USA 1998 · 88 min. · FSK: ab 0 Regie: Tony Bancroft, Barry Cook Drehbuch: Robert D. San Souci, Rita Hsiao, Chris Sanders u.a. Musik: Jerry Goldsmith, Matthew Wilder, David Zippel |
Weihnachten steht vor der Tür keine Frage, da kann der neue Disneyfilm nicht weit sein. Zum beachtlichen 36. Mal bringt die US-amerikanische Trickfilmfirma eine abendfüllende Animation heraus, bei der es wie gewohnt um Gut und Böse geht, doch anstelle des alten Griechenlands oder Persiens, lädt sie uns auf eine Reise ins entfernte kaiserliche Reich der Mitte ein. Auf der volkstümlichen chinesischen Legende von Hua Mu Lan basierend, erzählt Mulan ein Emanzipationsabenteuer zur Zeit der Hunneneinfälle, die die chinesiche Mauer überrannt haben. Aus jeder Familie wird nun ein Soldat gesucht, der in der kaiserlichen Armee gegen die barbarischen Eindringlinge und ihren dämonischen Anführer Shan Yu kämpft. Weil ihr Vater dazu körperlich nicht mehr in der Lage ist, verkleidet sich Mulan kurzerhand als Mann, um die Familienehre zu retten und stellt sich als Krieger zur Verfügung. Begleitet wird sie dabei von ihrem treuen Pferd Khan, von Mushu, einem vorlauten Mini-Drachen und der glücksbringenden Grille Kriki, zunächst bei der Grundausbildung zum Soldat und später im Feldzug gegen die marodierenden Hunnen.
Im Gegensatz zu den westlichen Schauplätzen vergangener Heldengeschichten hat sich Disney komplett neu orientiert, nicht nur stilistisch, sondern auch in angenehmen Maße bei inhaltlichen Belangen. Der Verzicht auf eine simple Lovestory als Rahmenhandlung, die die weiblichen Protagonisten vergangener Abenteuer stark reduzierte, gebiert ein spaßiges Konzept. Die Abwendung von der klischeehaften Motivation der weiblichen Hauptfigur, einen Mann im Leben zu finden, läßt eine ausgereiftere Charakterisierung von Mulan zu – ein Aspekt, der den Film auch für Erwachsene spannend macht. Dabei hat Disney Wert auf eine äußerst unterhaltsame und überaus gagreiche Umsetzung gelegt, die sympathischen Figuren sind mit einem unglaublichen Witz versehen, insbesondere Mushu stiehlt den anderen die Show – im Original vom unnachahmlichen Eddie Murphy gesprochen – bei uns immerhin von Otto Waalkes, der eine ganz andere Interpretation liefert (da empfehle ich die OV).
Neben der gewohnten technischen Perfektion besticht besonders die pastellene Farbauswahl mit ausgefeilten Details und der asiatisch angehauchte, neuartige Zeichenstil. Unterstützt von hervorragendem Timing und den Bildkompositionen besitzt das Spektakel – wie immer – schneidige Songs (bitte, bitte: im Original anschauen, zum Zweiten) und großartigen Humor. Der formelhaften Vorstellung vom Reich der Mitte bezüglich deren Kultur sollte man lieber nicht so viel Beachtung schenken und das Happy End ist genauso selbstverständlich wie die exquisiten und aufwendigen Zeichnungen. Doch mit dem perfekt abgestimmten Wechsel zwischen anspruchsvoller Dramatik und entwaffnendem Humor, läßt einen der Einfallsreichtum von Mulan durch die teilweise rabiaten, aber immer zündenden Gags vor Lachen fast aus dem Kinosessel kippen in der seit langer Zeit mit Abstand besten Disneyverfilmung.