USA 1995 · 124 min. · FSK: ab 16 Regie: Marc Rocco Drehbuch: Dan Gordon Kamera: Fred Murphy Darsteller: Christian Slater, Kevin Bacon, Gary Oldman, Embeth Davidtz u.a. |
Der Fall scheint klar: Henri Young hat einen Mord begangen, vor 200 Zeugen hat er mit einem Löffelgriff einem Mann die Kehle durchstochen; angegriffen wurde er dabei nicht. – 10 Minuten Verhandlung, dann wandert er in die Gaskammer. Und weil alles klar ist, setzt die pflichtverteidigende Anwaltskanzlei ihren jüngsten Zugang, James Stamphill, auf den Fall an, damit dieser mal einen Gerichtssaal von innen sieht.
Aber Stamphill nimmt seine Aufgabe ernst. Nachdem seine Versuche vom Angeklagten etwas zu erfahren, scheitern, recherchiert er dessen Geschichte:
Wegen eines 5$-Diebstahles kam Young nach Alcatraz und wurde dort, nach einem mißglückten Ausbruchversuch in Einzelhaft gesteckt. 19 Tage sieht die Gefängnisverordnung als Höchststrafe in dem winzigen, dunklen, kalten Kerker vor. Doch Henri Young erblickt erst 3 Jahren später wieder das Sonnenlicht. Physisch wie psychisch ein Wrack, ist seine erste Tat, den Mann zu töten, den er für das Scheitern des Ausbruchs für verantwortlich hält. Und nun wartet er apathisch auf das Todesurteil.
Stampill versucht nachzuweisen, daß der Strafvollzug Young zum Mörder gemacht habt, aber vor Gericht bekennt sich dieser schuldig. Die Gaskammer gibt ihm mehr Hoffnung, als eine Rückkehr nach Alcatraz. Stampill bleibt also nur eine Schlacht an zwei Fronten: vor Gericht kämpft er um das Leben seines ersten Mandanten, hinter den Kulissen um dessen Vertrauen.
Regisseur Marc Rocco inszeniert die authentische Geschichte nicht als Gerichtsdrama. Die Handlung entwickelt sich vielmehr in der Zelle des Angeklagten, im vorsichtigen Dialog mit seinem Verteidiger und in dessen beharrlicher Recherche.
Ähnlich recherchierte Drehbuchautor Dan Gordon. 9 Monate lang sichtete er alte Zeitungsberichte, Fernsehnachrichten und Gerichtsprotokolle und führte Interviews mit ehemaligen Angestellten des Gefängnisses und dem damals verhandelnden Richter. Das Ergebnis seiner Zusammenarbeit mit Rocco wirkt erdrückend real, so gar nicht wie die Hollywoodversion eines Gerichts- oder Gefängnisdramas. Auch die Vorverurteilung, die man der Besetzung entgegenbringen könnte, muß man schnell revidieren. Christian Slater hat endlich eine Rolle gefunden, die ihn vor große Aufgaben stellt und Kevin Bacon beweist, daß er mehr als nur nett lächeln kann. Als lethargischer Häftling, der lieber sterben will als seinen Horror zu verlängern, zeigt er ein Schauspiel für das andere bereits einen Oscar bekommen haben. Nicht zu vergessen Gary Oldman als sadistischer Gefängnisdirektor, von dem man ja weiß, daß er wirklich böse sein kann.