USA 2005 · 120 min. · FSK: ab 12 Regie: Doug Liman Drehbuch: Simon Kinberg Kamera: Bojan Bazelli Schnitt: Michael Tronick Darsteller: Brad Pitt, Angelina Jolie, Vince Vaughn, Adam Brody, Kerry Washington, Keith David u.a. |
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Mr. & Mrs. Smith |
Der zeitgemäße Liebestöter ist keine unförmige Unterhose mehr, sondern die gemeinsame Morgenhygiene eines Paares. Mr. and Mrs. Smith, das ist ein sogenannter »Starvehikel« zweier Superstars, der angeblich bei Männern und Frauen des Westens heimlichen »most-wanted« Traumpartner für schnellen Sex und lange Sehnsucht, Brad Pitt und Angelina Jolie. Es ist ein Film von dem Typ, der vor ganz langer Zeit einmal mit Kathryn Hepburn und Cary Grant besetzt worden wäre.
Beide spielen ein glücklich verheiratetes Ehepaar. So glücklich, dass sich Mr. und Mrs. Smith schon lange nichts mehr zu sagen haben. Man langweilt sich in seinem Suburb-Luxusdasein, pflegt den Vorgarten, oder hängt immer wieder neue geschmacklose Vorhänge auf, und der Sex ist auch schon eine Weile eingerostet. Dieses Grauen der Vorstädte ist – vgl. nur zum Beispiel American Beauty – DAS Thema der US-Filme seit den frühen 60ern.
Mr. and Mrs. Smith ist ein Film über die Natur des modernen Begehrens, der sein Thema sozusagen von hinten aufzäumt, und erzählt, was eigentlich nach dem üblichen Ende eines Films, nach Paarfindung und Hochzeit noch passieren kann. Wäre dies ein europäischer Autorenfilm, würde man ihn »Thesenfilm« nennen. So nennt man ihn zwar »Unterhaltung«, aber das bleibt doch eigentlich das Gleiche in anderer Verpackung. Erste These: Die Basis der
durchschnittlich-normalen Ehe, ist die Lüge. Denn seit Jahren arbeiten Mr. und Mrs. Smith jeweils ohne Wissen des anderen als Profikiller. Eines Tages kommt es, wie es kommen muss, und die beiden werden aufeinander angesetzt. »Express Yourself« heißt der Song, zu dem das Ehepaar in mörderischer Absicht aufeinander losgeht, und dabei die gemeinsame schicke Wohnung zerlegt – und damit symbolisch überhaupt allen Besitz. Dieser Abschied vom Materiellen, die Rückkehr zum reinen
Überbau der Gefühle und der Liebe, das ist die zweite These, ist also als Basis des neuerlichen Gelingens der Ehe.
Doch anstatt noch in weiteren Szenen einer Ehe die Paarbildung zu dekonstruieren, fügt Regisseur Doug Liman (Swingers, The Bourne Identity) das Traumpaar danach wieder schnell zusammen. Nichts
kittet besser, man weiß das aus der Politik, als ein gemeinsamer Feind, und als die jeweiligen Auftraggeber die Nichterfüllung der Jobs einklagen, ist es um die Ehekrise geschehen. Jetzt endlich, mitten im Geballer der Gegner, können die Smiths wieder miteinander reden. Man sollte sich in der Ehe also, dritte These, ein gemeinsames Hobby suchen, oder zumindest eine gemeinsame Abneigung.
So weit enthält Mr. and Mrs. Smith den klassischen amerikanischen Mix aus erotischer Verführung und roher Gewalt, und bewegt sich dabei in den ebenso klassischen Bahnen einer »Wiederverheiratungskomödie« wie sie besonders in den 30er und 40er »in« war (z.B. The Awful Truth oder Philadelphia Story). In diesen Filmen freilich steht der witzige Dialog im Vordergrund, hier ist es eher das schnittige, am Ende aber recht platte Design. Zudem mögen Pitt und Jolie zwar viel Leinwandchemie besitzen (und ihr Geld an der Kinokasse garantiert einspielen) – wie Liman sie inszeniert, betont er trotzdem eher das Ungleichgewicht zwischen seinen beiden Hauptfiguren, macht klar, dass Frauen wie Jolie Männer wie Pitt vielleicht zum Frühstück essen, aber bestimmt nicht heiraten.