradierter Rollenmodelle, vom Kampf sich zu finden und neu zu erfinden.
Singleton brauchte nur zwei Lebensabschnitte, sein Soundtrack war der »unchopped«-Rap der damaligen Zeit, der allein durch die Rotorengeräusche der Hubschrauber des L.A.-Police-Departments gebrochen wurde. Und Boyz In The Hood verstörte und berührte vielleicht gerade deswegen mehr als heute Moonlight, weil er den Fokus ganz allein auf die Geschichte stellte, sich jeglicher poetischer Ambivalenz verweigerte, die väterliche Rolle noch eindeutig positiv besetzt ist und Singleton sich weder um Farben noch Erzählhaltungen scherte. Und vor allem: diese Geschichte zum ersten Mal erzählt wurde. Heute wissen wir von der Marginalisierung der afroamerikanischen Minderheit, sie ist Teil der ständigen News-Gewitter, und so ist weniger die Geschichte an sich verstörend – auch wenn sie sinnvollerweise dystopischer und gebrochener erzählt wird – als die Tatsache, dass sie 25 Jahre nach Singletons Film noch einmal erzählt werden muss.
Ich sitze in einem Burgergrill in München und habe eine Wolke aus Moonlight über mir hängen.
Was ist das, mit diesem traurigen Film. Wieso lässt er meine Gedanken nicht ziehen. Erst konnte ich ihn kaum Ansehen, jetzt kann ich nicht Aufhören, über Moonlight nachzudenken. Gleich die Anfangssequenz war eine große Enttäuschung; Ich mag es nicht, wenn die Kamera wie ein Hubschrauber um die Protagonisten kreist. Ich mag nicht Auge Gottes als Luftnummer der
Technik sein. Ich mag Filme, die mir nicht vor der Nase herumtänzelnd sagen, was für tolle Filme sie sind, sondern mich einfach dasitzen lassen. Wenn ich mag, schaue ich zu, wenn nicht, dann sitze ich weiter da, wie jetzt in diesem Burgergrill, der Teil einer Kette ist, die offensichtlich für Wiederaufforstung steht. Ich warte jedenfalls darauf, dass es aus der Wolke über mir gleich regnet.
Dabei mag ich durchaus, wenn sich ein Film zu erkennen gibt. Die Illusion entzaubert wird.
Wenn etwa in der Eröffnungssequenz von Godards Le mépris die Kamera gezeigt wird... und gleich eine neue Illusion mit erzeugt – musste diese Kamera schließlich von einer weiteren Kamera gefilmt werden. Aber was will mir eine Kreisbewegung rund um eine Gruppe von Schulkindern zeigen? Wie soll man mit so einer Bewegung in einem Film landen können? Lieber wäre ich jetzt im Bistro bei den
Italienern. Die mehr Diner-Spirit haben, als der Burger-Laden, in dem ich sitze. Die Strahlkraft der neuen Bürgerketten hingegen will sich wie ein alles überschattendes Mondlicht über meine Alltage stülpen, aber was ist das für eine Furcht? Ich hänge also erstmal in der Luft. Und denke... Moonlight... überall Moonlight. Das ist es! Gleich eingangs will der Film das loswerden, und sagt es mit der Kreisbewegung: Auch wenn es taghell ist, Sonne satt, so ist unser Dasein in
Mondlicht getaucht, vom Schulkindalter an. In weißes, grelles, aber eben nicht helles Licht.
Das Sonnenlicht war zunächst einer der Hauptgründe gewesen, warum die ursprünglich an der Ostküste angesiedelte US-Filmindustrie im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts ins sonnige Kalifornien, nach Hollywood, umzog. Die ersten Filmstudios waren große Glashäuser gewesen, in denen noch mit Sonnenlicht die Filme hochgezogen wurden. Nach dem Ersten Weltkrieg lösten starke elektrische Lampen die Sonne ab, und die Ateliers wurden finsterer gebaut – von da an war in Hollywood ewige Nacht. Mit oder ohne Mond. Die Weißen und ihre Lichter hatten schon lange vorher, Jahrhunderte vorher, Moonlight–über–alles ausgerufen. Und nachts, weil die Straßenlaternen ausgeschossen sind, ist hier in Liberty City, Miami, sowieso nichts als Moonlight. Übrigens gibt es auch in Florida ein Hollywood, ein vornehmlich weißes Hollywood. Liberty City ist schwarz. Wie alle, die an diesem Film mitgewirkt haben, vom Drehbuchautor über den Regisseur bis zu den Rollen, sämtlichen Rollen. Moonlight heisst der Film, und bannen will er es, das Moonlight, und endlich loswerden, über den Film hinaus, ein für allemal. Und immer noch gibt es in jeder Hood die Helikopter, die mit ihren Scheinwerferkegeln das Mondlicht orchestrieren.
In Moonlight black boys look blue – Schlüsselworte zu diesem unendlich traurigen Film. Der kleine Chiron hört sie aus dem Mund des Exilkubaners Juan, als dieser dem Jungen versucht Mut zu machen. Chiron ist ein Außenseiter, der so gut wie nie ein Wort sagt. Der nicht weiss, wie ihm geschieht. Als wäre sein Schicksal der Songtext von einem alten Lied, das Louis Armstrong sang: What did I do to be so black and blue? Blue. Traurig. Später, als Erwachsener, wird sich Chiron Black nennen. Wie, um sich gegen all das Mondlicht zu wehren. Black, nicht Blue, wie sie Juan auf Kuba nannten. Black, und raus bist du, in Unsichtbarkeit entschwunden. Namen sind in diesem Film wichtig. Komisch, dass die Rolling Stones vierzig Jahre nach ihrem nur halbwegs misslungenen Black and Blue Album ein gänzlich verzichtbares veröffentlichen, auf dem sie Black durch Lonesome ersetzen. Black and Blue, die Musik zu Teilen in Disco–Munich entstanden, die Bandfotos auf Sanibel Island, Florida, mag eine kokette weiße Travestie–Show gewesen sein, obschon furchtbar pampig; Auf Blue & Lonesome ist für Zweideutigkeiten kein Platz. Man soll den alten weißen Briten das Blacksein so richtig abnehmen. And I said: Raus aus meiner Wolke!
Namen und Verrat. Juan ist Johannes, der mit Chiron baden geht. Ich will nicht von einer Taufe sprechen, aber Juan ist der erste gute Mensch, den Chiron hat, und er wird von ihm enttäuscht werden, verraten, ebenso wie von Kevin, der ersten und einzigen Liebe, die Chiron hat. Ich ziehe die Bistros der Italiener, die mich vorbehaltlos Bello taufen, diesem Burgergrill hier vor. Meine Gespräche mit den Italienern sind standardisiert. »Ciao Bello, Americano?« »Ja, Americano.« »Schwarz?« »Schwarz.« Das mag ich. Ich adoptiere gern den Bello für mich. So, wie Chiron den Black, mit dem ihn Kevin immer frotzelt, für sich adoptiert. Die Nacht am Strand, da sich die beiden Jungen offenbahren und sich lieben, ewig im Gedächtnis. Viel Christliche Symbolik ist in diesem Film, aber die Symbole sind noch älter.
Das Christentum als Transfiguration altgriechischer Mythologie hängt sinnfällig über Chiron, der sich ungelenk wie ein junges Fohlen bewegt. Es ist ein Fliehen: Chiron ist auf der Flucht, Moonlight ist ihm immer auf den Fersen. Die Kamera gönnt keine Ablenkung, keine Zwischenszenen. Es gibt nur den einen Handlungsstrang, der dreimal einen Blick auf Chiron wirft, einer Verklärung gleich. Als Kind, als Teenager, als junger Mann. Chiron ist der lateinisierte Cheiron, Sohn des Kronos und der Philyra, Halbbruder des Zeus und einer der Kentauren – Mischwesen aus Pferd und Mensch. Cheiron gleicht körperlich diesen wilden Tiermenschen, die König Ixion schuf, als er betrunken die Göttin Hera belästigte, die sich in eine Wolke verwandelte, um ihre Ruhe zu haben, in welche Ixion aber unablässig buchstäblich bohrte, doch Cheiron selbst ist anderen Ursprungs: Um nicht von seiner Gattin Rhea entdeckt zu werden, soll Kronos ihn in der Gestalt eines Pferdes mit Philyra gezeugt haben. Seinem Wesen nach galt dieser Kentaur als weise und als der gerechteste unter den Kentauren. Ein Freund der Götter, der über Kenntnisse in der Arzneikunde verfügte. Philyra war jedoch so enttäuscht über ihre »Missgeburt«, dass sie Zeus bat, sich verwandeln zu können, was dieser ihr gewährte. So wurde sie zu einer Linde. Und der Burgergrill macht alles falsch und bestellt für sein Interieur statt einer Linde tausend Birken. Der deutsche Wald gegen die Lichter, die in Hollywood gesetzt werden... dafür tausche ich kein Pferd gegen ein Rind.
In Moonlight findet die High-School-Mobbing-Story keine Erlösung im American Dream, sondern endet in der Implosion des amerikanischsten aller möglichen Settings – dem Diner. Das Tischgespräch in einem Diner mit Fensterblick auf die Schnellstraße ist eines der wichtigsten Motive innerhalb der amerikanischen Kulturgeschichte. Man könnte so weit gehen, zu sagen, dass der Blick vom Diner auf die Straße die amerikanische Entsprechung für das Fenstermotiv der europäischen Romantik ist. Mit dem Unterschied, dass in der Romantik die Ferne ein Sehnsuchtsort bleibt, während in Amerika alles immer in Bewegung ist. So gesehen ist die Enge der Diner–Lokale und der Blick heraus auch ein Trick: Man hat den Eindruck, das Tischgespräch fände in einem Speisewagen statt. So bleibt der Film auch im Stillstand in Bewegung. Wenn Cheiron alias Black also am Ende in so einem Diner sitzt und nichts tut, sprachlos ob all der Enttäuschungen, allerspätestens dann wird klar, dass hier der Tisch dieses amerikanischen Topos für das schlechte Gewissen der Filmakademie gedeckt ist. Dafür waren die drei Oscars. Dafür, und für den Tausch: Schmerz statt Hass.
Auch ich erinnere mich an die Pein, schonmal sprachlos vor Erwartung gewesen zu sein. Voller Liebeswunsch und Verlangen nach Erlösung an einen Ort gereist zu sein, und dann maulfaul und ungelenk nichts als Enttäuschung und Mondlicht gespürt zu haben. Kevin kann den endlos tief sitzenden Schmerz von Black nicht auflösen. Aber er kann ihn in den Arm nehmen, seinen Kopf kraulen und ihm die Muskeln streicheln. Im Moonlight...
Der Burgergrill, in dem ich sitze, hat nichts von einem Diner: Keine roten Sitzbänke mit Fensterblick, kein Standard-Menu, kein Refill–Prinzip, kein Zahlen am Cash-Register. Und als ich die Rechnung für meine Süßkartoffeln bezahle, bekomme ich die Frage, warum ich eigentlich in so einen Laden gehe, mit dem Namen der Bedienung quittiert: Die heisst Sharon. Und aus der Wolke über mir bricht ein Taborlicht hindurch und richtet einen Spot auf die Nacht dort draußen. Sharon – Cheiron, bist du’s, oder ist der Kevinismus deine Mythologie?